Mental Load beschreibt die mentale Belastung, die durch das ständige Planen, Organisieren und Koordinieren des Alltags entsteht. Das Problem: Auch in Partnerschaften wird diese Last häufig allein von den Frauen getragen. Aber das könnt ihr ändern.
Mental Load kann im Alltag viele Formen annehmen: Treffen mit Freund:innen und Familie koordinieren, das Haushaltsgeld verwalten, Arztbesuche und Schulveranstaltungen organisieren, Konzerte und andere Veranstaltungen buchen, den Haushalt in Schuss halten, Reparaturen und Wartungen durchführen, die schulischen und außerschulischen Aktivitäten der Kinder im Blick haben.
Diese „Kümmerarbeit“ erfordert ständige Aufmerksamkeit und Organisation. Theoretisch könnten sich in einer Partnerschaft ja beide Partner darum kümmern. In vielen Beziehungen bleiben diese Aufgaben aber an der Frau hängen. Und die muss sie auch noch mit ihren beruflichen Verpflichtungen koordinieren, was es zu einer Belastung macht.
Mental Load ist unsichtbare Arbeit
Viele alltägliche Organisations- und Denkarbeiten werden als selbstverständlich angesehen und sind daher unsichtbar. Sie tragen dennoch erheblich zur psychischen und gesundheitlichen Belastung bei. Das kann einerseits in Stress und Burnout münden. Es kann aber auch zu einer Beziehungskrise führen, etwa wenn die Frau das Gefühl hat, die alleinige Last an allem tragen zu müssen. Als weiblicher Elternteil immer den einfordernden Bad Cop geben zu müssen, während der männliche Elternteil nur tut, was ihn bei den Kids beliebt macht, schlägt irgendwann aufs Gemüt.
Natürlich gibt es auch Beziehungen, in denen der Mann den Mental Load trägt. Und natürlich haben auch gleichgeschlechtliche Beziehungen mit solchen Ungleichgewichten zu kämpfen. Doch das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut WSI der gemeinnützigen Hans-Böckler-Stiftung sah in einem Report vom August 2023 die Hauptlast beim Erbringen kognitiver Arbeit im Haushalt vor allem bei den Frauen und Müttern (PDF).
Frauen arbeiten heute mehr als früher, Männer nicht
Im Klartext: Die Frauen kümmern sich um vieles, die Männer um weniges. Und zwar auch dann, wenn die Frauen in Vollzeit arbeiten: Denn einerseits ist die Frauenerwerbstätigkeit in den letzten Jahrzehnten erheblich gestiegen – andererseits haben die Männer ihnen nicht im gleichen Maße die unbezahlte Sorgearbeit abgenommen.
Den Haushalt zu organisieren, gilt zum Beispiel für viele als Selbstverständlichkeit. Dafür zu sorgen, dass alle Familienmitglieder zu Mahlzeiten, Ärzten, Beruf und Schule kommen, wird ebenfalls selten als „Arbeit“ wahrgenommen. Es ist aber Arbeit, und dass sie nicht anerkannt wird, ist für die arbeitende Person – eben meist die Frau – noch belastender.
Verantwortlich dafür sind die teils noch immer wirksamen, traditionellen Rollenbilder. Sie sehen Frauen in der Hauptverantwortung für das häusliche Wohl und für soziale Verpflichtungen, Männer hingegen als für das Haushaltseinkommen zuständig. Das beginnt schon bei der Erziehung, wo eher Mädchen als Jungs dazu angehalten werden, verantwortliche Aufgaben zu übernehmen.
Das Mental Load macht Frauen ärmer
Es geht weiter bis zum Gender Pay Gap, durch den Frauen im Durchschnitt weniger verdienen als Männer. Die Folge: Rein aus Haushaltseinkommenssicht ist es tatsächlich kosteneffizienter, wenn Frauen die unbezahlte Kümmer- und Sorgearbeit leisten. Was es nicht gerechter macht, zumal es die Idee zementiert, ihre Zeit wäre weniger wertvoll als seine.
Wahr ist vor allem, dass Frauen aus genau diesen Gründen weniger Geld in die Altersvorsorge stecken können und daher mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für Altersarmut dafür bezahlen, dass sie das Mental Load geschultert haben. Sie können außerdem weniger Zeit und Energie für die langfristige Finanzplanung und Investitionen aufwenden. Zugleich werden sie im Job meist schlechter bezahlt, zahlen also auch deswegen weniger in die Altersvorsorge ein. Umso wichtiger ist es für sie, früh mit dem Aufbau eigenen Vermögens zu beginnen.
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Strategien gegen Mental Load
Eine gute Partnerschaft kann diesen Zustand beenden. Der erste Schritt gegen eine einseitige Mental-Load-Belastung in einer Beziehung besteht darin, sich gemeinsam hinzusetzen, darüber zu sprechen und anzuerkennen, dass dieses Problem existiert. Das mag erstmal banal erscheinen, aber zu den Ursachen gehört ja eben, dass das Problem meist weder wahrgenommen noch ernst genommen wird.
Wenn auch ihr von dem Problem betroffen seid, dann erstellt als erstes eine gemeinsame Liste der unsichtbaren Aufgaben. Seid dabei gerecht, also lasst nicht einfach Dinge aus, die der Frau oder dem Mann obliegen. Es ist wichtig, offen und transparent zu sein und wirklich alles auf den Tisch zu legen, was getan werden muss, und sei es noch so klein und unsichtbar.
Eine denkbare Strukturierung ist die Aufteilung in tägliche, wöchentliche, monatliche und jährliche Handlungen. Oder in Dinge, die selbst zu tun sind und Dinge, für die externe Hilfen gebrieft werden müssen.
Denn das Organisieren selbst ist bereits Mental Load. Einen Babysitter zu haben, entlastet temporär vom Babysitten – aber nicht davon, diesen zu kontaktieren, Termine auszumachen, Feedback zu geben, zu bezahlen usw.
Dies ist auch etwas, was der Mann verstehen muss: Arbeiten zu erledigen ist gut. Aber das Mental Load, immer als Erste die Initiative ergreifen zu müssen darf nicht an der Partnerin kleben. Andernfalls untergräbt das auch ihr Gefühl, eine Beziehung mit einer erwachsenen Person zu führen.
Offenheit und Gerechtigkeit sollten auch bestimmen, wie die Tätigkeiten verteilt werden. Bestimmte Aufgaben wiegen vielleicht schwerer als andere. Häufig wiederkehrende Tätigkeiten (Kind in den Kurs bringen) wiegen mehr als seltene (Auto zum TÜV bringen).
Angenehmes sollte ebenso gerecht verteilt werden wie Unangenehmes. Stärken und Vorlieben zu berücksichtigen ist richtig, aber: Nur, weil man etwas gerne macht, heißt das nicht, dass es nicht auch Arbeit und Belastung ist. Auch Frust oder Erfüllung, die sich aus der Erledigung ergeben, sollten gleichmäßig verteilt werden. Und es wird auch Herausforderungen geben, die eben nur einer von beiden bewältigen kann (oder beide im Team).
Gerechtigkeit herbeizuführen ist immer schwer. Eine Möglichkeit, das Mental Load einer Person zu reduzieren, bietet die Einführung eines Rotationssystems. Zum Beispiel könnte jede Woche oder jeden Monat der/die jeweilige Partner:in für bestimmte Dinge verantwortlich sein. Zugleich solltet ihr eine solche Aufteilung nicht zu starr handhaben – was aber nicht dazu führen sollte, dass wieder nur eine Person dafür zuständig ist, die To-dos zu verteilen. Darauf solltet ihr stets beharren: Dass die Aufgabenverteilung gemeinsam geschieht. Sonst bleibt diese Last erneut an der Person hängen, die sich darum kümmert.
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Digitale Tools können helfen, den gemeinsamen Alltag zu organisieren. Beispiele sind ein geteilter Digitalkalender, den beide mobil dabei haben. Auch mit den guten alten Karteikarten kann man sich organisieren. Solche Tools haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie visualisieren, wie das Mental Load verteilt ist. Gute Idee auch: Entlastungstage einführen, an denen einer der Partner nichts zu tun hat, noch nicht mal, an etwas zu erinnern.
Übrigens: Delegieren und Auslagern sind nicht verboten. Dienstleister:innen und ebenso die Hilfe der weiteren Familie können sinnvoll sein, wenn das Mental Load sehr hoch ist,. Aber auch hier: Die Aufgabe, deren Hilfe zu verwalten, darf nicht an einer Person hängen bleiben (etwa nur wegen der Verwandtschaft). Oder wenn doch, dann müssen andere Jobs im Gegenzug an den Partner gehen.
Und nicht zuletzt gilt: Runter vom Perfektionismus. Zum einen muss nicht alles perfekt sein. Zum anderen sollte man sich frei machen von der Idee, dass der Partner oder die Partnerin alles so zu tun hat, wie man es selbst gemacht hätte. Wenn hier eine Schieflage entsteht, sollte dies im Rahmen der Verteilung von Aufgaben besprochen werden.
Übrigens: Die traditionelle Rollenverteilung, die Frauen oft als Hauptverantwortliche für das Familienmanagement sieht, beeinflusst auch, wie Finanzentscheidungen getroffen werden. Oft verwalten Frauen die täglichen Ausgaben – überlassen größere Investitionsentscheidungen aber den Männern. Auch das führt zu einem Ungleichgewicht, nämlich bei der finanziellen Autorität und Planung. Frauen sollten finanzielle Entscheidungen, die immense Auswirkungen auf ihr späteres Leben haben, nicht einfach dem Mann überlassen – erst recht nicht im Tausch gegen Entscheidungen, die keine solchen Auswirkungen haben.
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Fazit: Mental Load lässt sich wegorganisieren
Das Mental Load wurde während Corona zum ersten Mal zu einem heißen Thema in der breiten Öffentlichkeit, weil wegen der geschlossenen Schulen die Kinderbetreuung vor allem den Frauen überlassen wurde, was deren psychische und gesundheitliche Belastung unübersehbar erhöhte. Die Corona-Krise ist vorbei, aber das Problem des Mental Load besteht weitgehend unverändert. Das wird sich im großen Maßstab erst ändern, wenn der gesellschaftliche Wandel überkommene Rollenbilder weiter hinterfragt und irgendwann auflöst.
Im privaten Kreis einer Familie kann das Mental Load wie oben beschrieben schon heute gerechter verteilt werden. Ein weiterer Schritt zur Entlastung könnte die Einrichtung eines Fondssparplans sein. Solch ein Sparplan ermöglicht es, regelmäßig und automatisch in Fonds zu investieren, was nicht nur die Notwendigkeit verringert, täglich Spar- und Finanzentscheidungen treffen zu müssen, sondern auch langfristig das Vermögen aufbaut und somit zur finanziellen Sicherheit beiträgt.
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