Die beste Verpackung entsteht erst gar nicht, die Zweitbeste wird wiederbenutzt und die Drittbeste wird recycelt – und kommt als Rezyklat zurück. Wie das funktioniert und was es für die Umwelt bringt zeigen wir hier.
Laut Plastikatlas 2019 werden weltweit über 400 Millionen Tonnen Plastik im Jahr produziert. Eins ist klar: Wir verbrauchen viel zu viel des Kunststoffs – zu viele To-Go-Becher, zu viele Verpackungen. Nur: Was können wir dagegen tun?
Am besten vermeiden wir natürlich (Einweg-)Plastik vollständig. Aber kompletter Verzicht ist in manchen Lebensbereichen kaum möglich, schon gar nicht von heute auf morgen. Zudem erfüllen Verpackungen bei der Logistik und Lagerung manchmal wichtige Schutzfunktionen, um beispielsweise Lebensmittelverschwendung zu verhindern. Eine mögliche Lösung um den Einsatz von Kunststoff möglichst umweltfreundlich zu gestalten: Der Einsatz von Rezyklat und die reyclingfähige Gestaltung von Verpackungen. Doch was ist das eigentlich genau?
Plastik: Problemstoff oder Verpackungsgenie?
Tagtäglich kommt jeder Mensch hunderte Male mit Plastik in Kontakt. Und es hat als Verpackungsmaterial viele Vorteile: Es ist leicht, günstig zu produzieren und widerstandsfähig, wandlungsfähig und vielseitig einsetzbar. Außerdem ist es fett- und feuchtigkeitsresistent – und kann dabei helfen, die Haltbarkeit von Lebensmitteln zu verlängern.
Ein Problem ist jedoch die Entsorgung. Kunststoffe brauchen durchschnittlich 450 Jahre, um sich zu zersetzen. Die Folge: Sie verschmutzen die Weltmeere, landen in Mägen von Vögeln und Fischen oder schwirren als Mikroplastik durch unsere Umwelt. Die kleinsten Partikel bleiben über Jahrhunderte hinweg als Fremdkörper in unserem Ökosystem bestehen. Daher vermeiden und verringern einige Unternehmen den Einsatz von Plastik, wo immer es möglich ist, und verzichten auf Mikroplastik in ihren Produkten. Bei der REWE Group werden dadurch jährlich tonnenweise Plastik allein bei REWE, PENNY und toom Baumarkt eingespart.
Recycling: Wichtig ist die Sortenreinheit
Vermeidung ist das eine, doch was tun, wenn auf Kunststoff (noch) nicht gänzlich verzichtet werden kann? Um die Umwelt zu schützen, wird der Ruf nach mehr und besserem Recycling lauter. Schnell ist dann die Rede von einer Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet, so zu wirtschaften, dass Ressourcen nicht als Abfälle verloren gehen, sondern wieder und wieder verwendet werden können.
Unabdingbar für einen solchen Kreislauf: den Verpackungsmüll aufzubereiten – in Form von Rezyklat. Der Begriff Rezyklat steht dabei zunächst für alle Stoffe, die ganz oder teilweise aus Materialien bestehen, die einem Recyclingkreislauf entstammen – wie etwa aus dem Gelben Sack. Beim Einsatz von solchen „Sekundärrohstoffen“ werden die Rohstoffe im Kreislauf gehalten und somit Ressourcen eingespart.
Auf den ersten Blick sieht das einfach aus: Plastikabfälle sollte es schließlich genug geben, blickt man auf die Unmengen an Müll in den Gelben Tonnen oder Säcken, die tagtäglich produziert werden. Jährlich werden etwa 1,2 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle im Gelben Sack gesammelt.
Doch nicht aus allen Verpackungsabfällen lässt sich recycelter Kunststoff herstellen, der sauber genug ist, um daraus neue Lebensmittelverpackungen zu produzieren. Derzeit eignet sich dafür nur Material aus dem Pfandsystem für PET-Kunststoff-Flaschen.
Auch auf die Farbe kommt’s an
Entscheidend für die Recyclingfähigkeit sind vor allem der Einsatz von Monokunststoffen, hier besteht die Verpackung nur aus einer Sorte Kunststoff, beziehungsweise die Vermeidung von Verbundkunststoffen, dabei besteht der Kunststoff aus zwei oder mehr Materialien sowie der Einsatz von Standardpolymeren wie PP oder PE, für die es in Deutschland und Europa gute Recyclingmöglichkeiten gibt. Auch weitere Merkmale wie wasserlösliche Etiketten oder die Vermeidung von metallischen Beschichtungen können eine Rolle spielen.
Und auch die Farbe ist entscheidend: Am besten eigenen sich transparente Kunststoffe für das Recycling. Je dunkler das Plastik, desto eher gibt es Probleme bei der Weiterverarbeitung. Weil jedoch nach Sorten, aber nur unzureichend nach Farben sortiert werden kann, wird das Rezyklat durch solches Plastik dunkel. Helle Verpackungen lassen sich aus dem wiedergewonnenen Grundstoff nicht mehr herstellen, dazu ist wieder neuer Kunststoff nötig. Hinzu kommt, dass das Recycling von Plastik immer noch deutlich teurer ist, als neues Plastik herzustellen. Viele Produzent:innen verspüren deshalb wenig Anreiz, auf Rezyklat zurückzugreifen.
Wasserzeichen für die leichtere Sortierung
Trotz alledem ist die Verwendung von Plastik-Rezyklat aktuell die nachhaltigste Möglichkeit, um Verpackungen aus Kunststoff herzustellen. Um das Recycling zu fördern, haben sich 2020 über 85 europäische Unternehmen und Organisationen aus der gesamten Wertschöpfungskette von Verpackungen zu der Initiative „HolyGrail 2.0“ zusammengeschlossen, darunter auch die REWE Group.
Die Idee: Mithilfe von digitalen Wasserzeichen auf Verpackungen soll ein verbessertes Sortierverhalten und damit ein hochqualitatives und -quantitatives Recycling möglich werden. Die mit dem bloßen Auge kaum wahrnehmbaren Codes in der Größe einer Briefmarke können auf der Oberfläche von Verpackungen aufgetragen werden. Mit einer hochauflösenden Kamera werden die Wasserzeichen später in der Abfallsortieranlage erkannt, die hinterlegten Informationen können dekodiert und entsprechend der jeweiligen Attribute automatisch sortiert werden.
Das Ergebnis: Bessere und genauere Sortierströme, die wiederum hochwertigere Rezyklate hervorbringen können, von denen die gesamte Wertschöpfungskette profitiert. Innerhalb dieser Initiative soll die digitale Technologie nun bald auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden.
Verpackungen aus Rezyklat im Einzelhandel
Und auch der Lebensmittelhandel treibt die Nutzung von Rezyklat voran. Seit vielen Jahren werden Kunststoffrezyklate in Verpackungen eingesetzt und Rezyklatanteile gesteigert. So brachten REWE und PENNY mit einer Wasserflasche aus 100 Prozent Rezyklat im Mai 2019 als erste Händler eine Eigenmarken-Flasche auf den Markt, die komplett aus recyceltem Kunststoff besteht. Mittlerweile bestehen viele der REWE- und PENNY Eigenmarken-Verpackungen bis zu 100 Prozent aus wiederverwertetem Plastik, oftmals stammen 20 Prozent davon aus dem Gelben Sack. Beispiele hierfür sind die Tiefkühl-Tragetaschen, diverse Convenience- und Feinkost-Verpackungen, sowie zahlreiche Reinigungsmittel- und Körperpflegeverpackungen der REWE Group-Eigenmarken. Rezyklatanteile sollen in Zukunft sukzessive erhöht werden, um die Ressourcen mehrfach zu nutzen.
Im Baumarkt ist Rezyklat ebenfalls schon lange angekommen: Bereits 2011 fing toom als erster Baumarkt in Deutschland mit der Umstellung auf Rezyklat an und verwendete für einen Farbeimer zu 100 Prozent Materialien aus dem Gelben Sack – ein Novum bei der Wiederverwendung von Kunststoffabfällen.
Jede:r kann einen Beitrag leisten
Da die Möglichkeit, qualitativ hochwertiges Rezyklat herzustellen, von der Reinheit des Materials abhängig ist, können wir alle einen Teil dazu beitragen: Entsorge dein Altplastik richtig und achte auf eine sorgfältige Trennung deines Mülls. Für die Herstellung von Rezyklat ist besonders die ordentliche Trennung der Abfälle im gelben Sack wichtig. Jeder falsche Müll in diesem Sack erschwert die Sortierung und somit das Recycling. Das gilt im Übrigen nicht nur für Kunststoffe, sondern auch für Papier, Glas oder Leichtmetalle – auch aus ihnen kann Rezyklat entstehen. Durch die korrekte Mülltrennung und Entsorgung ohne Störstoffe werden die Rezyklatströme besser.
Bring deine gekauften PET-Flaschen zurück in den Pfandautomaten. Dank des Flaschenpfands in Deutschland wird ein Großteil der Behälter bereits zurückgegeben, aber jede Flasche zählt. Außerdem kannst du beim Einkauf gezielt auf Produkte mit einer Rezyklat-Verpackung achten. Dazu befindet sich beispielsweise bei REWE, PENNY und toom Baumarkt ein Vermerk auf der Verpackung.
Und nicht zuletzt: Vermeide bewusst unnötigen Plastikmüll, indem du zum Beispiel Mehrweg-Produkte und -systeme benutzt und Verpackungen vermeidest, wo immer es möglich ist. Denn das beste Plastik ist noch immer das, was gar nicht erst entsteht.
Nachhaltigere Verpackungen bei der REWE Group
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