Die Debatten um Feminismus, Gleichberechtigung und Sexismus sind in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Diese Diskussionen haben auch die Film- und Serienwelt nachhaltig verändert. Wir stellen euch Filme und Serien vor, die ihr kennen solltet.
Zwar können auch Männer von Sexismus betroffen sein, doch es sind die Frauen, die schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen, im Alter voraussichtlich im Vergleich häufiger unter Altersarmut leiden werden und sich häufiger mit sexuellen Belästigungen oder sexualisierter Gewalt konfrontiert sehen. Die #MeToo-Bewegung hat das natürlich noch nicht grundlegend geändert, aber immerhin deutlich sichtbarer gemacht.
Feministische Filme und Serien, in denen es auch um Gleichberechtigung und Sexismus geht, gibt es aber zum Glück nicht erst seit Kurzem. Die Kunst befasst sich in Filmen und Serien immer häufiger mit starken Frauenfiguren und spannenden Geschichten aus weiblicher Perspektive. Sie werden immer häufiger gedreht und auch finanziell immer erfolgreicher.
1. „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ (2019)
Dieser Film, der letztes Jahr in Cannes umjubelt wurde, erzählt die Geschichte zweier Frauen, die sich auf einer französischen Insel kennenlernen. Die Malerin Marianne soll ein Porträt von Héloïse zeichnen, die an einen reichen Mann verheiratet werden soll. Da diese das aber nicht möchte, muss Marianne heimlich am Gemälde arbeiten. Tagsüber verbringt sie ihre Tage mit Héloïse und muss versuchen, möglichst viel ihres Antlitzes im Kopf zu behalten, denn die darf das natürlich nicht bemerken.
Schließlich verlieben sich beide Frauen ineinander. Eine Liebe, die natürlich nicht von Dauer sein kann. „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ stellt den weiblichen Blick in den Mittelpunkt des Filmes. Männer existieren in dieser Welt eigentlich nicht. Ein Film, der sich wie ein Klassiker anfühlt, obwohl er so neu ist.
2. „Persona“ (1966)
Genau andersherum verhält es sich bei Ingmar Bergmans „Persona“ von 1966. Der Klassiker könnte eigentlich auch von heute sein. Wer „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ mochte, sollt sich direkt im Anschluss „Persona“ anschauen.
Die Geschichte handelt von der Schauspielerin Elisabeth, die auf einmal aufhört zu sprechen. Die Krankenschwester Alma nimmt sich ihrer an und fährt mir ihr auf eine einsame Insel, um sie dort zu pflegen. Dabei gibt sie in ihren langen Monologen sehr viel von sich Preis, sie erzählt von einem sexuellen Seitensprung am Strand, eine Abtreibung kommt zur Sprache und Elisabeth hört zu. Irgendwann blenden beide Frauen immer mehr ineinander, so dass wir kaum noch wissen, wer hier eigentlich wer ist.
„Persona“ ist ein wunderschöner Kunstfilm, der fast komplett ohne Männer auskommt, die Komplexität der Psyche aufzeigt und schon in den 60ern radikale feministische Themen angesprochen hat.
3. „Buffy: Im Bann der Dämonen“ (1997)
Viele, die diese Serie in den 90ern im Abendprogramm von ProSieben gesehen haben, wissen vielleicht gar nicht, wie viel feministisches Potential sich darin verbirgt. Blonde Cheerleader segnen in Horrorfilmen meist ziemlich schnell das Zeitliche, Buffy hingegen wird direkt zur Vampirjägerin.
Auch Buffy-Schöpfer Joss Whedon hat immer wieder betont, dass hier eine Frau zur Heldin wird, die wir normalerweise als Opfer kennen. Gerettet werden müssen von ihr stattdessen meistens Männer. Auch viele Nebencharaktere sind weiblich, und die lesbische Liebesbeziehung zwischen Willow und Tara führte zu einem einer der ersten lesbischen Küsse im US-Fernsehen.
„Buffy“ hat gezeigt, dass man typische Erzählmuster auch einfach mal umdrehen und infrage stellen kann.
4. „Mad Max: Fury Road“ (2015)
Etwas ganz Ähnliches konnten wir vor ein paar Jahren im Kino erleben. Hier gab es einen dreckigen Blockbuster zu sehen, in dem es fast ausschließlich um ein Autorennen in der Wüste ging, und der trotzdem feministisch war.
„Mad Max: Fury Road“ schildert eine dystopische Zukunft, in der Wasser die wichtigste Ressource ist. Die Söldnerin Furiosa (Charlize Theron) hilft einer Gruppe von Sklavinnen, die einen finsteren Herrscher neue Kinder gebären sollen, zu entkommen und schließt sich dem titelgebenden Mad Max an. Dieser Aufstand der Frauen gegen das Patriarchat ist so eindrucksvoll und brachial inszeniert, dass es kein Wunder ist, dass sich der nächste Teil komplett um die Figur der Furiosa drehen soll.
5. „Broad City“ (2014)
Wir alle kennen Comedy-Serien über ein paar Dudes in der Großstadt, die irgendwie durch ihr Leben stolpern. Und wir kennen „Sex and the City“, eine Serie, die den Spieß zwar umgedreht hat, aber trotzdem in Teilen sehr stereotype Frauencharaktere hatte.
„Broad City“ ist die Serie für alle, die eine Generation jünger oder geistig vielleicht schon ein Stückchen weiter sind. Die beiden Schöpferinnen Ilana Glazer und Abbi Jacobsen spielen sich selbst. Dabei gehören sie eben nicht zur Upperclass, sondern sind ständig pleite, müssen sich mit seltsamen Jobs durchschlagen, haben komische Sexualpartner und kiffen ziemlich viel.
„Broad City“ zeigt zwei clevere Frauen, in der Großstadt, die ein ganz normales Leben führen, und mit deren Struggle sich viele Millennials identifizieren können. Ach ja: Die Serie ist unglaublich lustig.
6. „Thelma & Louise“ (1991)
Ridley Scotts Klassiker von 1991 ist heute so aktuell wie damals, obwohl man schon zweimal blinzeln muss, wenn man den jungen Brad Pitt mit seinem Cowboy-Hut sieht.
Der Film handelt von der Hausfrau Thelma, die von ihrem Mann genervt ist und deshalb mit der Kellnerin Louise einen Roadtrip macht. Vor einer Bar wird Thelma sexuell belästigt und Louise bringt den Angreifer um. Aus Angst vor der Polizei fliehen die beiden Frauen Richtung Mexiko. Was folgt, ist eine fulminante Verfolgungsjagd durch die USA, die mit einer ikonischen, bittersüßen Szene endet.
„Thelma & Louise“ ist „Bonnie & Clide“ auf links gedreht, ein brüllend komischer feministischer Abenteuerfilm.
7. „Hidden Figures“ (2016)
Geschichte wird oft von Männern geschrieben. Und handelt dann auch von Männern. Aber dass an der ersten Weltraummission der USA eben nicht nur weiße Männer, sondern auch einige Schwarzen Frauen beteiligt waren, das ist vielen unbekannt. „Hidden Figures“ erzählt genau diese Story.
Es geht um die drei Mathematikerinnen Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson, die am Apollo- und Mercury-Programm mitgearbeitet haben und mit dafür verantwortlich waren, dass der Astronaut John Glenn als erster US-Amerikaner die Erde umrunden konnte.
Hidden Figures ist zwar konventionelles Hollywood-Kino, aber mit tollen Darsteller*innen besetzt und einer spannenden intersektionalen Perspektive.
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