Die gesellschaftliche und in den sozialen Medien gepflegte Idealvorstellung vom menschlichen Körper lässt sich in drei Worten zusammenfassen: jung, schlank, makellos. Der Realität entspricht das nicht wirklich. Der Druck, perfekt zu sein ist groß – doch der Widerstand dagegen wächst, Body Positivity ist als Gegenbewegung zur ständigen Kritik am Äußeren eines Menschen im Aufwind.
Bildbearbeitungsprogramme helfen, Fotos an unsere Wunschvorstellung anzupassen. Hier ein Fältchen glätten, dort ein Speckröllchen entfernen und da eine paar Hautunreinheiten retuschieren. Im Sommer, wenn sich die Menschen in leichter Kleidung oder Bademode zeigen, fallen diese Aspekte noch deutlich stärker ins Gewicht.
Die Körperwahrnehmung beeinflusst unsere Gesundheit nämlich maßgeblich. Wer sich selbst als schön empfindet und sich in seiner Haut sprichwörtlich wohl fühlt, strahlt das nicht nur aus, sondern ist auch mental und psychisch stärker und widerstandsfähiger. Gerade in schwierigen Zeiten ein guter Grund, liebevoll und freundlich mit dem eigenen Körper umzugehen. Aber was ist Body Positivity überhaupt? Warum sind wir oft so unzufrieden mit uns selbst und wie können wir unser Selbstbild zum Besseren verändern?
Bildbearbeitungsprogramme machen’s möglich – und unglücklich
Die Body Positivity Bewegung entstand als wortwörtliches Gegengewicht zum Schönheitswahn auf Social Media. Die Grundbotschaft lautet: jeder Körper ist schön, egal ob ein paar Kilos mehr, Falten, Pigmentflecken, Narben oder andere „Fehler“. Ziel ist, den Druck zu verringern, den hauptsächlich junge Frauen verspüren, wenn sie nicht dem gesellschaftlich vorgegebenen Schönheitsideal entsprechen. Doch auch junge Männer kämpfen zunehmend mit den meist (unrealistischen) Idealvorstellungen. Wer nicht der Norm entspricht, wird wegen seines Aussehens schnell gehänselt oder beschimpft, was heute unter dem Begriff „Body Shaming“ zusammengefasst wird.
Dabei sind die perfekten Körper in den Zeitschriften und auf Werbeplakaten meist gar nicht das Ergebnis von Ernährung, Sport und guten Genen, sondern schlicht auf gekonnten Umgang mit Bildbearbeitungsprogrammen zurückzuführen. Auch in den sozialen Medien glätten, straffen und strecken alle möglichen Filterprogramme, wo die Natur vermeintlich nicht ausreicht. Und das mit teilweise verheerenden Folgen für die psychische und physische Gesundheit der Follower:innen. Sie eifern ihren Vorbildern nach, wollen wie diese attraktiv und beliebt sein. Stattdessen leiden sie an Depressionen, Magersucht, Sportsucht oder anderen psychischen Erkrankungen, weil sie unrealistischen Trugbildern hinterherjagen. Genau das soll Body Positivity ändern.
Was ist Body Positivity?
Body Positivity lässt sich am besten mit „positive Einstellung gegenüber unserem Körper“ übersetzen. Die Bewegung stammt ursprünglich aus den USA und möchte erreichen, dass wir unseren Körper akzeptieren und uns in unserer Haut wieder wohlfühlen, auch wenn er nicht unbedingt der gängigen Schönheitsnorm entspricht. Wir sollen uns nicht länger auf unser Äußeres reduzieren lassen, denn ein Mensch ist mehr als nur sein Körper und unser Selbstwertgefühl sollte nicht von 90-60-90, einem flachen Bauch oder muskulösen Oberarmen abhängen. Statt uns selbst ständig zu kritisieren und wegen Speckröllchen um die Taille, Dellen an den Oberschenkeln, einem zu schmalen Kreuz, oder den gefühlt zu breiten Hüften auf den Besuch im Freibad zu verzichten, sollten wir uns und unseren Körper lieben. Denn wer sich selbst liebt, so, wie er oder sie ist, strahlt das auch aus und wird häufig allein deswegen als attraktiv und begehrenswert wahrgenommen. Auch in der Modeindustrie ist der Trend Body Positivity mittlerweile angekommen. Kurvige Models zeigen sich auch in Unterwäsche oder Bademode, es gibt schicke Kleidung in großen Größen und Plus Size ist nicht länger ein Nischenmarkt. Dennoch gibt es in Deutschland in diesem Bereich noch viel Aufholbedarf. In einer Studie aus dem Jahr 2021 erreichte die deutsche Social Media-Landschaft in Bezug auf Body Positivity und Inklusivität einen Wert von 3,46 – die „Musterschüler“ Großbritannien, USA und Irland lagen zwischen 8,84 und 8,2. Und die Studie eines Modelabels aus dem Jahr 2022 zeigte, dass nur 37 Prozent der Plus Size Frauen mit ihrem Körper zufrieden sind.
Body Positivity oder Body Neutrality?
Neben der Body Positivity Bewegung gibt es noch einen zweiten Trend im Netz, der sich den Schönheitsidealen widersetzt. Während Body Positivity meint, den eigenen Körper zu lieben, wie er ist und das auch der Außenwelt zu präsentieren, möchte Body Neutrality das Selbstbild von der äußeren Erscheinung lösen. Denn nicht jede:r, der seinen Körper akzeptiert und sich darin wohlfühlt, möchte das der Social Media-Welt mitteilen und öffentlich feiern.
Ganz abgesehen davon, dass wir auch nicht immer zufrieden mit unserer Figur oder unserem Fitnesslevel sein müssen. Vielleicht wollen wir für uns selbst und unser Wohlbefinden unsere Ernährung umstellen oder mehr Sport betreiben, ganz unabhängig von irgendwelchen Idealvorstellungen. Body Neutrality bedeutet, dass auch das okay ist, denn unsere psychische und physische Gesundheit sollte unabhängig von einer „Bewertung“ unseres Körpers durch uns selbst oder andere sein.
Body Positivity und Selbstfürsorge
Body Positivity, die liebevolle, positive Einstellung zum eigenen Körper ist zudem eng verknüpft mit dem Thema Selbstfürsorge. Wer seinen Körper und alle „Makel“ akzeptiert und schätzt, pflegt ihn auch. Hautveränderungen beispielsweise werden dann nicht als Schönheitsfehler abgetan und ignoriert, sondern als mögliche Warnzeichen gesehen und erkannt. Ein Hautkrebs-Screening oder auch ein schneller Online-Hautcheck können helfen, den Krebs schon im Frühstadium zu behandeln oder gar nicht erst entstehen zu lassen.
Andere Alarmzeichen des Körpers, wie Rücken- oder Gelenkschmerzen, chronische Müdigkeit oder Verspannungen, die auf zu viel Stress hindeuten, werden ebenfalls bewusster und früher wahrgenommen. Entspannungsübungen und Meditation helfen beim Stressabbau, wodurch sich eventuelles Burnout verhindern lässt. Aufbauübungen für den Rücken können einem Bandscheibenvorfall vorbeugen. Das sind nur ein paar von vielen Gründe, die für eine positive Einstellung zu unserem eigenen Körper sprechen und zeigen, wie wichtig es ist sich gut und liebevoll um den eigenen Körper zu kümmern.
In der eigenen Haut wohl fühlen ist gesund
Body Positivity, also den eigenen Körper mit allen Fehlern und Problemzonen zu akzeptieren, wie er ist, fällt uns besonders im Sommer manchmal schwer. Zu voll sind die sozialen Medien mit Fotos angeblich perfekter Körper. Trotzdem können und sollten wir lernen, uns selbst liebevoll zu betrachten und anzunehmen, wie wir sind und unser Selbstwertgefühl nicht vom Urteil anderer über unser Äußeres abhängig zu machen. Wer sich in der eigenen Haut wohlfühlt, strahlt das aus, lebt bewusster, achtsamer und gesünder – und ist letztendlich auch attraktiver als diejenigen, die einem unerreichbaren Ideal nachjagen.
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