Die Corona-Pandemie hat die Welt fest im Griff. Hierzulande bekommt die Gesellschaft das vor allem durch den erneuten Lockdown zu spüren. Social Distancing, Einschränkungen im öffentlichen Leben und harte Einschnitte in den privaten Bereichen wie die Schließung von Schulen und Kindergärten ist die Folge. Darunter leiden viele Menschen, doch bei aller Problematik im eigenen Radius sollte der Blick auf weltweit bestehende Probleme wie Wassermangel nicht untergehen.
Durch Corona spitzen sich gerade in Krisenregionen Probleme teilweise nochmals dramatisch zu. Neben Hunger und Krieg leiden weltweit viele Menschen unter Wassermangel und mangelnder Sanitärversorgung. Dieser Umstand wird durch die Folgen des Klimawandels noch weiter begünstigt.
Als eines der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) steht auf Platz 6. das Ziel „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“. Besonders für kleine Kinder ist sauberes Wasser und die damit verbundene Hygiene unabdingbar für ein gesundes Aufwachsen und eine gute Entwicklung. Hier sind die reicheren Industrieländer und die Politik weltweit gefordert, die Ärmsten nicht zu vergessen.
Milliarden Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser
Der Weltwassertag am 22. März zeigte auch 2020, dass weltweit insgesamt 2,2 Milliarden Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser haben (Quelle: unicef.de). Für 785 Millionen Menschen besteht nicht einmal eine Grundversorgung mit Trinkwasser. Von Wassermangel sind vor allem Menschen in den ärmeren Regionen der Welt betroffen – und dort besonders in den ländlichen Gebieten.
Zudem ist das verfügbare Trinkwasser weltweit sehr ungleich verteilt. Vor allem in Afrika, Lateinamerika und Asien herrscht an vielen Orten große Wasserknappheit. Schätzungsweise 3,6 Milliarden Menschen leben heute in Gebieten, die mindestens einen Monat pro Jahr extrem unter Wasserarmut leiden. Dazu müssen schnellstmöglich Lösungen entwickelt werden, für die sich auch der UN-Weltwasserbericht stark macht. Sogenannte „grüne“ Lösungen wie natürliche Wasserkreisläufe, sind Vorschläge, die für die Wasserversorgung genutzt werden könnten.
Neben der Forderung, dass allen Menschen weltweit ein Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht werden muss, sieht Unicef vor allem den Bedarf an „sicherem“ Wasser als dringend notwendig an. Dieser Umstand sei nur gegeben, wenn die Menschen einen Wasserzugang in der Nähe ihres Zuhauses haben und frei darüber verfügbar können.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Wasser sauber sein muss, um mögliche Krankheiten durch Verschmutzungen vermeiden zu können. Das ist jedoch vor allem in den armen Regionen der Welt ein Problem. Hinzu kommt hier der Mangel an Sanitäranlagen. Durch den Kontakt mit Ausscheidungen und verschmutzen Wasser ist der Schutz vor Krankheiten damit deutlich schwieriger. Mit einem Zugang zu sauberem Trinkwasser und der Verfügbarkeit zu sicheren Sanitäranlagen wäre eine deutliche Verbesserung der Lebensumstände möglich.
Sauberes Trinkwasser in Deutschland
In Deutschland ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser bislang ohne Probleme möglich. Zudem zählt Deutschland im weltweiten Vergleich zu den wasserreichen Ländern (Quelle: bmu.de). So verfügt hierzulande normalerweise jeder Haushalt und alle öffentlichen Einrichtungen, wie Schulen und Krankenhäuser über einen Anschluss an die staatliche Wasserversorgung. Damit hat auch jeder Bürger jederzeit Zugang zu sauberem Trinkwasser von meist guter Qualität.
Laut einer Statistik von 2018 (Quelle: statista.com) verbrauchen die Menschen in Deutschland pro Tag und Kopf heute weniger Wasser als noch vor 30 Jahren. So nutzte jeder Deutsche im Durchschnitt um die 127 Liter Wasser täglich. Vor knapp 30 Jahren verbrauchte jeder Deutsche noch durchschnittlich rund 147 Liter Wasser am Tag. Damit zeigt sich, der Wasserverbrauch pro Kopf nimmt tendenziell ab.
Genau hier setzen soziale Organisationen an. Ob Unicef, die Welthungerhilfe oder Unternehmen wie Viva con Agua, alle arbeiten daran Menschen für dieses Problem zu sensibilisieren und zum Mitmachen zu animieren. Die Vision hinter den Projekten ist, sich darum zu bemühen, den Menschen Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Durch Spenden auch aus Deutschland helfen Projekte direkt vor Ort.
Spenden helfen Leben retten
Neben den großen und kleinen Projekten, die sich um den weltweiten Zugang zu sauberem Trinkwasser bemühen und damit gegen Wassermangel kämpfen, kann jeder einzelne direkt und quasi von Zuhause aus etwas tun.
Ob man dabei darauf achtet, den eigenen Wasserverbrauch einfach mal kritisch unter die Lupe zu nehmen, Fördermitglied zu werden und/oder Geld zu spenden. Auch sich an Aktionen wie dem Pfandbecher-Stiften für den guten Zweck auf Festivals zu beteiligt hilft dabei, finanzielle Mittel für Projekte zu sammeln, die den Menschen vor Ort aktive Hilfe bieten. Durch Bohrung von Brunnen oder dem Einrichten von Sanitäranlagen bekommen die Menschen eine Chance, ihr Leben zu verbessern.
„Laut“ und „Leise“ – Wasser mit einer Vision
Ein besonders bekanntes und prominentes Beispiel ist der Verein Viva con Agua. Die meisten kennen Viva con Agua sicher als „lautes“ (mit Kohlensäure) oder „leises“ Mineralwasser (ohne Kohlensäure). Mit jeder Flasche macht der Verein auf seine Vision „Wasser für Alle“ aufmerksam.
Hier ist die Flasche der Flyer. Neben der Aufgabe die Menschen zu informieren wird mit dem Verkauf Geld gesammelt, das dann wiederum als Spenden in Projekte fließt. Damit wird den Menschen vor Ort durch Brunnenbohrungen und der Einrichtung von Sanitäranlagen Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht.
Neben dem Verkauf von Mineralwasser setzt Viva con Agua vor allem darauf, mit der allgemeingültigen Sprache von Musik, Kunst und Sport Menschen allen Alters für den Kampf um sauberes Wasser zu begeistern und so Spenden zu generieren.
Aktionen wie WASH (Wasser, Sanitär und Hygiene) werden durch Spendenaktionen unterstützt. Hierbei können Festivalbesucher:innen, anstatt sich ihren Becherpfand zurückzuholen, die Becher spenden. Die dadurch gesammelten Gelder fließen ebenfalls in Trinkwasser-Projekte.
Neben zahlreichen Festivals wirbt Viva con Agua auch als Teil der MILLERNTOR GALLERY in Hamburg für seine Vision. Frei nach dem Motto „ART CREATES WATER“ wird hierzu Kunst in Spenden für die einzelnen Projekte umgewandelt. Damit sollen die Besucher:innen durch Kunst, Musik und Sport zu gesellschaftlichem Engagement angeregt und zur Teilnahme animiert werden.
Seit dem Start des Vereins Viva con Agua de Sankt Pauli e.V., der 2006 offiziell eingetragen und als gemeinnützig anerkannt wurde, hat sich die Zahl derer die helfen stetig vergrößert. Inzwischen gibt es viele freiwillige Viva con Agua-Crews in vielen deutschen Städten. Zusätzlich sind eigenständige eingetragene Vereine in der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, Uganda und Südafrika entstanden. Gegründet alle mit dem Ziel, die Vision „Wasser für alle“ zu ermöglichen.
Water is a human Right
Wir haben mit dem Initiator und Gründer von Viva con Agua, Benjamin Adrion gesprochen. Im Gespräch erzählt er, wie es zu der Idee kam sich für sauberes Wasser zu engagieren, was hinter der Idee von Viva con Agua steckt und was der Verein als Nächstes plant.
Warum tust du, was du tust?
Weil ich Bock hab. Weil es mir Spaß macht. Weil ich es für sinnvoll erachte und weil es erfolgreich ist. Am Ende des Tages: It is what I am.
Was müssen andere tun, damit sich etwas ändert?
Ich bin nicht in der Position, anderen einen Rat zu geben. Wir alle müssen uns an die eigene Nase fassen. Das gilt auch für mich. Das gilt einfach für jeden. Vielleicht sollten die anderen aufhören immer nur auf die anderen zu schauen.
Welche Aufgabe hat eine offene Gesellschaft?
Sie hat die Aufgabe die Balance zwischen Freiheit und gesellschaftlichem Rahmen schlau miteinander zu verknüpfen. Ich glaube daran, dass das menschliche Potenzial sich am besten mit größtmöglicher Freiheit entfalten kann. Das hört natürlich da auf, wo die Freiheit anderer eingeschränkt wird. Man sieht aber, was möglich ist, wenn sich Diversität und Freiheit entfalten können.
Du warst während deiner Zeit als aktiver Fußballspieler in einem Trainingslager auf Kuba, als die Idee zu Viva con Agua entstand. Wie kam es dazu?
Die Idee entstand tatsächlich nach dem Trainingslager. Ausgangspunkt war der Tag, als ich morgens entschieden hatte auf Weltreise zu gehen und abends das Angebot auf den Tisch kam, weiter für St. Pauli Fußball zu spielen. Ich habe dann überlegt, wie ich meine Idee von der sozialen Weltreise mit dem Profifußball verbinden kann.
Die nächsten zwei, drei Wochen habe ich recherchiert und festgestellt, wie wichtig es mir ist, die unterschiedlichen Tendenzen in mir zu verbinden: mein Drang, mich sozial zu engagieren und gleichzeitig Profifußball zu spielen. Das war der Ausgangspunkt für Viva con Agua.
Ich habe dann weiter Fußball gespielt, recherchiert und währenddessen Viva con Agua gegründet. Mit St. Pauli hatte ich da enorme Möglichkeiten und ein riesiges Netzwerk im Rücken, Viva con Agua ist damit quasi meine lebenslange soziale Weltreise.
Viva con Agua setzt sich dafür ein, Menschen weltweit den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Das Projekt fördert Wasserprojekte und Aktionen im In- und Ausland unter dem Motto „Wasser für alle – alle für Wasser“. Kannst Du ein paar Beispiele nennen?
In Uganda haben wir bereits einen Verein, dort beteiligen wir uns demnächst an einem Social Business für Wasserfilter. In Äthiopien entstehen gerade eigenen Strukturen, dort sind wir für Projekte mit unserem Bohrgerät unterwegs, das von dem Künstler David Shillinglaw angemalt wurde. Auch in Indien und Nepal sind wir seit vielen Jahren aktiv. Dort geht es vor allem um Wasserversorgung, Sanitärversorgung und Hygiene. In Südafrika soll demnächst ein Viva con Agua-Zentrum entstehen,
Insgesamt sind wir derzeit in zwölf Ländern aktiv und es entstehen langsam eigene Strukturen und Standorte auf dem afrikanischen Kontinent. Wir wollen ein dezentrales Netzwerk aufbauen und etablieren, damit nicht nur finanzielle Mittel aus Deutschland geschickt werden, sondern die Vereine in den Ländern eigenständig arbeiten können.
Als All Profit Organisation setzt Viva con Agua beim Sammeln von Spenden auf die Sprache von Musik, Kunst und Sport. Mit unterschiedlichsten Aktionen vermittelt ihr den Menschen, wie wichtig sauberes Trinkwasser ist und wollt sie so zum Mitmachen bewegen. Was kann jeder tun, um sauberes Trinkwasser für alle zu ermöglichen?
Hier in Deutschland kann man ja ohne Probleme Dinge wie das Goldeimer Klopapier und Viva con Agua Mineralwasser kaufen. Dadurch unterstützt man bereits unsere Arbeit. Beim Thema Konsum geht es aber vor allem auch darum, sich über den virtuellen Wasserverbrauch von Produkten zu informieren, sich bewusst zu machen, wieviel Wasser für die Produktion eines Kaffees, eines Baumwollshirts oder des Steaks verbraucht wird.
Darüber hinaus kann jeder sich bei Viva con Agua einbringen und mitmachen. Man kann Fördermitglied werden, man kann spenden, man kann sich eine eigene Aktion überlegen, man kann seine Reichweite nutzen, um die Kampagne „Water is a human Right“ zu unterstützen. Da gibt es viele Möglichkeiten.
Eure gesammelten Spenden fließen in sogenannte WASH-Projekte, die den Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene verbessern. Was ist euer bisher größter Erfolg?
Dass es uns noch gibt. Wir haben immer ein Mantra gehabt: Ein organisches System ist dann erfolgreich, wenn es 12 Jahre besteht. Jetzt sind wir bei 15 Jahren und der größte Erfolg von Viva con Agua ist damit, dass wir noch existieren und lebendig sind.
Es gibt bereits einen Viva con Agua-Verein in Uganda. Dort wird eigenständig gearbeitet und Projekte werden umgesetzt. Ein wichtiger Schritt Richtung eurem Motto „Wasser für alle – alle für Wasser“. Was steht bei Viva con Agua als Nächstes an?
Auf jeden Fall der Start von Villa Viva in Kapstadt. Mit Villa Viva soll ein Viva con Agua-Zuhause entstehen, wo sich Freunde und Mitstreiter von Viva con Agua treffen und an Projekten und Ideen arbeiten können. Es soll ein Ort werden, der Viva con Agua atmet, ein Ort der Begegnungen, wo die Arbeit von Viva con Agua weiterentwickelt werden kann.
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