Der Gebäudesektor gehört zu den größten Klimatreibern. Gerade bei Märkten und Läden zeigen sich die Potenziale nachhaltigen Bauens besonders deutlich. Zwei Pilotmärkte in Deutschland machen vor, wie ökologische Verantwortung, Energieeffizienz und Kreislauffähigkeit beim zukunftsfähigen Bauen zusammenkommen.
Drogeriemarkt geht auch klimafreundlich. Nein, gemeint ist ausnahmsweise mal nicht der Einkauf darin – hier geht es heute mal ums ganze Gebäude. Klingt scheinbar banal, ist aber ein Riesenhebel für die Zukunftsfähigkeit.
Denn der Bau- und Gebäudesektor gehört mit etwa 30% Anteil zu den größten CO₂-Verursachern in Deutschland. Und gerade bei gewerblich genutzten Immobilien wie Märkten, Drogerien oder Fachgeschäften hinterlassen Materialien, Technik und Betrieb einen großen ökologischen Fußabdruck.
Das bedeutet aber auch: Wer zukunftsfähig baut, kann viel bewirken!
Was zukunftsfähiges Bauen heute bedeutet
Nachhaltig zu bauen heißt nicht nur, ein paar Solarpanels aufs Dach zu setzen – was aber natürlich dazugehört. Es bedeutet: von Anfang an anders zu denken. Welche Materialien kommen zum Einsatz – und woher stammen sie? Wie viel graue Energie steckt in der Konstruktion? Lässt sich das Gebäude eines Tages rückbauen oder umbauen, ohne dass alles auf dem Müll landet? Wie viel Energie verbraucht der Betrieb – und woher kommt sie?
Auch an den Betrieb wird heute anders gedacht: Ist das Licht energiesparend? Die Klimatisierung effizient? Wie wird mit Hitze umgegangen – mit Verschattung, mit Grün auf dem Dach? Wie könnte man die Flächenversiegelung reduzieren? Und nicht zuletzt: Wie leicht oder schwer ist das Gebäude für den öffentlichen Nahverkehr erreichbar?
All das fließt in die Bewertung nachhaltiger Geschäftsgebäude ein. Und bei Märkten – also Läden mit hoher Frequenz, langer Öffnungszeit und großem Energiebedarf – wird besonders deutlich, wie sehr ein kluger Bauplan nicht nur das Klima entlasten, sondern auch ein besseres Umfeld für alle schaffen kann.
Zukunftsfähige Märkte: zwei Beispiele aus Deutschland
Zwei neue dm-Märkte – Aidlingen bei Stuttgart und in Neuried bei Offenburg – zeigen, wie zukunftsfähiges Bauen konkret aussehen kann. Die beiden Gebäude setzen unterschiedliche, aber jeweils konsequent gedachte Schwerpunkte.
Aidlingen: dm-Hybridbau mit durchdachten Details (und ÖPNV-Zugang)
In Aidlingen, rund 30 Kilometer südwestlich von Stuttgart, hat dm im August 2024 einen zukunftsfähigen Pilotmarkt mit 624 m² Verkaufsfläche eröffnet – mit einem interessanten Ansatz: einer sogenannten Holz-Hybrid-Bauweise.
- Hierbei werden CLT-Holzmodule (Brettsperrholz) in tragende Betonstützen eingehängt – ebenfalls rückbaubar.
- Das Holz stammt aus dem nahegelegenen Schwarzwald, speichert pro Kubikmeter rund eine Tonne klimaschädliches CO₂ und ist so verarbeitet, dass es eines Tages wiederverwendet werden kann.
- Eine Photovoltaikanlage mit 168 Modulen sorgt für Strom und zahlt auch hier auf eine klimaeffiziente Bauweise ein.
- Für angenehmes Raumklima sorgt ein wasserbasiertes Kühlsystem.
Und auch innen wird auf Materialeffizienz geachtet: Viele Möbel bestehen aus organischen Stoffen, teils sogar aus wiederverwendeten Bauteilen aus anderen Märkten. Ein kleines, aber sinnvolles Detail: Direkt an den Markt wurde eine Bushaltestelle integriert – ein Schritt in Richtung klimafreundlicher Erreichbarkeit per ÖPNV.
Neuried: der dm-Markt, der wieder auseinandergebaut werden kann
Im badischen Neuried hat dm im April 2025 einen Markt eröffnet, der auf Aidlingen aufbaut, aber noch einen Schritt weiter geht und vollständig in modularer Holzbauweise errichtet wurde. Das klingt erstmal nach Architektur-Nischenthema, ist aber in Wahrheit eine kleine Revolution.
Das Gebäude mit 650 m² Verkaufsfläche besteht aus Holzmodulen, die sich bei Bedarf rückstandslos auseinandernehmen und an anderer Stelle wiederverwenden lassen. Damit erfüllt der Markt ein zentrales Prinzip der Kreislaufwirtschaft – und reduziert seinen ökologischen Fußabdruck um 30 %.
- Das Holz stammt aus dem nahen Schwarzwald. Die Bauteile sind vorgefertigt, was die Bauzeit verkürzt und Ressourcen spart.
- Auf dem Dach gibt es eine langlebige Trapezblechabdeckung, die ebenfalls im Sinne der Kreislaufwirtschaft wiederverwendbar ist.
- 180 Photovoltaik-Module mit 82 kW Leistung verringern den Strombedarf aus dem öffentlichen Netz und machen das Gebäude so auch klimaeffizienter.
- Hinzu kommt eine großflächige Dachbegrünung …
- …sowie ein „versickerungsfähiger“ Parkplatz, der so gebaut ist, dass der Boden Regenwasser besser aufnehmen kann und sich im Sommer weniger erhitzt.
Auch innen zieht sich das Thema Nachhaltigkeit durch: Die Ladenmöbel des dm-Markt in Neuried bestehen, wo möglich, aus Reboard (ein Wabenkarton aus Recyclingpapier) oder Rattan.
Geheizt und gekühlt wird über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die Wärmeenergie aus der Umgebungsluft nutzt, was ebenfalls zur Klimaeffizienz des Marktgebäudes beiträgt. Und auch beim Bauherren-Modell ist etwas anders: dm ist hier ausnahmsweise nicht nur Mieter, sondern Eigentümer – um maximalen Gestaltungsspielraum für die ökologische Bauweise zu haben.
Klimaeffizienz dank LED-Beleuchtung
Im Zusammenhang mit der Klimaeffizienz spielt die Umstellung auf LED-Beleuchtung eine zentrale Rolle. In Deutschland sind laut „dm Bericht zur Zukunftsfähigkeit 2023/2024“ (PDF) inzwischen 1.771 dm-Märkte – das entspricht 83 Prozent – auf LED umgerüstet.
Auch in den neu gebauten Märkten wie Neuried und Aidlingen gehört die LED-Beleuchtung zur bautechnischen Grundausstattung. Ergänzt wird das durch klare Maßnahmenpläne für die Mitarbeitenden, etwa zur Anpassung der Schaltzeiten im Sommer- und Winterbetrieb – damit die Technik nicht nur effizient ist, sondern auch effizient genutzt wird.
dm-Märkte: Pilotbauprojekte mit Vorbildcharakter
Nachhaltiges Bauen im Handel ist keine Zukunftsvision – es passiert längst. Holz aus der Region, modulare Bauweise, Solarstrom vom eigenen Dach, begrünte Flächen, durchdachte Klimatechnik und Möbel aus Recyclingmaterial: All das lässt sich heute schon umsetzen – und was hier erstmalig praktiziert wurden, soll künftig neuer Standard werden.
Noch sind es Pilotprojekte. Aber sie machen sichtbar, was möglich ist, wenn nachhaltiges Denken früh in die Planung einfließt. Und sie laden dazu ein, eigene Bauvorhaben vielleicht ein kleines Stück anders anzugehen als bisher. Denn gerade dort, wo viele Menschen täglich ein- und ausgehen, lohnt sich der Blick aufs große Ganze.
Erfahre, wie dm Märkte ressourcenschonend baut und betreibt
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