Utopia Image

Urinale: Ganz Deutschland pinkelt gegen Glyphosat

Urinale: Pinkeln gegen Glyphosat
Foto: © Urinale.org

Witzige Aktion, ernste Absicht: Urinproben von tausenden Menschen sollen gesammelt werden, um sie auf das Breitbandherbizid Glyphosat zu untersuchen. Bis Ende Oktober findet die „Urinale“ in vielen deutschen Städten statt.

Glyphosat – seit Jahren sind Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff (allen voran „RoundUp“ von Monsanto) stark umstritten. Im März 2015 wurde das Breitbandherbizid von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sogar in die zweithöchste Gefahrengruppe und damit als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ eingestuft. Frankreich hat daraufhin im Juni dieses Jahres Gartencenter aufgefordert, Roundup aus dem Sortiment zu nehmen und ab kommendem Jahr ist der Verkauf aller Glyphosat-Präparate an Privatverbraucher auch in den Niederlanden verboten.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hingegen entschied vor wenigen Tagen erneut, dass Glyphosat „nicht gesundheitsschädlich“ sei. Das Urteil ist jedoch stark umstritten, denn bei der Auswertung wurden nicht alle bisher durchgeführten Studien berücksichtigt, sondern fast nur solche, die die Hersteller selbst in Auftrag gegeben hatten, um eine Unbedenklichkeit des Stoffes zu bescheinigen.

Die EU-Kommussion sollte eigentlich bis Ende des Jahres die erneute Zulassung von Glyphosat prüfen. Nun wurde die Entscheidung jedoch bis Sommer 2016 verschoben, da sie noch mehr Zeit für die Prüfung benötigt.

Hier erfährst du mehr über das gesamte Zerstörungspotenzial von Roundup.

Wie kommt das Glyphosat in unseren Körper?

Das Breitbandherbizid tötet grundsätzlich alle Pflanzen ab. Einzige Ausnahme sind Pflanzen, die zuvor gentechnisch so verändert wurden, dass sie Glyphosat überleben können. Für die Hersteller-Konzerne wie zum Beispiel Monsanto bedeutet das ein Riesengeschäft: Sie verkaufen sowohl die genveränderten Saaten als auch das dazugehörige Pestizid.

Landwirte, die Glyphosat verwenden, können das Pestizid praktisch bis zur Ente auf die Felder ausbringen, denn die gentechnisch veränderte Nutzpflanze wird dadurch ja nicht zerstört. Das Problem: Glyphosat lässt sich nicht abwaschen und wird auch durch Erhitzen oder Einfrieren nicht zerstört. Das Pestizid findet sich daher in unserer Nahrung wieder und gelangt in unseren Körper. Eine europaweite Studie des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und seinem europäischen Dachverband Friends of the Earth (FOE) im Juni 2013 konnte im Urin von 70% aller deutschen Probanden Glyphosat finden. (Zur Studie geht’s hier.)

Wie groß ist deine Belastung mit Glyphosat? Finde es heraus bei der „Urinale 2015“!

Ackergifte? Neine Danke!

Ausgangspunkt für die „Urinale 2015“ ist die Studie von BUND und FOE. Mit Hilfe der Aktion möchte man jetzt eine deutlich größere Anzahl an Urinproben erlangen und so ein noch breiteres und repräsentativeres Ergebnis zur Glyphosatbelastung in unserer Gesellschaft erhalten.

Veranstaltet wird die „Urinale 2015“ im Rahmen der Kampagne „Ackergifte? – Nein, Danke!“ von der Bürgerinitiative „Landwende“. Die Bürgerinitiative wurde 2001 als Reaktion auf eine massive Herbizidvergiftung im Nordosten der Republik gegründet. Ziel der Kampagne ist ein Totalverbot von synthetischen Herbiziden, Fungiziden und Insektiziden.

Die „Urinale 2015“ – so kannst du mitmachen

Bundesweit finden von Mitte September bis Ende Oktober an zahlreichen Orten „Pipi-Partys“ statt. Dort kann sich jeder zum Thema Glyphosat und Ackergifte informieren und erhält ein Urinprobenset geschenkt. Die Probe kann man anschließend von zuhause aus an das mit der Urinale kooperierende Labor weitersenden. Für die Auswertung der persönlichen Glyphosatwerte werden vom Labor allerdings 45 Euro in Rechnung gestellt (Selbstkostenpreis). Gibt es keine Veranstaltung in deiner Nähe, dann bestelle einfach übers Internet Urinprobensets für dich und deine Familienmitglieder und Freunde.

Und du kannst die „Urinale“ noch auf vielen weiteren Wegen unterstützen:

Wer sonst noch etwas gegen das weitere Ausbringen von Glyphosat auf unseren Feldern tun möchte, kann auf den Unterschriftenlisten gegen von Campact, BUND und Foodwatch in Kooperation mit dem Umweltinstitut München unterschreiben.

Ansonsten gilt: Wer sich vor Glyphosat schützen möchte, der sollte Bio-Produkte kaufen, denn in der ökologischen Landwirtschaft sind Pestizide wie Glyphosat verboten.

Weiterlesen auf Utopia.de:

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: