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Von einer, die auszog, um Minimalismus zu lernen

Minimalistische Wohnungseinrichtung
Foto: © Unsplash / Breather

Weniger ist mehr! Unsere Redakteurin Anja Schauberger entdeckte mit ihrem Umzug den Minimalismus für sich. Heute achtet sie darauf, nur noch das Nötigste zu haben – von Kleiderbügeln bis zu Kochtöpfen.

Das Blöde an einer großen Wohnung: Es braucht viele Dinge, bis sie bewohnbar aussieht. Denn: Nichts wirkt so ungemütlich, kalt und wenig einladend wie leere Ecken und weiße Wände. Meine erste Wohnung hatte zweieinhalb Zimmer ­– ich hatte allerdings auch nur zweieinhalb Sachen, als ich einzog. Es hieß also: befüllen. Ich kaufte Sessel, Vasen, Küchenzubehör, Regale, Pflanzen, Lampen. Als ein Balkon an meine Wohnung gebaut wurde, richtete ich auch diesen ein: Korbstühle, Blumenkästen, ein Grill – aus dem Möbelhaus, vom Flohmarkt oder gebraucht übers Internet.

Minimalismus: sich von Altem trennen

Während meine Freundinnen in WGs wohnten und viel reisten, daher auch wenig eigene Dinge besaßen, hatte ich irgendwann das Gefühl: all diese Dinge, die mir gehören, machen mich unfrei. Es belastete mich, so viel Zeug zu haben. Umso mehr Sachen man hat, desto mehr muss man sich kümmern und sorgen. Gleichzeitig hing ich auch an einigen Sachen – besonders an meinem verschnörkelten Jugendstil-Bett.

Als ich dann letztes Jahr in eine neue Wohnung zog, war eines sehr schnell klar: Das Bett kommt auf keinen Fall mit. Es war zu groß für die neue, verwinkelte Wohnung. Zudem würde ich wohl niemanden finden, der das jahrhundertealte Massivholzbett in den vierten Stock tragen würde. Also hieß es schweren Herzens: verkaufen. Manchmal muss man Altes zurücklassen, um Platz für Neues zu schaffen. Und das kann einem sogar sehr gut tun.

Ich nutzte die Gelegenheit und befreite mich von all dem Gerümpel, das sich über die Jahre angesammelt hatte. Der Umzug sollte ein Neustart sein. Meine Möbel verkaufte ich größtenteils weiter, kleinere Dinge verschenkte ich. Nie zuvor ging es so rigoros ans Ausmisten. Ich ließ gar nicht erst den Gedanken zu, dass man dieses oder jenes Teil doch noch behalten könnte – einfach weg damit.

Was von vollgestopften zweieinhalb Zimmern, fast 50 Quadratmetern übrigblieb: Meine Matratze, ein Holzhocker und letzte Kartons – ausschließlich gefüllt mit Büchern, Klamotten und Fotos. Bücher und Kleidung kann ich auch heute nach viel Übung noch nicht wegwerfen, aber es gibt ja auch andere Möglichkeiten: verschenken, verkaufen oder spenden.

Weniger ist mehr: ausmisten statt vergessen

Als ich in meiner neuen, leeren Wohnung ankam (dank weniger Kisten dauerte es keine zwei Stunden), schwor ich mir, nie wieder so viele Dinge anzuhäufen und irgendwann nicht mehr zu wissen, was ich eigentlich besitze. Bisher klappt das ganz gut: Ich habe immer noch nur einen großen und einen kleinen Kochtopf. Ältere Zeitschriften werden sofort weggeschmissen. Es gibt – mit Absicht – nur wenige Verstauungsmöglichkeiten, diese müllt man sowieso nur zu. Die zwei Schubladen, die ich habe, miste ich regelmäßig aus – genauso wie meinen Kleiderschrank. Wenn ich ein Teil längere Zeit nicht getragen habe, sortiere ich es aus. „Das könnte ich irgendwann noch anziehen!“, gibt es bei mir nicht. Wenn ich es nicht liebe, dann brauche ich es nicht unbedingt. Statt neue Kleiderbügel zu kaufen, muss für jedes neue Kleidungsstück ein altes gehen.

Auch meinen Keller halte ich ordentlich – hier besteht ja meistens die größte Gefahr, dass man Dinge anhäuft, die man eigentlich nicht mehr braucht. Wenn ich an mein altes, zugestelltes Kellerabteil denke, kann ich nicht sagen, was dort eigentlich gelagert wurde. Heute weiß ich ganz genau, was sich in meinem Keller befindet. Das ist auch mein Credo beim Ausmisten geworden: Dinge, an die man nicht denkt, von denen man nicht einmal weiß, dass man sie hat oder die man nicht vermisst, die braucht man auch nicht.

So kann wirklich jeder Minimalismus lernen: 8 Tipps für den Alltag

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