Fast eine Milliarde Menschen leiden an Hunger – und bei uns landen unfassbare Mengen essbarer Lebensmittel im Müll, noch bevor sie bei den Verbrauchern ankommen. Ein Netzwerk von NGOs will das nicht länger hinnehmen und fordert ein Wegwerf-Verbot für Supermärkte.
„Es braucht nur 95 Minuten, bis sämtliche Supermärkte in Deutschland so viele Bananen weggeworfen haben, dass sie ordentlich in Bananenkisten verpackt die Höhe des Berliner Fernsehturms erreichen würden“, schreibt die Kampagne „Leere Tonne„. Die Organsiationen Aktion Agrar, BUNDJugend, foodsharing und Slow Food Youth Deutschland haben sich zusammengeschlossen, um etwas gegen die massive Lebensmittelverschwendung der Supermärkte zu tun.
Leonie Dorn von Aktion Agrar meint: „Die Bundesregierung konzentriert sich einseitig nur auf die Verbraucher. Aber der Handel setzt Erzeuger unter Druck, zu ganz besonders billigen Preisen zu produzieren und Lebensmittel als zu groß, zu klein oder zu krumm sofort weg zu werfen. Die Supermärkte schmeißen selbst relevante Mengen weg, immer bemüht, makellose Früchte im Regal zu haben. Ohne einen gesetzlichen Wegwerfstopp geht die Verschwendung immer weiter.“
Vorbild der Kampagne ist das gesetzliche Wegwerfverbot in Frankreich. Seit Anfang des Jahres müssen französische Supermärkte alle nicht verkauften oder unverkäuflichen Lebensmittel entweder für wohltätige Zwecke spenden oder als Tierfutter bzw. als Kompost der Landwirtschaft zur Verfügung stellen.
Die Französin Louise Duhan ist in der Kampagne für Slow Food Youth aktiv und erklärt: „Das Gesetz hat in Frankreich eine große Zustimmung erlebt. Erst kürzlich zeigte uns eine Umfrage von Abgeordnetenwatch, dass auch in Deutschland die übergroße Mehrheit für einen Wegwerfstopp ist. Wir haben in unseren Aktionen mehr als 50.000 Unterschriften zusammen bekommen.“
Bananen sind das zweithäufigste Produkt in unseren Mülltonnen
Am Donnerstag übergab die Kampagne die Unterschriften an Dr. Klaus Heider, den Abteilungsleiter Ernährungspolitik im Bundesagrarministerium sowie an den Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup (SPD). Der Dokumentarfilmer Valentin Thurn, der die Kampagne tatkräftig unterstützt, sagte: „Bananen sind nach Brot das zweithäufigste Produkt in unseren Mülltonnen – weil bereits Früchte mit wenigen braunen Punkten in die Tonne geworfen werden. Das darf nicht sein“.
Wer sich fragt, wie man auf solche Zahlen kommt – die Kampagne Leere Tonne hat folgendermaßen gerechnet: Nach verschiedenen Quellen wirft der Handel (einschließlich Großhandel) fünf bis zehn Prozent der Bananenernte weg. Gerechnet wurde daher mit 7,5 Prozent, also 76.350.000 kg pro Jahr. Damit ergibt sich für Deutschland: 16 Bananenkisten a 18 Kilogramm – also 288 Kilogramm werden bundesweit pro Minute allein durch den Lebensmittelhandel entsorgt (gerechnet auf der Basis von 14 Stunden Öffnungszeit von Montag bis Samstag).
Die Zahlen sind erschreckend hoch und so kann man nur hoffen, dass die Kampagne Erfolg hat. Emilia Kappel von der BUNDjugend bringt es auf den Punkt:
So viele wertvolle Lebensmittel reisen einmal um die halbe Welt, um dann hier in der Tonne zu landen. Jede Banane wurde unter harten Bedingungen gepflegt und geerntet. Die Früchte reifen und reisen in Plastikfolien, der Transport frisst große Mengen an Energie und belastet das Klima. Wir brauchen eine ökologischere Landwirtschaft weltweit, faire Preise und ein Ende der Wegwerfkultur.“
Utopia meint: Ein Wegwerfverbot für Supermärkte wie es in Frankreich gilt wäre ein wünschenswerter Schritt. Bei all dem sollten wir aber uns Verbraucher nicht vergessen. Denn wie wir alle wissen verschwenden auch wir viel zu viele Lebensmittel!
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