In wenigen Tagen beginnt in Paris die 21. Welt-Klimakonferenz. Über 190 Staaten verhandeln dort vom 30. November bis 11. Dezember über ein internationales Klimaabkommen. Warum es Grund zur Hoffnung gibt und was der Klimagipfel mit Fußball zu tun hat, erklärt Gastautor Andreas Sieber.
Was ist besonders an der Klimakonferenz in Paris?
So gut wie auf dem Klimagipfel in Paris standen die Chancen für ein weltweites Klimaabkommen nicht mehr seit dem Beschluss des Kyoto-Protokolls. Nicht nur Erneuerbare Energien sind global viel schneller gewachsen als vorhergesagt. China und die USA haben ihre jahrelange Blockadehaltung gegen den internationalen Klimaschutz aufgegeben und bewegen sich endlich. Alleine China könnte dieses Jahr fast so viel CO2 einsparen wie Großbritannien insgesamt ausstößt.
Erstmals haben schon im Vorfeld rund 150 Staaten ihre geplanten Beiträge zur Treibhausgasreduzierung verkündet („Intended National Determined Contributions“, INDC). Auf diese Staaten entfallen derzeit etwa 90 Prozent der globalen Treibhausgas-Emissionen. Die Ausarbeitung dieser Ziele bedeutete für viele Entwicklungsländer, dass sich ihre Regierungen erstmals systematisch mit Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel auseinandersetzen. Die Klimakonferenz von Paris zeigt schon im Voraus Wirkung.
Was kann eine internationale Klimakonferenz leisten?
Die Organisation Germanwatch hat Klimakonferenzen vor kurzem sehr anschaulich mit Fußball verglichen:
„Ein Fußballer hat zwei Aufgaben. Erstens den Ball zum Strafraum zu bringen. Und dann zweitens ein Tor zu schießen. Die Aufgabe der Klimagipfel ist es, den Ball zum Strafraum zu bringen. Die Tore schießen müssen die nationalen Regierungen, die Investoren und die Zivilgesellschaft vor Ort.“
Die konkreten Beschlüsse zum Ausstieg aus Kohle und Öl müssen die nationalen Regierungen letztendlich selber treffen. Der Klimagipfel von Paris kann für solche Entscheidungen aber entscheidende Grundlagen liefern.
Was muss noch passieren?
Allein das Vorhandensein von Klimaschutzzielen ist bereits ein großer Fortschritt. Um die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius zu beschränken reichen sie dennoch bei weitem nicht aus. Viele Beobachter und Staaten fordern deshalb, die vorliegenden Klimaschutzpläne alle fünf Jahre zu überprüfen und ehrgeiziger zu machen.
Darüber hinaus müssen die Länder ihre Klimaschutzziele auch wirklich umsetzen. Besonders die reichen Industriestaaten sind hier als Vorreiter gefragt. Deutschland verpasst aber gerade seine Klimaschutzziele deutlich, wie ein Bericht der Bundesregierung letzte Woche warnte. Insbesondere die Kohlepolitik von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sabotiert den Klimaschutz in Deutschland. Es ist ein Problem, wenn der Klimagipfel den metaphorischen Ball zum Strafraum bringt, Sigmar Gabriel dann aber mit Absicht am Tor vorbeischießt. Deutschlands Klimaschutzziele können nur mit einem konsequenten und raschen Ausstieg aus der Kohlekraft erreicht werden.
Was kann man tun?
Nie war die Unterstützung für Klimaschutz und Erneuerbare Energien weltweit größer. Obwohl die Demonstration in Paris selber abgesagt wurde, werden am Vortag der Klimakonferenz hundertausende Menschen auf der ganzen Welt für Klimaschutz auf die Straße gehen. In über 150 Ländern finden insgesamt über 2000 Demonstrationen für Klimaschutz statt. Auch z.B. in Berlin und in München wird am 29. November demonstriert.
Autor: Andreas Sieber
Andreas Sieber studiert in Dresden und schreibt als freier Journalist vor allem zu Umwelt- und Klimaschutzthemen. Er hat für verschiedene NGOs gearbeitet und ist als akkreditierter Beobachter („Climatetracker“) vor Ort bei den Verhandlungen in Paris.
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