Visionär, elegant, hochwertig – die Produkte von Apple haben einen glänzenden Ruf. Doch baut auch das Vorzeigeunternehmen seine Geräte vorsätzlich so, dass sie nicht lange halten? Youtuber „Doktor Allwissend“ erklärt humorvoll die geplante Obsoleszenz am Beispiel Apple – und Utopia fragt, was dran ist.
Geplante Obsoleszenz bei Apple?
Gibt es solche geplante Obsoleszenz wirklich? Das Umweltbundesamt untersuchte das in einer Studie und kam 2016 zu einem Ergebnis, das einige überraschte:
Die Ergebnisse zeigen, dass die Elektro- und Elektronikgeräte aus vielfältigen Gründen ersetzt werden. Dabei wirken werkstoffliche, funktionale, psychologische und ökonomische Obsoleszenzformen zusammen und erzeugen ein hochkomplexes Muster. Selbst die Ursachen der werkstofflichen Obsoleszenz sind in der Regel sehr divers und ermöglichen somit keine eindeutige Schwerpunktsetzung. Die Analyse bestätigt außerdem, dass die Erst-Nutzungsdauer von den meisten untersuchten Produktgruppen in den letzten Jahren abgenommen hat.“
Ja, die Geräte werden weniger lang genutzt, aber nein, eine geplante Obsoleszenz wollte das Umweltbundesamt nicht erkennen können, was bei Kritikern der Studie durchaus für Unmut sorgte.
Natürlich baut Apple natürlich keinen Selbstzerstörungs-Zähler ein, der dafür sorgt, dass die Geräte einfach nach 3 Jahren pünktlich streiken. Dennoch gibt Apple hier selbst zu, dass die Lebensdauer bei den Geräten auf drei bis vier Jahre kalkuliert ist:
For the purposes of our assessment, years of use, which are based on first owners, are conservatively modeled to be four years for OS X and tvOS devices and three years for iOS and watchOS devices.“
Auch modische Obsoleszenz ist geplante Obsoleszenz
Apple macht das schlauer. Beim Trendsetter sorgt die Verwandlung von Technik (ein Smartphone) in Mode (ein Lifestyle-Gadget) dafür, dass die Kunden immer das neueste haben wollen, teils auch müssen. Einige Beispiele:
- Regelmässig wechseln die Farbfacetten der Produkte. Ja, man will ja öfter mal was neues. Aber so wird natürlich beim jährlichen Farbwechsel jedem Besitzer impliziert klargemacht, dass er ab jetzt erkennbar das „veraltete“ Apple-Gerät besitzt. Modisches Veralten ist eben auch geplante Obsoleszenz.
- Die Akkus sind bei Apple immer fest verbaut. Ja, das macht sie kompakter, schön flach. Aber der Nutzer kann sie nicht selbst ersetzen, die Geräte nicht einmal selbst öffnen – man muß dafür einen Dienst beauftragen. Auch das ist bezahlbar (und unsere Empfehlung!) – aber für viele eben doch ein Grund, sich ein Neugerät zu kaufen.
- Mehrfach lockte man mit iPhone-Einsteigermodellen zum preiswerten Reinschnuppern in die Apple-Welt. Pferdefuß: Das iPhone hatte jeweils nur 8 GByte Speicher. Die Wahrheit: Damit haben nur wenige Apps Platz, erst recht keine Musik mehr. Mit diesen 8-GByte-Geräten ist man eigentlich immer irgendwie unzufrieden. Wer dennoch das Gerät an sich schätzte, war zum Upgrade auf die Version mit mehr Speicher verdammt. Keine geplante Obsoleszenz?
- Immer wieder gibt es technische Sprünge. Während PCs auf USB-Anschlüsse setzten, führte Apple Firewire-Anschlüsse ein. Kaum hatten alle Kunden Firewire, schaffte Apple Firewire ab und jetzt sind Thunderbolt-Anschlüsse angesagt. Die Folge: Die Nutzer mussten Firewire-Peripherie abschaffen und neue Thunderbold-Geräte anschaffen.
- Erscheint ein neues Apple-Gerät, überbieten sich Gadget-Blogs mit Gerüchten, was es wohl bieten wird. Und sie werden stets enttäuscht (ohne sich je drüber zu wundern). Man darf ein System dahinter vermuten: Apple kann gar kein Interesse haben, die Kunden vollständig zufrieden zu stellen – sonst würde ja niemand den Nachfolger kaufen.
Langlebigkeit bei Apple
Um fair zu bleiben: Auch das Gegenteil ist wahr. Die Geräte von Apple sind nämlich auch dafür bekannt, dass sie zuverlässig sind und eine lange Lebensdauer haben. So legte 2013 die Studie eines US-Handy-Versicherers nahe, dass iPhone-Nutzer weniger oft Probleme mit dem Ausfall ihres Smartphones haben – und zwar gleich 46% weniger.
Auch lassen sich selbst nach langer Nutzung die meisten Apple-Produkte noch zu hohen Gebrauchtpreisen verkaufen. Noch heute sind viele Uralt-Macs in Betrieb, die offiziell längst nicht mehr unterstützt werden – aber für ihren Zweck völlig ausreichen.
Es mag also durchaus sein, dass die Modemarke mit dem Apfel-Logo absichtlich Erstkäufer dazu bringt, immer neue Geräte erwerben zu wollen. Doch der Gebrauchtmarkt führt am Ende doch zu einer längeren Nutzungsdauer der Geräte an sich – siehe auch den Beitrag iPhone gebraucht kaufen.
Außerdem arbeitet Apple an neuen Ideen, um ein besseres Recycling von Geräten einzuführen. Der Recycling-Robot Liam kann (theoretisch) 1,2 Millionen iPhone pro Jahr zerlegen:
Weiterlesen auf Utopia:
- Fairphone 2: das reparierbare Smartphone im Test
- Tipps gegen die geplante Obsoleszenz
- Ratgeber: iPhone gebraucht kaufen
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