Die von britischen Designern entiwckelte GravityLight funktioniert durch die Schwerkraft und eignet sich damit vor allem für Regionen, die keinen Zugang zu Elektrizität haben.
Weltweit haben über 1,2 Milliarden Menschen, überwiegend in Entwicklungs- und Schwellenländern, keinen gesicherten Zugang zu Elektrizität. Millionen mehr haben nur eine unregelmäßige Versorgung. Für die Beleuchtung ihres Hauses benutzen viele deshalb Petroleumlampen. Diese sind jedoch extrem ineffizient und haben weitreichende Nachteile sowohl für die Gesundheit als auch für die Umwelt: Der Rauch der Lampe verursacht Atemwegserkrankungen, das Öl kann schnell zu Verbrennungen oder Feuer im Haus führen.
Petroleumlampen sind für rund drei Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich und die oft schon von Armut betroffenen Menschen sind dazu gezwungen, regelmäßig neues Öl zu kaufen, um die Lampen damit aufzufüllen. Dabei kommt nicht selten eine Summe zusammen, die bis zu 30 Prozent des Haushaltseinkommens entspricht.
Günstiger und umweltschonender
Dies soll die GravityLight nun ändern. Die Alternative zur Petroleumlampe kommt ohne Strom, einer Batterie oder Solarzellen aus – sie funktioniert allein durch die Schwerkraft. Das Prinzip ist einfach: Ein Gewicht an einem Flaschenzug fällt langsam zu Boden und treibt dabei einen Generator an, der LEDs mit Energie versorgt. Dadurch sind die GravityLights auf lange Sicht günstiger und umweltschonender und funktionieren im Vergleich zu anderen Alternativen unabhängig vom Stromnetz und der Wetterlage.
Die Handhabung ist so simpel, dass jeder eine GravityLight schnell installieren kann. Man füllt einen Sack mit Steinen oder Sand und hängt ihn an den Getriebezug der Lampe. Etwa zwölf Kilogramm fallen dann langsam zu Boden. Der dabei angetriebene Generator versorgt die LEDs, die dann ca. 20 Minuten lang leuchten. Anschließend befestigt man den Sack einfach wieder oben am Getriebezug. Die GravityLights produzieren damit ein fünf Mal helleres Licht als das einer Petroleumlampe. Die Zusatzkomponente SatLight erweitert die Beleuchtung, indem sie, über ein Kabel an der GravityLight angeschlossen, in bis zu vier weiteren Räumen für Licht sorgt
Hinter der Entwicklung steckt ein britisches Unternehmen für Produktdesign: 2009 beauftragte SolarAid, eine britische Entwicklungshilfe-Organisation, Therefore Design ein kostengünstiges Solarlicht zu entwickeln. Die Designer Martin Riddiford und Jim Reeves kamen schnell zu dem Ergebnis, dass sowohl Batterien als auch Photovoltaik zu teuer für die lokale Produktion und den Vertrieb sind. Aus dieser Not entwickelten sie die GravityLight.
Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne im Jahr 2012 produzierten die Entwickler eine erste Serie der Lampe und testeten sie in 26 Ländern. Die Resonanz war beachtlich: Innerhalb von 30 Tagen erreichte das Crowdfunding mehr als das Zehnfache des ursprünglichen Förderziels. Über 90 Prozent der testenden Leute sagten, sie würden eine GravityLight anstelle einer Petroleumlampe verwenden. Um einen langfristigen, nicht profitorientierten Vertrieb aufzubauen, gründete Jim Reeves zusammen mit Caroline Angus die GravityLight Foundation.
Pilotphase in Kenia
Eine zweite Crowdfunding-Kampagne im Jahr 2015 machte es möglich, das neue Modell der GravityLight zu produzieren und in Kenia einen lokalen Vertrieb zu starten. Im Oktober letzten Jahres stellte die Foundation während einer „Roadshow“ die Lampe in 50 kenianischen Gemeinden vor. Das langfristige Ziel soll nicht nur die Versorgung von Gemeinden und Familien mit der GravityLight sein. Mit dem Aufbau eines lokalen Vertriebs baut die Organisation die örtliche Wirtschaft auf, schafft Arbeitsplätze und fördert damit die Existenzsicherung.
Nach dem Aufbau in Kenia, der quasi eine Pilotphase darstellt, möchte die Organisation die Lampe, die auch jeder individuell bestellen kann, in weiteren Ländern regional und lokal anbieten, um möglichst viele der 1,2 Milliarden Menschen ohne Strom zu erreichen.
GASTBEITRAG aus enorm
Text: Julia Merkle
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