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Menstruierende Männer: SPD-Antrag sorgt für Aufregung – ist aber längst überfällig

Unsplash - Jan Antonin Kolar / Natracare

Auf Twitter werden unter dem Hashtag #MenstruierendeMaenner nach einem SPD-Antrag erschreckend intolerante Diskussionen geführt. Wen stört denn schon ein Mülleimer auf der Toilette? Ein Kommentar.

Was ein kleiner Mülleimer alles auslösen kann. Traurigerweise einen wahren Shitstorm an Kommentaren in den sozialen Medien. Nachdem die SPD Sachsen beim Landesparteitag sich dem Thema menstruierende Männer widmete, und auf öffentlichen Toiletten Mülleimer in der Kabine forderte, erfolgte online eine wahre Kommentarflut.

Unter dem Hashtag #MenstruierendeMaenner auf Twitter lassen sich erschreckend intolerante Statements mancher Nutzer:innen lesen. Beispielsweise schreiben manche Personen „Wer behauptet, es gäbe menstruierende Männer, der/dem hat man ins Hirn geschissen!“ oder „Wenn ihr glaubt es gäbe so etwas wie #MenstruierendeMaenner, lest ein Biologiebuch. Wenn ihr euch selbst für so „einen“ haltet, sucht bitte Hilfe.“ Bei solchen Reaktionen kann man nur den Kopf schütteln. Aus zwei Gründen.

Erstens: Das mag zwar noch kein Allgemeinwissen sein, aber manche Männer menstruieren. Punkt.

Ein Twitter-Nutzer teilt unter dem Hashtag seine klare Meinung. Er schreibt, dass es Männer gibt, die menstruieren und weist darauf hin, dass auch er selbst einer ist. Des Weiteren bietet er in einem Thread an, gängige Fragen zur Thematik zu beantworten.

Das bei der Geburt zugeteilte Geschlecht entspricht nicht immer der wahren Geschlechteridentität eines Menschen. Es kann viele Gründe geben, warum eine männliche Person menstruiert. Vielleicht ist die Person trans und möchte kein Testosteron nehmen oder dieses stoppt die Monatsblutung nicht vollständig. Das ist allerdings nur eine vieler Möglichkeiten. Auch non-binäre oder intersexuelle Personen, die sich wohler fühlen, auf eine Männertoilette zu gehen, können menstruieren.

Darüber hinaus sollte es im Jahre 2021 keine Hassdiskussionen mehr in sozialen Netzwerken zur Geschlechteridentität geben. Menstruation ist nicht geschlechtergebunden und alle Personen, die eine Männertoilette benutzen, sollten sich sicher fühlen können, Periodenprodukte dort benutzen und entsorgen zu können.

Zweitens: Wen stört ein Mülleimer in einer Toilettenkabine? Die Maßnahme könnte vielen Menschen helfen und schränkt in keiner Weise Personen ein, die diese nicht benötigen. Ein Mülleimer nimmt kaum Platz weg und kann auch nicht-menstruierenden Männern zugutekommen. Der ganze Hass gegenüber einer simplen Veränderung, die nur hilft und nicht einschränkt, ist absolut nicht nachvollziehbar.

Dass der SPD-Antrag auf so viele Gegner:innen stößt, zeigt, dass die Gesellschaft wohl in vielen Dingen noch intoleranter ist, als man meinen möchte. Aber auch genau deshalb ist es gut und wichtig, dass sich jetzt für mehr Toleranz in politischen Anträgen eingesetzt wird. Auch wenn solche Maßnahmen eigentlich längst überfällig sind. Hoffentlich hören wir in Zukunft mehr von solchen Anträgen, denn wie die Kommentare zeigen, hat die derzeitige Gesellschaft noch viel zu lernen in Bezug auf ein respektvolles Miteinander.

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