ARD und ZDF planen eine neue Plattform, die bis zum Ende des Jahrzehnts zum „relevantesten Streaming-Angebot in Deutschland“ werden soll. Sie soll schon bald verfügbar sein. Auch sonst will sich die ARD technisch erneuern und investiert dafür mehrere Hundert Millionen Euro.
Der Rundfunkverbund ARD verfolgt große Pläne: Der Sender will nicht nur gemeinsam mit dem ZDF ein neues Streaming-Netzwerk aufbauen. Dieses soll bis zum Ende des Jahrzehnts auch zum „relevantesten Streaming-Angebot in Deutschland“ werden, erklärte ein ARD-Sprecher auf Anfrage von Utopia. Außerdem soll langfristig ein „gemeinsamer Marktplatz deutschsprachiger Medien“ geschaffen werden. Auch künstliche Intelligenz spielt bei den Plänen eine Rolle.
Für die technische Weiterentwicklung und digitale Erneuerung der ARD sollen in den kommenden vier Jahren mehrere Hundert Millionen Euro investiert werden, so der Sprecher. Dazu würden in der ARD unter anderem bis 2028 rund 250 Millionen Euro Budget von linearen in digitale Angebote umgelenkt. Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke spricht in einem Statement von mehr als 300 Millionen Euro, die in den kommenden vier Jahren in die Entwicklung von Technologie investiert werden sollen. „Dabei geht es zunächst um den Ausbau des gemeinsamen Netzwerks mit dem ZDF“, so Gniffke.
Gemeinsame Streamingplattform von ARD und ZDF kommt „In wenigen Wochen“
Einige konkrete Pläne der ARD befinden sich schon in der Umsetzung, bestätigt der Sprecher. „In wenigen Wochen werden Video-Inhalte von ARD und ZDF gemeinsam angeboten werden.“ Die beiden vorhandenen Mediathek-Plattformen würden derzeit schon eng miteinander arbeiten. Geplant sei, dass die ARD das Empfehlungssystem des ZDF übernimmt. Die publizistische Vielfalt von ARD und ZDF würde dabei bewahrt. „Ziel ist, dieses Angebot bis zum Ende des Jahrzehnts zum relevantesten Streaming-Angebot in Deutschland zu machen als einem weiteren, vollwertigen Ausspielweg für öffentlich-rechtliche Inhalte im digitalen Raum.“
Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke kündigte bereits Mitte März bei einer Tagung in der Evangelischen Akademie Tutzing ein Millioneninvestment in das digitale Streaming-Angebot an, drüber berichtete Techbook. Neben dem Investment brauche es auch die richtigen Technologien, betonte Gniffke. Auch Textroboter und KI sollen bei der Neugestaltung eine Rolle spielen.
In einem offiziellen Statement präzisiert er, dass KI-Systeme helfen sollen, „Deepfakes und Desinformation aufzuspüren“, sowie große Datenmengen zu analysieren. Außerdem sollen sie bei standardisierten Routine-Aufgaben entlasten, um mehr Ressourcen für journalistische Recherche einsetzen zu können.
„Digitaler Ausspielweg muss zeitgenössisch ausgebaut werden“
Die gemeinsame Streamingplattform mit dem ZDF wird also bald umgesetzt. Bei anderen Vorhaben des Senders handle es sich dem Sprecher zufolge um mittelfristige oder langfristige Konzepte. Mittelfristig rechne man damit, dass die lineare Nutzung von Inhalten abnehme – weniger Menschen werden also lineares Fernsehen konsumieren. Laut einer ARD/ZDF-Studie von 2022 greifen rund 34 Prozent der Deutschen täglich auf Videostreaming-Dienste und Mediatheken zurück.
Neben den beliebten Videostreaming-Diensten wie Netflix, Amazon Prime Video oder Disney Plus werden dafür auch Mediatheken genutzt. Der Studie zufolge seien die Mediatheken von ARD und ZDF dabei am beliebtesten, rund 52 Prozent würden zumindest gelegentlich auf sie zurückgreifen.
„Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem Auftrag zur Versorgung aller Menschen in Deutschland gerecht werden will, muss der digitale Ausspielweg auf zeitgemäße Art ausgebaut werden“, so der Sprecher gegenüber Utopia. Die Schritte hin zu einem gemeinsamen Streaming-Netzwerk mit dem ZDF sollen dazu beitragen, für zukünftige Projekte anschlussfähig zu bleiben.
ARD plant gemeinsamen Marktplatz deutschsprachiger Medien
Langfristig verfolgt der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke das Konzept eines gemeinsamen Marktplatzes deutschsprachiger Medien. „Dieses Konzept geht über den Plattform-Gedanken deutlich hinaus“, erklärte der ARD-Sprecher. Das gemeinsame öffentlich-rechtliche Netzwerk mit dem ZDF werde weiterentwickelt zu einem deutschsprachigen Medien-Marktplatz im Netz, wo auch Verlagshäuser oder Privatsender ihre Inhalte anbieten können. Auf dem Medien-Marktplatz solle es außerdem die „Möglichkeit zum Austausch von Inhalten und (…) Funktionalitäten“ von einer anderen Plattform geben.
Noch kann das nicht umgesetzt werden – aus rechtlichen Gründen. „Dieser Marktplatz dürfte heute nur nicht-kommerzielle Inhalte umfassen“, erläuterte der Sprecher gegenüber Utopia.
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