Den Januar über auf Alkohol verzichten? Davon profitiert nicht nur die Leber. Ein Suchtmediziner erklärt, dass sich auch der Sex durch Abstinenz verbessern kann. Außerdem gibt er Tipps für den Dry January und klärt über gesunden Alkoholgenuss auf.
Nach Silvester nehmen sich viele Menschen vor, den Januar über auf Alkohol zu verzichten – „Dry January“ nennt sich der Trend. Doch wie sinnvoll ist so ein alkoholfreier Monat? Der Frage ist das NDR-Gesundheitsmagazin „Visite“ nachgegangen. In der Folge vom Dienstag kommt unter anderem ein Suchtmediziner zu Wort, der über die Vorzüge aufklärt – und über die Tücken, eine Alkoholsucht zu erkennen.
Suchtmediziner zu Dry January: „Der Sex kann besser werden“
Macht es Sinn, ein paar Wochen lang auf Alkohol zu verzichten? Suchtmediziner Robert Stracke ist davon überzeugt. „Man fühlt sich fitter, wenn man mal so eine Abstinenzphase eingelegt hat“, erklärt er im NDR. Außerdem schlafe man besser. Teilnehmer:innen einer Studie der Universität von Sussex gaben ähnliche Beobachtungen an – sie hatten am Dry January teilgenommen und dabei nicht nur Gewicht verloren und ein besseres Hautbild entwickelt, sondern auch plötzlich mehr Energie und einen besseren Schlaf gehabt.
Mediziner Stracke weist auf einen weiteren Vorteil hin: „Der Sex kann besser werden“. Denn zu viel zu trinken habe Auswirkungen auf das Liebesleben. Sexuelle Erregung wird durch Hormone gesteuert, und Alkohol kann den Hormonhaushalt stören.
Testosteronspiegel kann durch Alkohol ab- oder zunehmen
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erklärt online die Zusammenhänge. Sie warnt, dass durch Alkohol unter anderem der Testosteronspiegel von Männern abnehmen kann – wodurch sie schwerer eine Erektion oder einen Orgasmus bekommen. Alkoholabhängige Männer können dauerhaft impotent werden.
Bei Frauen nimmt der Testosteronspiegel durch Alkohol zu, während der Östrogenspiegel abnimmt. Das führt zu sexueller Erregung. Alkohol kann auf Frauen also luststeigernd wirken – doch die BZgA warnt, dass die sexuellen Handlungen, die daraus folgen, nicht unbedingt im Sinne der Betroffenen sind. Außerdem kann sich Alkohol auf die Regel auswirken, bei alkoholkranken Frauen ist sie häufig gestört.
Darüber hinaus hat Alkohol weitere schädliche Auswirkungen auf den Körper. Laut NDR schädigt er nicht nur Organe wie Leber, Bauchspeicheldrüse und Darm, sondern kann auch das Krebsrisiko steigern. Bei Alkoholverzicht könne der Körper bestimmte entstandene Schäden heilen.
„Alkoholabhängige finden wir überall in der Gesellschaft“
Stracke ist leitender Arzt am Fachkrankenhaus Hansenbarg, das auch die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen spezialisiert ist. Er weiß: „Alkoholiker [sein] heißt nicht, jeden Tag trinken zu müssen“. Sogenannte „Konflikttrinker“ könnten sogar monatelang auf Alkohol verzichten – erst in bestimmten sehr stressigen Situationen können sie ihren Konsum nicht mehr kontrollieren. „Alkoholabhängige finden wir überall in der Gesellschaft – von der Reinigungsfrau bis zum Chefarzt.“, erklärt der Suchtmediziner.
Anzeichen gibt es viele. Wem es schwerfällt, auf Gewohnheiten zu verzichten, wie abends nach einem stressigen Tag eine Flasche Wein aufzumachen, der ist laut Stracke unter Umständen auf Alkohol konditioniert. In einer stressigen Situation greift man also immer wieder zum Mittel Alkohol, um runterzufahren – anders kommt man nicht mehr zu Entspannung. Dies könne schon ein Hinweis sein, dass der Alkoholkonsum problematisch geworden ist.
Experte: Das Pro und Contra von Alkoholkonsum abwiegen
Wer sich Dry January versuchen will, dem gibt der Experte folgende Tipps mit: Es kann helfen, das Pro und Contra von Alkoholkonsum abzuwiegen, um leichter dabeizubleiben. Außerdem könne man sich Belohnungen für die Abstinenz versprechen, zum Beispiel einen Restaurantbesuch mit dem gesparten Geld.
Wer es nicht mit dem trockenen Januar versuchen will, kann darauf achten, nicht zu viel zu trinken. Die Initiative Kenn dein Limit empfiehlt im Durchschnitt nicht mehr als ein Standardglas Alkohol pro Tag für Frauen – das entspricht 0,3 Liter Bier oder 0,125 Liter Wein. Männer sollten nicht mehr als zwei Standardgläser pro Tag trinken. Allerdings handelt es sich dabei um Standardwerte. Kenn dein Limit rät klar davon ab, täglich Alkohol zu trinken – damit das Trinken nicht zur Gewohnheit wird.
Die BZgA bietet ein Info-Telefon zur Suchtvorbeugung an. Es ist Mo – Do von 10 bis 22 Uhr und Fr – So von 10 bis 18 Uhr zu erreichen unter: 0221 892031. Weitere Informationen gibt es hier.
Die ganze Folge des Gesundheitsmagazins „Visite“ ist in der NDR-Mediathek verfügbar.
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