Hohe Inflationsraten, teurere Energiepreise und gestiegene Lebenskosten: Finanzen sind aktuell für viele Menschen ein sorgenvolles Thema. Mit Cash-Stuffing reagieren viele TikTok-User:innen darauf – um besser Geld zu sparen.
Auf TikTok gibt es zahlreiche Accounts, die ihren Follower:innen eine neue Art des Sparens näher bringen wollen. Beim sogenannten „Cash-Stuffing“ legen Personen genau fest, wie viel Geld sie in einem Monat ausgeben wollen. Dieses Geld heben sie ab, sodass sie es bar vorliegen haben. Auf ihren Kanälen zeigen die TikToker:innen, wie sie das Geld in durchsichtige Umschläge oder Folien einsortieren.
Jeder Umschlag ist für einen bestimmten Bereich vorgesehen und entsprechend beispielsweise mit „Lebensmittel“, „Kleidung“, „KfZ-Steuer“ oder „Sparen“ beschriftet. In ein Ringbuch eingelegt, lässt sich so das Monatsbudget genau planen und ist leicht zugänglich.
Der Sinn: Mit Cash-Stuffing kann man sich ein genaues Bild von den monatlichen Ausgaben machen. Finanzberater Sebastian Weißschnur bewertet den Trend gegenüber der Zeit als sinnvoll: „Wer weiß, wofür er jeden Euro ausgibt, hat mehr Kontrolle über seine Finanzen“.
Was bringt Cash-Stuffing?
Laut EuroNews ist Cash-Stuffing vor allem bei jüngeren Generationen, den Millennials und der Gen Z, populär. Wichtig sei dabei, dass TikToker:innen in der Regel keinen genauen Betrag für bestimmte Kategorien vorgeben. Wie viel User:innen also pro Monat oder für einen genauen Bereich ausgeben möchten, legen sie individuell fest.
Dabei gilt immer: Ist der Umschlag für eine Kategorie leer, dürfen für den restlichen Monat dafür keine weiteren Ausgaben getätigt werden. Ist das Geld im Bereich „Kleidung“ zum Beispiel weg, muss der neue Pullover bis zum nächsten Monat warten. Am Ende des Monats sei es laut EuroNews sinnvoll, die Ausgaben schriftlich festzuhalten, Probleme zu reflektieren und das Budget eventuell noch einmal zu überdenken.
Finanzberater Sebastian Weißschnur hat auch einige Kund:innen, die den Trend umsetzen – oft erfolgreich. Denn laut Weißschnur sehen TikTok-Nutzer:innen Sparen dadurch als eine Challenge und sind motivierter, ihre Sparziele einzuhalten.
Cash-Stuffing: Warum gerade jetzt?
TikTok-Experte Adil Sbai hat sich genauer angesehen, warum der Trend bei der Generation Z gerade jetzt so beliebt ist. Einer Umfrage zufolge sehen etwa 40 Prozent „finanzielle Sicherheit“ als besonders wichtigen Aspekt im Leben an, erklärt Sbai gegenüber der Zeit. Jede vierte Person gab in der Umfrage an, sich TikTok-Videos anzusehen, um mehr über den Umgang mit Finanzen zu lernen. Das zeige, wie sich die Ansprüche gegenüber TikTok gewandelt haben. Mittlerweile gehe es nicht mehr nur darum, unterhalten zu werden, sondern auch darum, etwas dazuzulernen.
Laut dem Finanzexperten Weißschnur ist Cash-Stuffing jedoch nicht unbedingt etwas Neues. In früheren Zeiten, als Menschen ihren Lohn bar ausgezahlt bekamen, sei es nicht ungewöhnlich gewesen, das verfügbare Bargeld für die kommende Zeit genau aufzuteilen.
Auffällig ist, dass sich nach Angaben der Zeit vor allem Frauen für den Spartrend interessieren. Auch Weißschnur kann dies in seinem Berufsalltag bestätigen: So seien Frauen sicherheitsorientierter, wenn es um Finanzen geht und wollen den Überblick behalten. Männer würden eher darauf setzen, dass ihr Gehalt steige.
Nachteile des TikTok-Trends
Cash-Stuffing erfreut sich zwar großer Beliebtheit, hat jedoch nicht nur Vorteile. So ist es zum Beispiel wichtig, ausreichend Zeit für die Sparmethode einzuplanen. Die TikTokerin Anna vom Kanal budgetit erklärt gegenüber der Zeit, sie brauche pro Monat etwa eine halbe Stunde, um ihr Budget zu planen. Das zieht sie auch im Urlaub durch. Zusätzlich müssen die meisten Menschen das Geld jedoch vorher noch abheben. Dadurch entstehen eventuell zusätzliche Wege und Mühen.
Zudem ist es schwieriger, zum Beispiel Online-Käufe zu tätigen. Auch ist es vor allem im Ausland nicht immer möglich, bar zu zahlen. Schließlich ist es riskanter, mit viel Bargeld unterwegs zu sein. Wird die Karte geklaut oder vergessen, ist es immerhin möglich, sie sperren zu lassen und den Zugriff auf das Konto zu erneuern. Bargeld wäre in diesen Fällen einfach weg.
Finanzexperte Weißschnur empfiehlt deshalb, monatliche Ausgaben lieber digital zu planen. Das gelinge zum Beispiel mit der App „Finanzguru“ oder mehreren Unterkonten beim Girokonto.
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