Undercoveraufnahmen zeigen, wie Schweine mit Hilfe von CO2 getötet werden. Laut Aussagen der Betriebe handelt es sich dabei um „Nottötungen“. Zwei Veterinärinnen zweifeln daran.
Triggerwarnung: Dieser Artikel zeigt ein Foto von toten Schweinen. Wenn du Bedenken hast, dass dich das belasten könnte, überlege vorab, ob du den Artikel lesen möchtest.
In einer gemeinsamen Recherche zeigen der Spiegel und die ARD-Sendung Plusminus Aufnahmen, auf denen Ferkel mit Hilfe von Kohlendioxid (CO2) getötet werden. Die Videos wurden mit versteckten Kameras aufgezeichnet und der Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch (Ariwa) zugespielt. Spiegel hat nach eigenen Angaben die Aufnahmen geprüft und als glaubwürdig eingestuft. Sie könnten der Recherche zufolge strafrechtlich relevant sein.
Die Videos entstanden dem Spiegel zufolge im Juni, Juli und September in zwei Betrieben: In der Zucht Mast GmbH Schlenzer in Brandenburg und der van Gennip Tierzuchtanlagen GmbH & Co. KG in Sachsen-Anhalt.
So funktioniert die CO2-Methode
Die Videoaufnahmen zeigen, wie das Personal der Betriebe Ferkel in eine Box wirft, dann CO2 dazu pumpt und die Tiere nach wenigen Minuten wieder herausnimmt. Anschließend werfen die Angestellten die Ferkel auf einen Haufen mit toten Schweinen, teilweise zucken die Tiere noch. Das Kohlendioxid soll die Tiere eigentlich ersticken. Dass sich einige jedoch noch bewegen, zeigt dem Bericht zufolge, dass die Methode nicht korrekt ausgeführt wurde. Regulär müssten die Tiere dem Gas 10 Minuten lang ausgesetzt werden, um sicherzustellen, dass sie durch Lähmungen der Atemmuskulatur erstickt sind.
Für die Durchführung der CO2-Methode ist laut Spiegel vorgeschrieben,
- dass in der Box bereits eine Konzentration von 80 Prozent CO2 vorhanden ist, wenn die Tiere in die Box gelegt werden,
- dass nur so viele Ferkel in eine Box gelegt werden, wie in Seitenlage Platz finden,
- dass die Tiere für mindestens 10 Minuten in der Box bleiben und
- dass die Tiere anschließend auf Todesanzeichen kontrolliert werden.
Laut dem Tierschutzgesetz dürfen kranke, verletzte und nicht-lebensfähige Tiere durch eine sogenannte Nottötung umgebracht werden. Die CO2-Methode empfehlen die Bundestierärztekammer und die Landwirtschaftskammern nicht, dennoch hat sie sich laut Medienbericht in Betrieben immer mehr durchgesetzt. Sie ist demnach legal, kostengünstig und für Mitarbeiter:innen weniger belastend als andere Tötungsmethoden. Ariwa-Sprecherin Sandra Franz stuft die Methode dennoch als „unendlich grausam“ ein.
Aufnahmen könnten bei der CO2-Methode Straftat zeigen
Laut Spiegel könnten sich die Mitarbeiter:innen, die auf den Aufnahmen zu sehen sind, jedoch strafbar gemacht haben. Dem Bericht zufolge bestehen Zweifel, ob die Tiere wirklich nicht überlebensfähig waren und ob sie überhaupt tierärztlich untersucht wurden.
Zwei Veterinärinnen vom Verein „Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft“ stimmen dem zu. Sie sind der Ansicht, die Betriebe töten mehr Tiere in einem größeren Umfang als üblich. Fraglich seien ihnen zufolge, ob die Tiere wirklich unheilbar krank seien, oder vielmehr aus wirtschaftlichen Gründen getötet wurden. „Die Ferkel erscheinen teils recht vital. In beiden Betrieben sind die eingebrachten Ferkel in Einzelfällen augenscheinlich über fünf Kilogramm schwer“, zitiert der Spiegel. Die CO2-Methode ist jedoch eigentlich nur für Tiere unter fünf Kilogramm zugelassen.
Für Betriebe lohnt es sich finanziell nicht, kleinere und schwächere Ferkel aufzupäppeln und groß zu ziehen. Ariwa-Sprecherin Franz erklärt laut Spiegel, dass diese Tiere „systematisch in deutschen Schweinezuchtbetrieben getötet“ werden. Sie betont daher: „Dieses sinnlose und grausame Töten kann nur enden, wenn wir die Tiernutzung komplett beenden.“
Die Recherche lief am Mittwoch, 7. Dezember, um 22:00 Uhr in der ARD.
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