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Corona-Übersterblichkeit: WHO berechnet Deutschland-Werte neu

Corona-Übersterblichkeit: WHO berechnet Deutschland-Werte neu
Foto: Rodrigo Abd/AP/dpa

Die WHO präzisiert ihre Schätzungen zur Übersterblichkeit während den Corona-Jahren 2020 und 2021. Für Deutschland macht sie eine neue Rechnung auf.

Von Übersterblichkeit spricht man, wenn mehr Menschen versterben als in einem bestimmten Zeitraum üblich. Die Todesfälle pro Tag werden dabei mit einem Durchschnittswert verglichen, der aus vergangenen Jahren berechnet wird. Auch die Coronapandemie führte zu so einer Übersterblichkeit. Eine neue Auswertung bestätigt, dass sie in den ersten beiden Jahren der Corona-Pandemie 2020 und 2021 weltweit sogar deutlich höher als die offiziell gemeldeten Covid-19-Todeszahlen lag. Vor allem in Ländern mit mittleren Einkommen war die Diskrepanz groß, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Fachzeitschrift „Nature“ berichtet.

Übersterblichkeit durch Corona: In Deutschland geringer als erwartet

Laut Analyse starben weltweit in den beiden Jahren rund 14,83 Millionen Menschen mehr als ohne die Pandemie zu erwarten gewesen wäre. Die WHO hatte im Mai schon einmal von 14,9 Millionen zusätzlichen Todesfällen berichtet. Sie verfeinerte die Analyse nun für die Veröffentlichung in „Nature“.

Für Deutschland berechnete das WHO-Datenanalyseteam die ursprüngliche Schätzung neu und kam zu dem Schluss, dass es in den beiden Jahren eine Übersterblichkeit von 122.000 – und nicht 195.000 – gab. Eine Studie der Universität Duisburg-Essen hatte für 2020 auch die demografische Entwicklung berücksichtigt und kam zu dem Schluss, dass ein Teil der zusätzlichen Todesfälle auf die wachsende Zahl der über-80-Jährigen zurückzuführen sei.

Besonders betroffen von hoher Übersterblichkeit waren Ländern mit mittleren Einkommen in Südamerika, wie die WHO in „Nature“ berichtet. Peru habe fast doppelt so viele Todesfälle gehabt wie zu erwarten gewesen wäre. In Mexiko, Bolivien und Ecuador habe die Zahl um 50 Prozent höher gelegen.

In ärmeren Ländern sei die Übersterblichkeit nicht so hoch gewesen, weil die Bevölkerung dort in der Regel jünger sei und daher weniger Menschen an Covid-19 starben, heißt es in der Analyse auch.

Übersterblichkeit viel höher als bisherige Statistik der Corona-Toten

Weltweit betrachtet lag die Übersterblichkeit demnach mehr als zweieinhalb mal so hoch wie die gemeldeten Covid-19-Todesfälle allein es hätten vermuten lassen: Ende 2021 zeigte die WHO-Statistik 5,4 Millionen Covid-19-Tote. Die nun veröffentlichte Zahl von 14,83 Millionen umfasst allerdings auch Todesfälle, bei denen die Todesursache nicht richtig angegeben war, solche von vermutlich infizierten, aber nicht getesteten Patient:innen sowie Todesfälle von Menschen mit Krankheiten oder Verletzungen, die wegen der Überlastung der Gesundheitssysteme nicht rechtzeitig behandelt werden konnten.

In einem Kommentar von Enrique Acosta vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in „Nature“ heißt es, dass die Zahlen mit Vorsicht zu betrachten seien, weil es nur bei 37 Prozent der Länder eine monatliche Statistik mit allen Todesfällen gegeben habe. 43 Prozent der Länder hätten gar keine Zahlen vorlegt. Deshalb mussten die Statistiker:innen Annahmen machen, die nach Einschätzung von Acosta teils problematisch sind.

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