Spieler der dänischen Nationalmannschaft lehnten eine Lohnerhöhung kollektiv ab. Mit der Aktion wollen sie ein großes Problem der Fußball-Branche angehen. Und das erfolgreich: Nach der EM sollen Anpassungen folgen.
Weniger Geld für mehr Gerechtigkeit – das scheint das Motto der dänischen Nationalmannschaft gewesen zu sein. Geschlossen lehnten Dänemarks Nationalspieler einen höheren Lohn ab, um stattdessen der Frauenmannschaft die gleiche Vergütung zu ermöglichen. Indem die Männer auf eine Erhöhung verzichteten, könne nun das Gehalt der Frauen auf das Niveau der Männer angehoben werden. Das gab nun die internationale Profifußballgewerkschaft Fifpro bekannt.
Im Fußball wie auch in vielen anderen Branchen ist das längst keine Normalität. Die Gender Pay Gap existiert nach wie vor. Eine Studie der Plattform Autodoc im Jahr 2022 zeigte: Während das Gehalt bei den männlichen Spielern der deutschen Fußball-Nationalmannschaft damals im Schnitt bei 10,2 Millionen Euro im Jahr lag, verdienten die Spielerinnen der Frauen-Nationalmannschaft im Durchschnitt gerade einmal 43.670 Euro.
Auch in Dänemark klafft eine große Lücke zwischen dem Gehalt der Nationalspieler und dem der Nationalspielerinnen. Im neuen Vertrag der Herrenmannschaft seien darum keine Änderungen der Bedingungen gefordert worden, berichtete Michael Sahl Hansen, Leiter der Spielervereinigung Spillerforeningen, gegenüber Fifpro. Die Verhandlungen der Frauennationalmannschaft sollen nach dem Sommer stattfinden.
Abmachung tritt nach der EM in Kraft
Der Fußballverband Dansk Boldspil-Union (DBU) habe Sahl Hansen zufolge zwar bereits vor den Verhandlungen eine gleiche Bezahlung von Männer- und Frauennationalmannschaft angekündigt – allerdings mit einem anderen Ansatz. Um Gleichberechtigung zu schaffen schlugen sie vor, die Gehälter der Männer deutlich zu senken, um sie den Gehältern der Damenmannschaft anzupassen. Dieser Ansatz wurde laut Sahl Hansen jedoch abgelehnt – von den Männern, als auch von den Frauen. „Die Frauen sind sich einig, dass das Geld nicht von der Männermannschaft, sondern von der DBU kommen soll“, sagte Sahl Hansen.
Die aktuelle Vereinbarung sieht nun anders aus: Das Lohnniveau der Männer bleibt auf dem aktuellen Stand, während die Bezahlung der Frauen auf dieses Niveau angehoben werden soll. Inkrafttreten soll der neue Vier-Jahres-Vertrag nach der aktuellen Fußball-Europameisterschaft. Zusätzlich werde der Versicherungsschutz der Herrenmannschaft reduziert, um jenen der Jungen und Damenmannschaft anzuheben. Außerdem seien ein gemeinsames Clubhaus für alle und ein Förderfond geplant.
In diesen Entwicklungsfond will die Herrenmannschaft immer dann eine Million dänische Kronen (circa 134.000 Euro) einzahlen, wenn sie sich für eine potenzielle Meisterschaft wie die EM oder die WM qualifiziert – und somit Prämien bekommt. Der Verband will mit dem gleichen Betrag nachlegen. Welche Fördermaßnahmen von dem Geld bezahlt werden, sollen die Spieler entscheiden.
In zahlreichen Ländern wurden die Gehälter bereits angepasst
Die Spielerinnen der Frauenmannschaft freuten sich über den Einsatz der Männer und reagierten positiv auf die neu ausgehandelten Bedingungen, wie Fifpro berichtete. Sie freuen sich jedoch auch darauf, nach dem Sommer selbst Verhandlungen mit dem Fußballverband zu führen, betonte Sahl Hansen.
Mit der Anpassung der Gehälter zieht Dänemark mit Spanien, USA, Brasilien, England und Norwegen gleich: Sie alle haben bereits Vereinbarungen über die gleiche Bezahlung von Nationalspieler:innen getroffen. Deutschland ist davon noch weit entfernt. Für Bundesligaspielerinnen wird innerhalb des DFB aktuell zwar mal wieder über ein Mindestgehalt diskutiert, wie die Sportschau im Februar berichtete. Die Spanne dafür liege jedoch gerade einmal zwischen 2.190 und 3.650 Euro monatlich. Und das wäre ein Fortschritt: Denn aktuell verdienen 62 Prozent der Spielerinnen der Frauen-Bundesliga deutlich weniger als 2.920 Euro, also nicht einmal 35.000 Euro jährlich. Zum Vergleich: Männliche Bundesligaprofis erhalten laut der Süddeutschen Zeitung im Schnitt schätzungsweise zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro pro Jahr.
Verwendete Quellen: Fifpro, Sportschau, Autodoc, Spiegel, Süddeutsche Zeitung
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