Eine neue Erhebung gibt Einblick in die Vielfalt der Lebensrealitäten von Studierenden in Deutschland. So viel Zeit bringen Studierende für Studium und Arbeit auf.
Die 22. Sozialerhebung – „die Studierendenbefragung in Deutschland“ gibt Einblick in die Lebenswelten der Studierenden in Deutschland. Durchgeführt wurde die Befragung vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung und dem Deutschen Studierendenwerk (DSW). Die Ergebnisse der Untersuchung liefern auch Informationen über die Zeit, die Studierende für Studium und Arbeit aufwenden. Außerdem wurden Daten zu den Finanzen sowie dem Gesundheitszustand der Studierenden erhoben.
Zeit, die für Studium und Job aufgewendet wird
49 Stunden insgesamt pro Woche – so viel Zeit wenden Studierende im Durchschnitt für ihr Studium und gegebenenfalls einen Job auf. Die Summe setzt sich aus etwa 17 Stunden an der Hochschule und noch einmal genauso viel Zeit für Vor- und Nachbereitung der Vorlesungen und Seminare zusammen.
Außerdem gaben über die Hälfte der Befragten (63%) an, neben dem Studium zur Sicherung des Lebensunterhalts zu arbeiten. Das sind fünf Prozent weniger als in der letzten Befragung 2021. Die wissenschaftliche Geschäftsführerin des Deutschen Zentrums für Wissenschafts- und Hochschulforschung in Hannover, Monika Jungbauer-Gans erwähnte Corona als einen möglichen Grund für den Einbruch. Ob es aber wirklich an der Pandemie lege, „wissen wir noch nicht“, zitierte der Spiegel die Geschäftsführerin.
Wie wurden die Daten erhoben?
Seit 1951 werden Daten über Studierende mithilfe der Sozialerhebung gesammelt. Damals lag die Anzahl der Studierenden bei 110.000, heute verzeichnen die Hochschulen fast 3 Millionen Immatrikulierte. Mittlerweile werden auch die berufsbegleitenden und dual Studierenden in die Befragung mit einbezogen.
An der aktuellsten Erhebung haben 180.000 Studierende teilgenommen – damit liegt die Anzahl an Befragten so hoch wie nie. Eine Verzerrung der Umfrageergebnisse könnte aber durch einen entscheidenden Faktor möglich sein: die Daten wurden im Sommer 2021 erhoben, vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und damit bevor massive Preissteigerungen bei den Lebenshaltungskosten eintraten.
Die Daten seien „sehr komplex“, das Studiendesign „ausgesprochen anspruchsvoll“, so Jungbauer-Gans. Unter anderem wurden KI-Verfahren für die Erhebung eingesetzt, die erst entsprechend trainiert werden mussten. Deshalb habe die Auswertung beinahe zwei Jahre gedauert. Sie prognostizierte aber für die nächsten Jahre eine schnellere Auswertung.
Weitere Ergebnisse der Sozialerhebung
Die Erhebung gibt auch Einblick in die Finanzen, die Ausgaben für Wohnung sowie die Gesundheit der Studierenden.
Demnach stehen Studierenden durchschnittlich etwa 1.100 Euro monatlich zur Verfügung. Ein interessantes Ergebnis der Studie ist außerdem, dass die größte Einnahmequelle für Studierende das Geld der Partner:innen sei. Bei vorigen Erhebungen waren das immer Zuwendungen von Eltern oder eigene Jobs. Ausgaben für Miete belaufen sich im Durchschnitt auf 410 Euro, wobei das Bafög dafür nur 360 Euro vorsieht.
Zu ihrem Gesundheitszustand äußerten sich drei Viertel der Studierenden positiv – es gehe ihnen gesundheitlich „gut“ oder „sehr gut“. Jedoch beschreiben viele der Studierenden, die eine gesundheitliche Einschränkung angegeben haben, ein Leiden an psychischen Beschwerden. Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des DSW, warnt laut Spiegel deshalb: „Wir haben im deutschen Hochschulsystem eine Mental-Health-Krise der Studierenden“
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