Eine neue Pflanzenkrankheit bedroht die Zuckerrübenernte in Deutschland. Ihr Auftreten hängt mit der Klimakrise zusammen und verändert die Konsistenz der Rüben. Landwirt:innen rechnen mit Schäden von mehr als 1500 Euro pro Hektar Anbaufläche.
Eine kaum bekannte Krankheit namens „Stolbur“ bedroht die diesjährige Zuckerrübenernte. Sie wird vor allem durch die Schilf-Glasflügelzikade übertragen. Das Insekt stammt aus dem Süden und hat sich offenbar als Folge des Klimawandels nun auch in Deutschland angesiedelt. Schon seit einigen Jahren befällt es Zuckerrüben und verursacht in ihnen durch Übertragung eines bestimmten Phytoplasma-Bakteriums das sogenannte SBR-Syndrom. Diese mindert den Zuckergehalt in den Rüben.
Doch dieses Jahr überträgt die Schilf-Glasflügelzikade scheinbar ein anderes Bakterium, das sich anders auf die Ernte auswirkt: Die Zuckerrüben schrumpfen, bekommen eine gummiartige Konsistenz und können verfaulen. Landwirt:innen zeigen sich besorgt ob des Phänomens. Stolbur trat bisher in Kartoffeln und Weinreben auf, und verursachte beim Wein unter anderem Schwarzholzigkeit.
Landwirte: Ausmaße des Schadens schwer vorhersehbar
Laut Fachmagazin agrarheute tritt der Stolbur-Erreger vor allem in Weinbaulagen in Südwestdeutschland auf. Die Zikaden, die ihn übertragen, lieben Wärme. Das Magazin verweist auf den Zusammenhang mit der globalen Erwärmung. Wissenschaftler:innen rechnen demnach auch in den gemäßigten Regionen der Welt mit Phytoplasma-Epidemien.
Der Nachrichtenplattform BR24 sind zwischen Kitzingen bis Rothenburg in Bayern 21.000 Hektar Anbaugebiet von Stolbur befallen. Der Verband der Fränkischen Zuckerrübenbauern e.V. (VFZ) hatte demnach eigentlich mit einer leicht überdurchschnittlichen Erntemenge gerechnet – nun sind Landwirt:innen besorgt. Die Ausmaße des Schadens lassen sich schwer vorhersagen, meint laut Klaus Ziegler, Geschäftsführer des VFZ, gegenüber dem Nachrichtenportal. Man wisse noch zu wenig darüber.
Johannes Menth, Vorsitzender der Fränkischen Rübenbauern, erklärt gegenüber BR24, er rechne mit einem Schaden von 1500 bis 1700 Euro pro Hektar. „Wir haben auch Anfang September noch gedacht: Alles gut, alles im grünen Bereich, und jetzt kann man seinen Rüben von Woche zu Woche dabei zugucken, wie sie weniger werden“, klagt der Landwirt.
Derzeit werden die Zikaden vor allem durch ackerbauliche Maßnahmen bekämpft: Zum Beispiel baut man Kulturen an, die das Schlüpfen der Larven bremsen. Gegen das schon früher bekannte SBR-Syndrom forschen der VFZ und Südzucker-Werk in Ochsenfurt bereits. Laut Ziegler habe man gegen Stolbur nun eine deutschlandweite Task-Force aus Expert:innen gebildet.
Neue Zuckerrüben-Krankheit: Was man über Stolbur weiß
Stolbur und SBR werden durch die Larven der Zikaden übertragen. Agrarheute erklärt den Prozess wie folgt: Die Insekten legen ihre Eier im Boden an den Rüben ab und saugen dabei an den Pflanzen. Dabei übertragen sie Phytoplasma-Bakterien und infizieren die Rüben so. Sind die Larven geschlüpft, saugen sie ebenfalls an den Blättern der Rüben. Die Larven werden schließlich zu Nymphen, die man an befallenen Rüben findet.
Annika Vetter, eine Mitarbeiterin des Landwirtschaftsamt Heilbronn erklärt gegenüber agrarheute, dass betroffene Schläge Nymphen an nahezu jeder Rübe aufweisen. Stolbur und SBR könnten zudem auch gemeinsam auftreten können.
Symptomatik und Auswirkungen der Pflanzenkrankheiten sind noch nicht eindeutig erforscht. Reben mit Schwarzholzkrankheit können sich laut agrarheute teils erholen – ob das auch für Zuckerrüben gilt, bleibt abzuwarten.
Verwendte Quellen: agrarheute, BR24
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