Viele Verbraucher:innen lassen sich von den günstigen Preisen von asiatischen Shopping-Portalen locken. Doch viele Plattformen sind umstritten. Die EU-Kommission nimmt nun den Online-Händler Temu ins Visier.
Die Europäische Kommission verdächtigt den chinesischen Online-Marktplatz Temu gegen EU-Recht zu verstoßen. Die Brüsseler Behörde leitete ein formales Verfahren ein, um zu prüfen, ob die Plattform etwa genug gegen den Verkauf illegaler Produkte vorgehe, hieß es in einer Mitteilung. Außerdem solle die potenziell süchtig machende Gestaltung des Dienstes untersucht werden.
Dem Online-Marktplatz wird unter anderem vorgeworfen, nicht genug gegen illegale Produkte zu tun. Bestimmte unseriöse Händler würden wieder auf der Plattform auftauchen, nachdem sie gesperrt worden seien, hieß es von der Kommission. Außerdem bestehe das Risiko, dass die Plattform durch Belohnungsprogramme süchtig mache. Das könne negative Folgen für das körperliche und geistige Wohlbefinden einer Person haben. Die Kommission will nun weiter Beweise sammeln, etwa durch Befragungen.
Nach Voruntersuchung: Brüssel geht gegen Temu vor
In einer Voruntersuchung hatte die Brüsseler Behörde bereits detaillierte Informationen von Temu über die Maßnahmen verlangt, mit denen ein Wiederauftauchen von Händlern verhindert werden soll, die illegale Produkte auf ihrem Online-Marktplatz verkaufen. Die Kommission wollte auch Auskunft, wie die Risiken für Verbraucher:innen eingedämmt werden.
Die Brüsseler Behörde hatte bereits ähnliche Verfahren gegen X (früher Twitter), Tiktok und AliExpress eröffnet. Große Online-Plattformen werden von einem neuen EU-Gesetz über digitale Dienste (DSA) verpflichtet, strikt gegen illegale Inhalte im Netz vorzugehen. Im März hatte die Verbraucherzentrale Temu abgemahnt – auch weil der Shop Kund:innen mittels verbotener Designs (Dark Patterns) manipuliert haben soll.
Temu ist sehr beliebt in Deutschland
Temu zählt nach anderthalb Jahren am Markt bereits zu den größten Onlinehändlern in Deutschland. Laut einer Untersuchung der zum Meinungsforschungsinstitut YouGov gehörenden Consumer Panel Services GfK landete das Shoppingportal gemessen an der Anzahl der Bestellungen im ersten Halbjahr 2024 auf dem sechsten Platz der Top-Onlinehändler.
Handelsvertreter:innen, Politiker:innen und Verbraucherschützer:innen kritisieren jedoch unter anderem Produktqualität, unfaire Wettbewerbsbedingungen und mangelnde Kontrollen. Die Plattform weist solche Vorwürfe zurück. Außerdem stehen chinesische Ultra-Fast-Fashion-Händler für Intransparenz entlang der Lieferkette in der Kritik, sowie dafür, dass der weltweite Lufttransport durch sie beeinträchtigt wird und die Unternehmen Kosten für Zoll und Steuern mit Tricks umgehen – Utopia berichtete.
Handelsbeziehungen zu China sind angespannt
Das Brüsseler Verfahren gegen Temu findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem die wirtschaftlichen Spannungen mit China zunehmen. Seit Mittwoch gelten EU-Zusatzzölle auf aus China importierte Elektroautos.
Vor dem Beschluss der EU-Kommission hatte Anfang des Monats eine ausreichend große Mehrheit der EU-Staaten für die Strafzölle gestimmt. Deutschland votierte gegen die Maßnahme, aus Sorge vor einem neuen großen Handelskonflikt und möglichen Vergeltungsmaßnahmen gegen deutsche Hersteller.
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