Julian Reichelt fiel bereits häufiger negativ auf. Jetzt zeigt sich der ehemalige BILD-Chef entrüstet über eine Kindersendung. Warum die „Sendung mit der Maus“ online für Ärger sorgt und wie andere das sehen, zeigen Reaktionen auf Twitter.
Eine Kindersendung sorgt für Aufregung. Der Grund: In einer aktuellen Folge der „Sendung mit der Maus“ wird das Thema transgender oder Transgeschlechtlichkeit behandelt. Dabei dokumentiert die Sendung das Leben einer trans* Frau namens Katja und erklärt Kindern, was es bedeutet, trans* zu sein.
Der ehemalige Chefredakteur der Bild-Zeitung, Julian Reichelt, stieß sich daran und tweetete: „In der Sendung mit der Maus wird der Zielgruppe der 4- bis 9-Jährigen heute erklärt, was eine Transperson ist. Demnächst: Warum es Mann und Frau gar nicht gibt. Ideologisch-sexualisierte Früherziehung mit Zwangsgebühren.“
Die „Sendung mit der Maus“ reagierte prompt und antwortete auf Reichelts Tweet: „Die heutige Sendung findest du in der Mediathek auf http://wdrmaus.de Auch als erwachsene Person kann man bei uns noch viel lernen zu relevanten Themen wie z.B. Toleranz. Die Maus ist dazu da den Horizont für Groß und Klein zu erweitern.“
Vorwurf der Sexualisierung: gemischte Reaktionen im Netz
Die Kommentare auf Reichelts Tweet ließen nicht lange auf sich warten. Eine Großzahl der Nutzer:innen zeigten sich solidarisch mit der „Sendung mit der Maus“, jedoch gab es auch kritische Stimmen. So wurde der Sendung unterstellt, Kindern sexualisierte Inhalte zu präsentieren. Auch in Reichelts Tweet wurde dieser Vorwurf laut. Eine Nutzerin griff diese Kritik in einem Tweet auf: „Sehe bei der Darstellung real existierender Geschlechteridentitäten keine Sexualisierung. Dass Sie wiederum überall etwas Sexuelles entdecken, wundert jetzt wohl niemanden.“
Andere Nutzer:innen wittern hingegen eine Gefahr für Kinder in der Folge der Fernsehsendung. So lautete ein Kommentar: „Ich sehe es schon kommen “ Kinder wechseln jeden Tag das Geschlecht, weil es ja laut der Maus“ so geht. Lasst Kinder doch einfach Kinder sein.“
Dabei macht die Sendung mit der Maus genau das: Sie lässt Kinder Kinder sein – egal, welches Geschlecht sie haben. Und zugleich erklärt sie (komplexe) Sachverhalte kindgerecht, zum Beispiel das Thema Transgeschlechtlichkeit.
Pink heißt weiblich?
Kritik an der Sendung ging aber auch in eine andere Richtung. So empörte sich ein Nutzer nicht explizit über Transgeschlechtlichkeit, sondern vielmehr über die vermeintliche Darstellung von Rollenbildern: „… Also Frauen sind Frauen weil sie sich schminken? Toleranz ja!! Geschlechter Rolle verstärken Nein! Bin ich ne Frau weil ich Pink mag??“
Frauen sind Frauen, weil sie Pink mögen? Das ist natürlich Quatsch. Diese Vorstellung basiert zudem auf einem längst überholten Rollenbild, hier stimmen wir dem Nutzer zu. Aber: Geschlechteridentität hat damit nichts zu tun. Trans* Frauen, die Pink mögen, sind Frauen, die pink mögen und nicht Männer, die eine mit weiblichen Stereotypen assoziierte Farbe mögen.
Ausdrücklich positives Feedback erhielt die Sendung mit der Maus seitens Trans Pride Cologne: „Hallo liebe Maus! Wie schön, dass du dich nach wie vor für mehr Toleranz einsetzt und Kinder altersgerecht aufklärst. Wir freuen uns, dass du wichtiges wissen bereitstellst, was einigen von uns vor 10 oder 20 Jahren wahrscheinlich viel Ratlosigkeit und Sorge erspart hätte. +“
Utopia meint: Transgeschlechtlichkeit ist ein wichtiges Thema, über das mehr gesprochen werden sollte. Nicht zuletzt, um gegen Ausgrenzung oder Anfeindungen vorzugehen und diesen vorzubeugen. Auch Kinder sollten deshalb bereits an solche gesellschaftlichen Themen herangeführt werden. Die Sendung mit der Maus beweist, wie dies kindgerecht erfolgen kann.
Was aber auffällt: Das Thema spaltet – nicht nur im Internet. Dabei gilt, wie bei vielen Themen, wir alle können dazulernen (nicht nur Kinder) und sollten uns auch bemühen, andere Perspektiven einzunehmen und andere Lebensrealitäten besser zu verstehen. Denn nur so können wir den Dialog verbessern und eine Gesellschaft schaffen, in der wir uns gegenseitig respektieren und tolerieren.
Die aktuelle Folge der „Sendung mit der Maus“ kannst du hier ansehen.
Übrigens zum * (Sternchen): Das Sternchen dient als Platzhalter, so dass sich möglichst viele Menschen in einem Begriff wiederfinden können. Weitere Infos findest du zum Bespiel auf der Seite der Münchner Trans* Inter* Beratungsstelle.
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