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„Extreme Verhaltensstörung“: Hamburger Tierpark wegen Elefantenkuh in der Kritik

Zoo
Foto: CC0 Public Domain / unsplash - Inbetween Architects Jerome Charignon

Der Hamburger Tierpark Hagenbeck steht in der Kritik, seine Tiere nicht artgerecht zu halten. Neuste Videoaufnahmen einer Elefantenkuh zeigen auffällige Bewegungsmuster. Die Tierrechtsorganisation Peta bezeichnet den Tierpark unter anderem deswegen als „einen der schlimmsten Zoos im Land“.

Die 33-jährige Elefantenkuh Lai Sinh im Hamburger Tierpark Hagenbeck zeigt laut der Tierrechtsorganisation Peta eine Verhaltensauffälligkeit. Gegenüber T-Online bezeichnete eine Vertreterin der Organisation den Tierpark sogar als „einer der schlimmsten Zoos im Land“.

Peta liegen neueste Videos vor, die Lai Sinh zeigen, wie sie permanent vor- und zurückgeht und dabei ihren Rüssel und Kopf schwingt. Die Bewegung wiederholt die Elefantenkuh kontinuierlich. Gegenüber T-Online erklärt die Tierschützerin und Biologin Yvonne Würz, dass das Muster zwar tänzerisch aussehe, es sich dabei aber um eine „extreme Verhaltensstörung“ handle.

„Weben“ bei Elefanten ein Zeichen für Leid

So eine Störung ist laut der Expertin die Folge von jahrelanger Gefangenschaft. Die „abnormale Bewegung“ sei demnach typisch für Tiere in Zoos und Zirkussen. Bezeichnet wird so ein Verhalten als „Weben“. In der Natur wurde dieses Muster bisher nicht beobachtet. In europäischen Zoos dagegen zeigen laut Peta 72 bis 85 Prozent der Elefanten dieses Verhaltensmuster.

Für die Tierrechtsorganisation ist so ein Verhalten ein klares Zeichen, dass die Tiere psychisch unter Platz- und Beschäftigungsmangel leiden würden. Auch auf die körperliche Verfassung kann das sogenannte Weben einen Einfluss haben: Durch die immer gleiche Bewegung und das unnatürlich lange Stehen auf hartem Beton können Elefanten laut Peta Fußerkrankungen entwickeln. „Wir lehnen die Haltung und damit verbundene Zucht von Elefanten kategorisch ab“, so die Biologin gegenüber T-Online.

Tierpark Hagenbeck von Peta heftig kritisiert – weißt die Vorwürfe aber von sich

Das Verhalten der Elefanten in dem Hamburger Tierpark ist nicht neu. Bereits Aufnahmen aus dem Jahr 2013 zeigen laut Peta Tiere mit diesem Verhaltensmuster. Der Tierpark Hagenbeck ist Würz zufolge „einer der schlimmsten Zoos im Land“. Ob sich der Vorwurf auf eine Auswertung stützt, ist unklar. In der Vergangenheit hat Peta den Tierpark jedoch mehrfach kritisiert. Unter anderem für die Haltung von Menschenaffen, Pinguinen und Eisbären.

Der Hamburger Tierpark weißt die Kritik von sich. Gegenüber T-Online heißt es, die Elefantenkuh zeigte demnach das Muster bereits vor 30 Jahren, als sie aus Vietnam in den Tierpark kam. „Ihr Verhalten hat Lai Sinh bis heute nicht abgelegt und trotz freier Bewegungsmöglichkeiten, unterschiedlichen Beschäftigungen und einwandfreier Versorgung des Tieres verfällt Lai Sinh hin und wieder in ihr Verhaltensmuster“, zitiert T-Online den Zootierazt Michael Flügger. Man sei außerdem davon überzeugt, dass das Tier nicht unter dem Verhalten leide oder beeinträchtigt sei, sondern sich wohl fühle und kein Stressverhalten zeige.

Utopia meint

Zoos und Tierparks bergen Probleme. Ob Tiere, die in freier Wildbahn täglich kilometerlange Strecken zurücklegen, auf kleinem Raum zu der menschlichen Unterhaltung eingesperrt werden sollten, gilt es zu hinterfragen. Selbst wenn einige Zoos und Tierparks mit Artenschutz und artgerechter Tierhaltung werben, zeigen Recherchen immer wieder, dass Tiere in Gefangenschaft teilweise schwer traumatisiert sind – und/oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen, die in der Natur noch nie beobachtet wurden. Es ist also ratsam, sich zu überlegen, ob man Zoos und Tierparks wirklich unterstützen möchte.

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