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CNN statt Fox News: Ändern wir unsere Meinung, wenn wir den Sender wechseln?

CNN statt Fox News: Was passiert, wenn Menschen andere Medien konsumieren?
Foto: CC0/ Unsplash/ erik mclean (bearbeitet)

Eine Studie aus den USA hat untersucht, wie bestimmte Medien unsere politische Meinung beeinflussen. Für das Experiment bezahlten die Wissenschaftler Fox-News-Konsument:innen dafür, CNN zu schauen.

Ein Experiment hat untersucht, welchen Einfluss bestimmte US-Medien auf Zuschauer:innen ausüben – und dafür einen interessanten Ansatz verwendet: Die Politikwissenschaftler David Broockman und Joshua Kalla bezahlten Menschen, die normalerweise den Nachrichtensender Fox News Channel schauen, damit diese stattdessen den Sender CNN konsumieren.

Fox News gilt als rechtskonservativ ausgerichtet und wird als Gegenpol zu CNN gesehen. Im vergangenen Wahlkampf diente der Sender als Sprachrohr für die Republikanische Partei und Donald Trump. CNN ist, ähnlich wie der Sender MSNBC, eher demokratisch ausgerichtet. Durch die Studie wollten die Wissenschaftler Erkenntnisse darüber gewinnen, wie parteinahe Sender Überzeugungen und Einstellungen ihrer Zuschauer:innen beeinflussen.

304 Fox-News-Zuschauer erhielten deshalb von den Wissenschaftlern der University of California in Berkeley bzw. der Universität Yale 15 Dollar die Stunde dafür, dass sie im September 2020 bis zu sieben Stunden CNN pro Woche schauten. Außerdem mussten die Teilnehmer:innen immer wieder Nachrichtenquizfragen beantworten, um zu beweisen, dass sie die Inhalte des Senders auch tatsächlich verfolgten. Schließlich wurden die Teilnehmenden zu ihrer Meinung zu bestimmten Themen befragt und diese mit einer Kontrollgruppe abgeglichen, welche weiterhin Fox News konsumiert hatte.

CNN statt Fox News: Zuschauer:innen änderten teils ihre Meinung

Im September 2020 prägte unter anderem folgendes Ereignis die Medien: Der weiße Polizist Rusten Sheskey schoss Jacob Blake, einem schwarzer US-Bürger, in Kenosha mehrmals in den Rücken und verletzte ihn dabei schwer. Gegen Blake lag ein Haftbefehl vor, auch will die Polizei zuvor Taser verwendet haben. Videomaterial zeigt, dass die Schüsse abgefeuert wurden, als Blake in sein Auto einstieg. Daran entzündete sich eine Rassismus-Debatte, auf die die Black Lives Matter-Bewegung mit Protestmärschen aufmerksam machte. Bei den Protesten in Kenosha erschoss ein Teenager aus Illinois, Kyle Rittenhouse, wiederum zwei Männer und verwundete einen weiteren.

Nach Ablauf des Experiments wurden die Studienteilnehmer:innen zu ihren Meinungen zu bestimmten Themen befragt, darunter auch die oben genannten Ereignisse:

  • Teilnehmer:innen, die im September CNN konsumiert hatten, ordneten die Straßenproteste, welche sich als Reaktion auf die Schüsse auf Jacob Blake in Kenosha bildeten, seltener als „Überreaktion“ ein.
  • Die Gruppe, die CNN konsumierte, glaubte auch weniger häufig als die Kontrollgruppe, dass sich Unterstützer:innen von Joe Biden freuen, wenn Polizist:innen erschossen werden. Joe Biden gehört der Demokratischen Partei an und hat sich in seinen Reden mehrmals für „Racial Justice“ ausgesprochen – einem wichtigen Anliegen der Black-Lives-Matter-Bewegung. Laut Studie hatte Fox News bedeutend mehr über die „Unterstützung seitens Biden/ der Demokraten für die ‚extreme‘ Rassenideologie/Proteste“ berichtet als CNN – ebenso über negative Konsequenzen solcher „Ideologien“, zum Beispiel Gewalt.

In bestimmten Punkten wich die Meinung der CNN-Zuschauer:innen also – zumindest teilweise – von der der Fox-News-Konsument:innen ab. Laut Joshua Kalla, einem der Studienleiter, wechselten die Teilnehmenden nach Ende des Experiments allerdings wieder zu Fox News.

Experiment zeigt Medieneinfluss auf unsere politische Meinung

Die Studie deutet darauf hin, dass sich Ansichten zur Kandidatur Bidens durch das Experiment geändert haben.
Die Studie deutet darauf hin, dass sich politische Ansichten durch das Experiment geändert haben. Sie betreffen auch die Kandidatur Bidens. (Foto: Patrick Semansky/AP/dpa)

Wie Kalla gegenüber dem Guardian erklärte, handelte es sich bei den Teilnehmenden „überwiegend“ um „pro-Trump-Republikaner“. Dass ein Monat CNN statt Fox News einen Effekt auf die Meinung der Menschen hatte, bezeichnete der Wissenschaftler selbst als „überraschend“.

Er wies auf einige Methoden hin, der sich Fox News und liberale Sender bedienen, um Zuschauer:innen zu beeinflussen, zum Beispiel „Agenda-Setting“, also die unaufhörliche Berichterstattung über ein bestimmtes Thema; und „Framing“, die bestimmte Einordnung eines Thema, z.B. durch Betonung bestimmter Aspekte.

Besonders interessierte die Forscher, wie „Sender mit Partei-Bezug“ selektiv über Informationen berichten und die Zuschauer:innen dazu bringen, eine voreingenommene Reihe von Fakten zu erfahren“.

Diese Verzerrung hat Kalla zufolge einen breiteren und negativen Einfluss auf die Funktionsweise der USA. „Wenn Politiker etwas Schlechtes tun, hoffen wir, dass die Wähler sie bestrafen, unabhängig von ihrer Partei –andernfalls müssen die Politiker nicht hart daran arbeiten, unser Leben zu verbessern, um ihren Job zu behalten“, erklärte er.

Wie kann man sich eine sachliche Meinung bilden?

Es gibt klare Unterschiede in der journalistischen Qualität verschiedener Medien. Deshalb ist es wichtig, Quellen zu prüfen, um Fakenews zu erkennen. Die Prüfung hilft auch, seriöse Medien von vermeintlich journalistischen Publikationen zu unterscheiden. Beginne dazu mit folgenden Fragen:

  • Arbeitet das Medium transparent? Sind Quellen angegeben?
  • Stimmen die Aussagen mit den Aussagen in den Originalquellen überein? Werden Zahlen richtig eingeordnet?
  • Zeigen Bilder und Video wirklich das, was angegeben ist? (Du kannst den Ursprung z.B. über die Bilder-Rückwärtssuche bei TinEye überprüfen.)
  • Haben sich Faktenchecker wie Correctiv.org dazu geäußert?

Aber: Nicht nur durch Falschangaben werden Meinungen beeinflusst. Wie oben erklärt reicht es auch aus, z.B. bestimmte Aspekte hervorzuheben. Dazu kommt, dass wir gerade in sozialen Medien oft nur die Meinungen angezeigt bekommen, die unsere eigene bestätigen („Filterblase“). Dies bewahrt uns vor kognitiver Dissonanz, also dem unangenehmen Gefühl, wenn unterschiedliche Wahrnehmungen (zum Beispiel zu einem Thema) nicht zusammenpassen. In dieser Situation neigen wir dazu, störende Fakten zu ignorieren oder bestimmte Medien zu meiden.

Für den politischen Diskurs ist es wichtig, sich Meinungen verschiedener Quellen anzuhören und erst dann ein Urteil zu bilden. Dafür kann es helfen, verschiedene Medien zu konsumieren.

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