In Köln ist der Startschuss für eine riesige Flusswasser-Wärmepumpe am Rhein gefallen: Der Energieversorger RheinEnergie hat die Aufträge für den Bau vergeben. Ab 2027 soll die Wärmepumpe 50.000 Haushalte klimaneutral beheizen.
Wärmepumpen sind nur was für Einfamilienhäuser? Das ist überholt, längst werden mehr und mehr Großwärmepumpen für Fernwärmenetze eingesetzt. Überall auf der Welt entstehen gerade Großwärmepumpen mit riesiger Leistung, zuletzt etwa in Helsinki (33 Megawatt), bei BASF in Ludwigshafen, in Esbjerg in Dänemark (70 Megawatt) und in Boston.
Nun soll in Köln die größte Flusswasser-Wärmepumpe Europas entstehen. Das Projekt, das ein Investitionsvolumen von 280 Millionen Euro umfasst, soll die Wärmeversorgung der Stadt dekarbonisieren und setzt dabei auf die Energie des Rheins. Die Anlage soll eine Leistung von 150 Megawatt haben und 2027 in Betrieb gehen. Sie soll jährlich rund 100.000 Tonnen CO2 einsparen.
Den Bau der eigentlichen Großwärmepumpe übernimmt MAN Energy Solutions – genau wie jüngst in Finnland, Dänemark und Boston. Ein Konsortium aus den Unternehmen Züblin und Strabag Umwelttechnik übernimmt die Errichtung des Wasserentnahmebauwerks inklusive Fischschutzanlagen.
Wärmepumpe soll 50.000 Haushalte versorgen
Die Wärmepumpe wird am RheinEnergie-Standort Köln-Niehl gebaut und soll Wärme für das größte Fernwärmenetz des Unternehmens produzieren. Die durchschnittliche Rheinwassertemperatur von rund 10 Grad Celsius soll die Anlage nutzen, um eine Nutztemperatur von bis zu 110 Grad Celsius zu erzeugen.
Wie bei jeder Wärmepumpe wird die Heiztemperatur in einem Kreislauf mittels eines Kältemittels, das die Umweltwärme aufnimmt, und eines elektrisch betriebenen Kompressors erzeugt. Laut MAN wird ein „natürliches“ Kältemittel eingesetzt. Der Strom stammt allerdings vorerst nur teilweise aus regenerativen Quellen, wie die DPA in Erfahrung brachte.
Dabei sollen aus einer Kilowattstunde Strom rund drei Kilowattstunden Heizwärme entstehen. Die Großwärmepumpe hätte damit eine sogenannte Jahresarbeitszahl (JAZ) von 3. Das entspricht in etwa der Effizienz von heute typischen Luft-Wasser-Wärmepumpen für Haushalte.
Zum Vergleich: Eine typische Haushaltswärmepumpe hat meist eine Heizleistung von etwa 5 bis 15 Kilowatt und erzeugt Vorlauftemperaturen von etwa 35 bis 55 Grad Celsius. Die Kölner Flusswasser-Wärmepumpe erreicht mit bis zu 110 Grad Celsius deutlich höhere Temperaturen. Diese sind für die Fernwärmeversorgung notwendig.
„Signalwirkung für Deutschland und Europa“
„Die Herausforderungen in einer Millionenstadt wie Köln sind gewaltig, wenn es darum geht, die Wärmeversorgung künftig zu dekarbonisieren“, sagt Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie in einer Mitteilung. „Mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von 280 Millionen Euro schaffen wir eine wichtige Grundlage dazu.“ Gleichzeitig setze man einen „starken Impuls“ für die Wirtschaft. An der Errichtung der Großwärmepumpe beteiligen sich laut Feicht der Staat und die EU mit einer Förderung von rund 100 Millionen Euro.
Der Rhein-Energie-Chef glaubt: „Es hat Signalwirkung für Deutschland und Europa, denn wir beschreiten neue Wege für eine nachhaltige und klimaschonende Wärmeproduktion.“ Auch Dr. Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions, sieht das Projekt als „Leuchtturmprojekt“. Köln übernehme eine Vorreiterrolle und zeige, wie klimaneutrale Wärmeversorgung in großem Maßstab gelingen könne. Das Projekt sende „ein starkes Signal an andere Großstädte, diesen Weg ebenfalls einzuschlagen.“
Quellen: Pressemeldung RheinEnergie, Pressemeldung MAN Energy Solutions, ZfK, T-Online, DPA, Erklärvideo RheinEnergie, iwr.de
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