2023 soll das Klimaphänomen El Niño wieder auftreten – und heftige Dürren, Überschwemmungen und Stürme nach sich ziehen. Expert:innen erklären, womit zu rechnen ist.
Ab Herbst bestehe eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass das Klimaphänomen El Niño in der Pazifikregion eintrifft, berichtet das ZDF. Diese Einschätzung stammt von Wissenschaftler:innen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Ein Experte vom PIK erklärt, welche Teile der Welt mit welchen Folgen zu rechnen haben: Deutschland erwarte 2024 wahrscheinlich ein Rekord-Sommer.
Werden El Niños stärker?
Dieses Jahr steht den Forschenden zufolge ein „moderat bis starker“ El Niño bevor, so das ZDF. Damit einhergehen könnten Durchschnittstemperaturen in Rekordhöhe im Folgejahr. Sogar der 1,5-Grad-Temperaturanstieg gegenüber vorindustriellem Niveau, der durch das 1,5-Grad-Ziel eigentlich verhindert werden soll, wird 2024 vermutlich übertroffen.
Dr. Josef Ludescher vom PIK beschreibt den Zusammenhang zum Klimawandel: „Die meisten Modelle zeigen, dass durch den Klimawandel starke El Niños häufiger werden und die Auswirkungen stärker werden, da wärmere Luft mehr Wasser aufnehmen kann.“
Der Name El Niño (Spanisch für „Christkind“) bezeichnet ein natürliches Klimaphänomen, das in ungleichen Abständen durchschnittlich alle vier Jahre auftritt. Dabei erwärmt sich die Wassertemperatur des Ozeans nahe Peru und Ecuador ungewöhnlich stark. Mit dem Temperaturanstieg der Wasseroberfläche dort ändern sich auch die Luftdruckverhältnisse, was Extremwetterereignisse auf der gesamten Welt nach sich ziehen kann. Das kühlende Gegenstück zu El Niño heißt La Niña. Gegenwärtig steckt Deutschland in einer La-Niña-Phase, diese endet den Prognosen zufolge wahrscheinlich im Herbst.
Weltweite Folgen des Klimaphänomens
Bereits die vorangegangenen großen El Niños vor sechs und vor 39 Jahren gehörten demnach zu den stärksten Wetterphänomenen, die je gemessen wurden. Der letzte El Niño 2015/16 führte zu Notständen in einigen Ländern – es gab Dürren in Zentralamerika, während der Süden der USA und Südamerika teilweise unter schweren Überschwemmungen litten. Wegen Bränden litt Indonesien unter Luftverschmutzung, und in Afrika verursachte das Klimaphänomen Hungersnöte.
Neben Naturkatastrophen hat El Niño auch soziale Folgen. „El Niño destabilisiert die betroffenen Regionen. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das Risiko eines Bürgerkriegs unter dem Einfluss des Klimaphänomens verdoppelte“, erklärt Ludescher gegenüber dem ZDF.
Europa ist laut dem Experten der am wenigsten stark betroffene Kontinent. Hier führe El Niño üblicherweise zu kälteren Wintern, vornehmlich in Nord- und Osteuropa. Durch Preissteigerungen und durch Bürgerkriege und Ernteausfälle ausgelöste Migrationsströme würden Menschen in Europa eher indirekte Folgen zu spüren bekommen.
Wie genau können Wetter- und Klimavorhersagen sein?
Für den kommenden Frühling bestehen bereits Klimavorhersagemodelle, so das ZDF: Wärmere Bedingungen in Deutschland sind laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) nicht unwahrscheinlich. Für die Monate Mai bis Juli sprächen mehr als die Hälfte der Modelle für wärmere Bedingungen als in den vergangenen 30 Jahren. Klimavorhersagemodelle für den kommenden Frühling zeigen demnach „eine leichte bis moderate Wahrscheinlichkeit für wärmere Bedingungen in ganz Deutschland“, so Dr. Andreas Paxian vom Deutschen Wetterdienst (DWD).
Paxian weist jedoch darauf hin: „Aufgrund des chaotischen Verhaltens der Atmosphäre weisen Vorhersagen, die über die nächsten zwei Wochen hinausgehen, große Unsicherheiten auf.“
Um diese Unsicherheiten so weit wie möglich auszumerzen, müssen die Klimamodelle auch trägere Prozesse berücksichtigen, so der Experte. Dazu würden in der Wettervorhersage demnach beispielsweise auch die höhere Atmosphäre und das Meereis berücksichtigt. So ließen sich auch Klimavorhersagen für die kommenden Jahre erstellen, die jedoch weniger genauer seien als die kurzfristigeren Wettervorhersagen, betont Paxian.
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