In einem Legehennenbetrieb in Bad Bentheim, nahe der niederländischen Grenze, ist die Vogelgrippe ausgebrochen. Mittlerweile steht fest: Die Virusvariante ist hochansteckend. Für die Tiere hatte das verheerende Folgen: 91.000 wurden präventiv getötet. 1,4 Millionen weitere Tiere befinden sich in den Risikozonen.
Nach einem Verdachtsfall am Wochenende wurde ein Ausbruch der Vogelgrippe in einem Legehennenbetrieb im niedersächsischen Bad Bentheim, nahe der niederländischen Grenze, bestätigt. Das gab der Landkreis Grafschaft Bentheim am Dienstagmorgen in einer Mitteilung bekannt. Das Lebensmittel- und Veterinärinstitut Oldenburg hatte entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Ob es sich um die hochansteckende oder weniger ansteckende Variante der Aviären Influenza handelt, auch Vogelgrippe oder Geflügelpest genannt, war zunächst unklar. Am Dienstagabend teilte der Landkreis mit: Die Virusvariante ist hochansteckend.
Für die Tiere hatten die Untersuchungen schon zuvor verheerende Folgen: Alle 91.000 wurden dem Landkreis zufolge bereits am Montagmorgen „tierschutzgerecht getötet„, heißt es in der Mitteilung. Auf Nachfrage von Utopia teilte der Landkreis mit, dass dies durch einen externen Dienstleister mithilfe von CO2-Gas erfolgte. Die Entscheidung zur Tötung der Tiere sei in enger Abstimmung mit dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und der Task Force Tierseuchen gefallen.
Strenge Richtlinien sollen Verbreitung der Vogelgrippe vermeiden
Im Radius von drei Kilometern um den Betrieb – der definierten Schutzzone – liegen vierzehn Betriebe, die Geflügel oder Vögel halten. Dort leben insgesamt 232.300 Tiere. In der definierten Überwachungszone im Umkreis von zehn Kilometern 303 weitere. Insgesamt befinden sich damit mehr als 1,4 Millionen Tiere und 317 Betriebe in den entsprechenden Zonen.
Aktuell gelten für diese strenge Regeln. Damit die Vogelgrippe sich nicht verbreitet, müssen die Halter:innen sicherstellen, dass kein Kontakt zu wildlebenden Tieren möglich ist. Auch der Transport der Tiere und der Eier ist aktuell verboten. Umfangreiche Desinfektions- und Hygienemaßnahmen wurden zudem angeordnet ebenso wie die Aufstallung der Tiere. Das bedeutet: Für die Tiere gilt Stallpflicht, einzelne Stallabteile, die sich im Freien befinden, dürfen aktuell nicht genutzt werden. Ohne Genehmigung darf die Tötung der Tiere allerdings nicht erfolgen.
Stallpflicht kann zu Stressreaktionen der Tiere führen
Der Landwirtschaftszeitschrift Land und Forst zufolge kann diese Maßnahme die Tiere stark in ihrem Verhalten beeinflussen. Seien die Auslauföffnungen versperrt, könne es davor zu einem Andrang von Tieren kommen, die sich im schlimmsten Fall gegenseitig erdrücken. Dass sie sich nicht mehr aus dem Weg gehen können, bedeutet für diese erheblichen Stress und Panik – das könne sogar zu Federpicken oder Kannibalismus führen.
Die Geflügelpest ist eine hoch akut verlaufende, fieberhafte Viruserkrankung, die für die betroffenen Tiere meist tödlich endet. Um die Ursache des Ausbruchs und weitere Kontaktbetriebe festzustellen, untersuche das Veterinäramt den Ausbruch aktuell. Der Landkreis informiert: Sollte kein neuer Fall der Geflügelpest auftreten, könne die Schutzzone frühestens 21 Tage nach der Reinigung und Desinfektion des betroffenen Betriebes in Bad Bentheim aufgehoben werden. Dieser Bereich gehe dann in die Überwachungszone über, die frühestens nach 30 Tagen aufgehoben werden könne.
Vogelgrippe verbreitet sich aktuell auch in den USA
Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete, forderte das Landwirtschaftsministerium in Hannover anlässlich des Ausbruchs alle Betriebe auf, Biosicherheitsmaßnahmen einzuhalten und gebenenfalls zu verbessern. Auffälliges Verhalten der Tiere solle demnach umgehend dem Veterinäramt gemeldet werden.
Auch in den USA ist die Vogelgrippe derzeit ein großes Problem. Dort sind aktuell vor allem Rinder betroffen. Mehr als 130 erfasste Infektionen in einem Dutzend US-Bundesstaaten gibt es inzwischen, wie die dpa mit Verweis auf Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC berichtete. Es ist das erste Mal, dass der Virus neben Vögeln und Geflügel auch Rinder betrifft.
Utopia meint:
91.000 Tiere mussten in Bad Bentheim sterben. In dieser Größenordnung ist das auch eine Folge der Massentierhaltung. Denn in entsprechenden Betrieben, eng zusammengepfercht, verbreiten sich Viren wie die Vogelgrippe besonders schnell. Außerdem können unter solchen Bedingungen schneller neue Varianten entstehen, die im schlimmsten Fall auch dem Menschen gefährlich werden können. Solange der Gesetzgeber nicht einschreitet und die Nachfrage nach billigen Tierprodukten weiterhin hoch ist, wird das auch so bleiben.
Auch Verbraucher:innen können etwas dagegen tun, indem sie im Supermarkt auf Produkte aus Massentierhaltung verzichten und an der Wahlurne Parteien unterstützen, die sich für bessere Haltungsbedingungen einsetzen.
Verwendete Quelle: Mitteilung Landkreis Grafschaft Bentheim, Utopia-Anfrage an den Landkreis, dpa, Land&Forst
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