Der diesjährige Bodenatlas attestiert Europas Untergrund einen schlechten Zustand. Versiegelung und industrielle Landwirtschaft tragen dazu bei, dass in der EU mehr als 60 Prozent der Böden geschädigt sind, heißt es.
Der Schutz der weltweiten Böden muss den Herausgebern des neuen Bodenatlas zufolge stärker vorangetrieben werden. Durch Flächenversiegelungen, intensive Landwirtschaft und Klimawandel seien viele Böden in einem schlechten Zustand, heißt es in dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Atlas. Allein in der Europäischen Union gelten demzufolge mehr als 60 Prozent der Böden als geschädigt.
Herausgeber des Bodenatlas sind die Heinrich-Böll-Stiftung, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der TMG Think Tank for Sustainability. Stiftung und BUND geben jährlich einen Atlas zu einem bestimmten Thema heraus, der der Wissensvermittlung dienen soll.
„Politik muss Böden besser schützen“
„Politik muss Böden besser schützen, auch mit Blick auf die enorme Artenvielfalt: Denn unter einem Hektar Land leben 15 Tonnen Bodenlebewesen – das entspricht dem Gewicht von 20 Kühen“, sagte BUND-Vorsitzender Olaf Bandt. Täglich gingen in der Bundesrepublik 55 Hektar Land für Siedlungsbau oder Verkehrsflächen verloren. Das entspricht etwas mehr als der Fläche der Vatikanstadt.
Böden können große Menge Kohlenstoff speichern, sogar mehr als Wälder. Außerdem speichern und reinigen sie Wasser, sind ein wichtiger Nährstofflieferant für Pflanzen und bieten Lebensraum. Mindestens ein Viertel aller Lebewesen der Erde bewohnen Böden, wie im Bodenatlas erklärt wird. Gesunde Böden mit einer ausgeglichenen Porenstruktur nehmen wie ein Schwamm Wasser auf und geben es bei Bedarf wieder ab.
Hochwasser als eine Folge kaputter Böden
„Durch Versiegelung, aber auch industrielle Formen der Landwirtschaft geht die Fähigkeit von Böden, Wasser aufzunehmen, zurück“, sagte Imme Scholz, Vorständin der Heinrich-Böll-Stiftung. Das habe verheerende Folgen, wie derzeit an der Hochwasserkatastrophe in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu sehen sei.
Kritisch zu sehen ist laut Bodenatlas auch die Bildung von Wüsten. Davon spricht man, wenn Böden so geschädigt sind, dass sie ihre Funktionen schlechter oder gar nicht mehr erfüllen können. „13 Mitgliedstaaten der EU geben mittlerweile an, von Wüstenbildung betroffen zu sein“, sagte Scholz. Das seien nicht nur Länder im Mittelmeerraum, sondern auch Länder wie Ungarn oder Bulgarien.
Als Beispiele für effektiven Bodenschutz in der Landwirtschaft nennt Bandt den Anbau von Zwischenfrüchten, den Verzicht auf Pestizide und das Pflanzen von Hecken. Sie schützten Ackerflächen vor Erosion – dem Verlust von Boden durch Wind oder Wasser – und förderten die Biodiversität. Die Herausgeber des Atlas fordern, Boden gleichrangig mit den gesetzlich verankerten Schutzgütern Wasser und Luft zu behandeln. Zudem brauche es auf europäischer Ebene ein eigenständiges Bodenschutzrecht.
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