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Ist das Ende des kostenlosen Retouren-Wahnsinns eingeläutet?

Ist das Ende des kostenlosen Retouren-Wahnsinns eingeläutet?
Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Polina Tankilevitch

Durch kostenlose Retouren wurde für viele Menschen das Zuhause zur Umkleidekabine. Jetzt ändern zwei große Onlinehändler ihren Kurs und verlangen ab sofort einen Aufpreis für Rücksendungen.

Die beiden Onlineshops Zara und Uniqlo verlangen seit kurzem Geld für Retouren. Während bei manchen kleinen Händlern das Zurückgeben von bestellten Waren schon immer kostenpflichtig war, werben große Onlineshops seit vielen Jahren mit kostenlosen Retouren. Zara und Uniqlo sind nun die ersten „Großen“, welche die Umsonst-Mentalität vieler deutscher Online-Shopper:innen nicht mehr unterstützen.

Geprägt wurde die heutige Selbstverständlichkeit, Waren ohne finanziellen Aufwand zurückschicken zu können, unter anderem von Zalando mit dem einstigen Slogan, der bis 2019 hieß: „Schrei vor Glück oder schick‘s zurück“. Das Versandhaus Otto warb bereits in den 70er-Jahren damit „Waren bequem und kostenfrei“ zurückzunehmen.

Expert:innen glauben, Zara und Uniqlo starten mit dem Ende der kostenlosen Retouren einen Test, der möglicherweise den Beginn einer Kehrtwende im Onlinehandel darstellt. Der Leiter der Forschungsgruppe Retourenmanagment an der Universität Bamberg, Björn Asdecker hofft laut der Süddeutschen Zeitung (SZ): „Vielleicht ist da jetzt ein Anfang gemacht.“

Warum sollten Retouren nicht kostenlos sein?

Die Kosten für eine Retoure liegt beim japanischen Bekleidungshändler Uniqlo nun bei 2,95 Euro und beim spanischen Fast-Fashion-Unternehmen Zara bei 1,95 Euro. „Das deckt natürlich bei Weitem nicht die tatsächlichen Kosten der Rücksendung ab“, so Marco Atzberger, Retouren-Experte des Einzalhandeslinstituts EHI gegenüber der SZ.

Laut Institut kostet eine Retoure bis zu 20 Euro. Die Kosten bei Bekleidung sind dabei besonders hoch – etwa durch notwendige Arbeitssschritte wie Aufbügeln, Knöpfe annähen und Nähte nachbessern. Der Preis für die Umwelt ist dabei noch völlig außer Acht gelassen.

Denn hinzu kommt noch der Verpackungsmüll und die hohe CO2-Bilanz. Im Jahr 2019 wurden laut einer Studie des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik e.V. 3,65 Milliarden Pakete versendet. Davon wurde jedes sechste Paket zurückgeschickt – im Bereich Kleidung sogar jedes zweite. Das sind circa 280 Millionen Pakete. Dadurch wurde umgerechnet so viel CO2 emittiert, wie bei rund 2.200 Autofahrten von Hamburg nach Moskau – täglich.

Große Marken bleiben bei ihrem Geschäftsmodell

Retouren-Experte Asdecker erkenne zwar „Bewegung im Markt“. Bislang bleibe die „Veränderungsbereitschaft jedoch auf homöopathischem Niveau“. Viele Händler würden noch zögerlich agieren und das Experiment von Zara und Uniqlo abwarten – aber in den Augen des Experten so eine Chance verpassen.

Die großen Drei – Amazon, Otto und Zalando – verharren auf ihrem Angebot der kostenlosen Retouren. Ein Sprecher der Otto-Group wird von der SZ zitiert: „Wir werden unsere Kundinnen in einer Zeit, in der sie durch die Teuerung von Energie und diverser Waren zusätzlich belastet sind, ganz bestimmt nicht über kostenpflichtige Retouren extra zur Kasse bitten.“ Zalando verweise darauf, dass die kostenlosen Retouren zu Geschäftsmodell und Serviceversprechen gehören. Amazon möchte mit dem Angebot ebenfalls Kund:innen zufrieden stellen.

Asdecker ist sich sicher, dass es „einen Abschied für immer von der kostenlosen Retoure nicht geben“ wird. Der Markt sei zu hart und Onlinehändler werden ihren Kund:innen entgegenkommen, soweit dies möglich sei. Als einzigen Ausweg sieht der Experte eine gesetzliche Rücksendegebühr.

Utopia rät: Rücksendungen von Waren werden sich vermutlich nie ganz vermeiden lassen. Dennoch kann jede:r einzelne zur Verringerung von Retouren beitragen.

  • Überlege dir vorher, ob du den Gegenstand wirklich brauchst.
  • Nutze die Maßangaben der Onlineshops. In einigen Mode-Onlineshops findest du detaillierte Größentabellen. Miss dich einfach aus und notiere dir deine Maße irgendwo, damit du sie beim nächsten Einkauf nachschauen kannst.
  • Kaufe nicht direkt ein Kleidungsstück in verschiedenen Größen zum Anprobieren, sondern nur eine Größe, von der du glaubst, dass sie dir passt.
  • Achte auf Anmerkungen oder Bewertungen, denn da findest du manchmal Hinweise, ob ein Kleidungsstück größer oder kleiner ausfällt.
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