Der BR weist seit Monaten auf einen umstrittenen Sexualkundeverein hin, der offenbar an Grundschulen in Deutschland tätig ist. Seine Inhalte sind sehr konservativ bis queerfeindlich – ein Antrag, der seine Arbeit erschweren soll, wurde vor kurzem abgelehnt.
Der Bayerische Landtag hat kürzlich über die Regulierung von Sexualkunde an Schulen in Bayern abgestimmt. Die Grünen hatten einen Antrag mit dem Titel „Queerfeindliche Sexualaufklärung an bayerischen Schulen beenden!“ eingereicht, der im April von den Abgeordneten abgelehnt wurde.
Im Dokument verweisen die Antragsteller:innen unter anderem auf eine Recherche des Bayerischen Rundfunks (BR) aus dem Januar. Der Sender berichtete, dass der christliche Sexualkundeverein „Teenstar Deutschland“ an rund 30 Grund- und weiterführenden Schulen in Bayern Kurse veranstaltete. Wie aus dem Antrag der Grünen hervorgeht, ist es Grundschulen dabei eigentlich nicht erlaubt, Sexualerziehung an externe Partner auszulagern. Bei weiterführenden Schulen ist dies gestattet.
Sexualkundeverein vermittelt queerfeindliche Inhalte
Die von Teenstar vermittelten Inhalte gelten als umstritten. So zitiert der BR aus einer Broschüre des Vereins für Jugendliche. Darin wird auch Homosexualität thematisiert: Mann und Frau würden aufgrund der „Anatomie der Geschlechtsorgane“ wie „Schloss und Schlüssel“ zusammenpassen – bei zwei Männern oder zwei Frauen sei das nicht der Fall. Außerdem wird behauptet, dass homoerotische Gefühle bei vielen Jugendlichen von selbst vergehen – man solle sich nicht darauf „festlegen“ oder sich als schwul oder lesbisch identifizieren.
Auch andere Themen beleuchtet der Verein sehr konservativ: Auf der Webseite gibt es beispielsweise Tipps, wie man die eigene Freundin von einer Abtreibung abbringen kann – als echte Option wird diese nicht dargestellt. Der BR zitiert außerdem eine Passage zu Pornokonsum: Danach fühle man sich „beschmutzt und inhaltlich leer“, Pornografie sei ein „absoluter Liebestöter“ und könne die Beziehung gefährden, und Masturbation solle man sich besser abgewöhnen.
Der BR hatte im Januar außerdem das bayerische Kultusministerium kontaktiert. Dieses bewertete Passagen aus einer Broschüre des Vereins als „nicht-konform“ zu den staatlichen Richtlinien für Familien- und Sexualerziehung.
Keine weiteren Schritte gegen Teenstar-Kurse
Die Grünen hatten in ihrem Antrag eine jährlich aktualisierte Positivliste mit externen Partner:innen gefordert, mit denen weiterführende Schulen zum Thema Familien- und Sexualerziehung zusammenarbeiten können. „Bei der Auswahl der Anbieterinnen und Anbieter ist auf uneingeschränkte Akzeptanz gegenüber LSBTIQ*-Personen zu achten“, hieß es im Antrag. LSBTIQ steht für Lesben, Schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche und queere Menschen. Grundschulen sollten hingegen daran erinnert werden, dass sie bei Sexualkunde nicht mit Partner:innen arbeiten dürfen – vor allem nicht mit Teenstar.
Im Landtag wurde der Antrag mehrheitlich abgelehnt. CSU-Abgeordnete Ute Eiling-Hütig verwies gegenüber BR auf bereits geltende Richtlinien. Das Kultusministerium erklärte gegenüber dem Sender, es lägen keine Informationen zu Kursen von „Teenstar“ an staatlichen Schulen vor.
Teenstar selbst äußerte sich gegenüber dem Sender nicht zu konkreten Fragen bezüglich der Kurse. In einem älteren Interview des BR erklärte die Vorsitzende jedoch, dass der Verein ein Coming-out von Jugendlichen nicht befürworte.
Auch in Österreich riet das Bildungsministerium kurzzeitig davon ab, mit Teenstar zu kooperieren, wie die Tagesschau berichtet. Zwischen 2022 und 2023 sollen in Deutschland Vereinsangaben zufolge um die 70 Kurse für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren stattgefunden haben.
Verwendete Quellen: BR, Antrag der Grünen, Ablehnung, Teenstar Deutschland, Tagesschau
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