Puma verzichtet künftig auf den Einsatz von Känguruleder in den bekannten King-Fußballschuhen. Ein neu entwickeltes Material soll das umstrittene Tierprodukt ersetzen. Damit kommt der Sportartikelhersteller der wachsenden Kritik an der industriellen Nutzung der australischen Beuteltiere nach.
In der Welt des Fußballs erfreut sich der Puma King einiger Beliebtheit, berühmte Spieler wie etwa Diego Maradonna, Lothar Matthäus oder Pelé trugen den Schuh. Bisher wurde dieser aus Känguruleder gefertigt, auch bekannt als K-Leather oder K-Leder. Das soll sich nun ändern: Puma gab in einer Pressemitteilung bekannt, ein tierfreies Ersatzprodukt namens K-BETTER™ entwickelt zu haben und ab diesem Jahr keine Schuhe mit Känguruleder mehr produzieren zu wollen. K-BETTER™ besteht laut Puma zu mindestens 20 Prozent aus recyceltem Material und soll Känguruleder in puncto Griffigkeit, Komfort und Haltbarkeit übertreffen.
Schon vor einem Jahr brachte der Markenhersteller seinen ersten veganen Fußballschuh – den King Plantinum 21 Vegan – auf den Markt. Damals erklärte das Unternehmen, dass es auch weiterhin an der Verwendung tierfreier Materialien interessiert sei. Ob die überarbeitete King-Produktreihe aufgrund des Verzichts auf Känguruleder ebenfalls als vegan betrachtet werden kann, ist indes nicht garantiert. Denn neben dem Leder werden in Schuhen häufig Kleber aus tierischen Bestandteilen verwendet.
Tierleid in der Produktion von Känguruleder
Das Känguruleder wird insbesondere in Sportschuhen verschiedener Marken eingesetzt, weil es besonders dehnbar, leicht und gleichzeitig haltbar sein soll. Puma bewirbt das Känguruleder in seinen Schuhen zum Beispiel als „ultraweiches, hochwertiges Obermaterial“. Die EU ist der größte Importeur von Känguru-Produkten: über die Hälfte der exportierten Känguru-Produkte kommt nach Angaben der international tätigen Tierschutzorganisation Pro Wildlife in die EU.
Mehr lesen: Vegane Schuhe: Die wichtigsten Tipps, die besten Marken
Gewonnen wird das Leder aus Wildtieren, die in Australien industriell gejagt werden. Laut Pro Wildlife töten Jäger:innen pro Jahr 1,6 Millionen Kängurus für Fleisch und Leder. Die Tierschutzorganisation führt auf ihrer Webseite aus, dass die Jagd auf die Beuteltiere oft nicht den geltenden Tierschutzstandards entspricht. Per Regelung der australischen Regierung sollten die Tiere durch einen Kopfschuss und so möglichst schnell und schmerzfrei sterben, erklärt Pro Wildlife. Stattdessen würden die Tiere „einen langen Todeskampf durch Körperschüsse“ erleiden. „Werden weibliche Tiere getötet, sterben auch die vom Muttertier abhängigen Jungtiere, die zurückgelassen werden und verhungern oder verdursten.“
Internationale Kampagnen zum Verbot von Känguruleder
Entsprechend wird die Verwendung von Känguruleder schon lange kritisiert. Bereits 2007 verbot der US-amerikanische Bundesstaat Kalifornien den Sportartikelherstellern Adidas und Nike die Einfuhr von Produkten aus Känguru. Vor drei Jahren organisierte sich eine internationale Kampagne gegen die Verwendung von Känguruleder in Schuhen: Unter dem Slogan „Kangaroos are not shoes“ (Kängurus sind keine Schuhe) schlossen sich Tierschutzverbände und politische Gruppierungen – wie etwa Pro Wildlife oder die australische Animal Justice Party – zusammen, um Druck auf die Bekleidungsindustrie auszuüben.
Und auch in der EU formiert sich Widerstand: Die niederländische „Party for the animals“ setzte sich 2022 mit einem Vorschlag durch, wonach die niederländische Regierung europaweit für den Stopp des Imports von Känguruprodukten eintreten solle. Eine EU-weite Petition, die die EU-Kommission dazu bewegen soll, die Verwendung von Körperteilen von Kängurus in Europa zu untersagen, hat derzeit über 50.000 Unterschriften.
Trend zum Verzicht auf Tierprodukte
Die aktuelle Erklärung Pumas zum Verzicht auf Känguruleder wurde von den Kritiker:innen positiv aufgenommen. Für die Kampagne „Kangaroos are not shoes“ erklärte Wayne Pacelle, Präsident des „Center for a Humane Economy“: „Stoffe ohne Tierprodukte sind sportlich und moralisch überlegen, und jedes Unternehmen in diesem Sektor sollte dem Beispiel von Puma folgen.“ Und auch Daniela Freyer von Pro Wildlife wertete die Mitteilung als „eine großartige Nachricht für den Tierschutz und mehr Nachhaltigkeit“.
Mit seiner Entscheidung, auf Känguruleder zu verzichten, ist Puma dabei aber nicht allein: Modemarken wie etwa Versace nahmen schon 2020 entsprechende Produkte aus dem Sortiment. Der Grund dafür dürfte unter anderem in dem wachsenden Bewusstsein der Verbraucher:innen für Tierleid liegen.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- „Skrupellose Nachfrage aus Delfinarien“: Auch stillende Muttertiere von Treibjagd betroffen
- Meteotsunamis und beißende Fische: Was die Klimakrise mit dem Urlaubsziel Mittelmeer macht
- Stacheliger Mini-Drache: So sieht die neu entdeckte Geckoart aus
War dieser Artikel interessant?