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Klimaforscher Latif aufgebracht bei Anne Will: „Müssen endlich mal hart sein“

Klimaforscher Latif aufgebracht bei Anne Will: "Müssen endlich mal hart sein"
Foto: Screenshot ARD

Wird die umstrittene Räumung in Lützerath zur Zerreißprobe für die deutsche Klimapolitik? – Dieser Frage ging die ARD-Talkrunde bei Anne Will am Sonntag nach. Zu Gast: Klimaforscher Mojib Latif. Er erklärt eindringlich, warum Atomkraft keine Alternative zur Braunkohle sei.

Am Sonntagabend drehte sich im ARD-Talk bei Anne Will alles um die umstrittene Räumung in Lützerath. Diskutiert wurde die Frage, ob der Abriss des Dorfes zur Gewinnung von Braunkohle zur Zerreißprobe für die deutsche Klimapolitik wird?

Zu Gast waren unter anderem Klimaaktivistin Luisa Neubauer, der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, sowie der renommierte Klimaforscher Mojib Latif.

Latif ist Professor am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung und sorgt sich, wie er in der Sendung zu verstehen gab, um Deutschlands Rolle im internationalen Klimaschutz. Obgleich die Erderwärmung ein globales Problem ist – und deshalb nur durch zwischenstaatliche Kooperation zu bekämpfen sei – trägt die Bundesrepublik laut Latif eine „historische Verantwortung“. Sprich: „Was wir heute an Erwärmung messen, ist das Resultat kumulativer historischer Emissionen. Also das, was seit der Industrialisierung ausgestoßen wurde. Und da ist Deutschland ganz vorne dabei, auf Platz 5“, betont der Klimaforscher.

Latif bei Anne Will: „Wenn es bei uns schon am Tempolimit scheitert“

Deutschland – und damit auch die Demonstrationen in Lützerath – retten demnach nicht die Welt, allerdings sieht Latif das Land in der Pflicht, beim Klimaschutz „voranzugehen“.

Er verstehe die Aktivist:innen, die wie Neubauer mehr Handeln seitens der politischen Entscheidungsträger:innen fordern. „Wenn es bei uns schon am Tempolimit scheitert, dann frage ich mich, wie soll das bei den großen Dingen funktionieren?“, so Latif mit Blick auf den geplanten und vorgezogenen Kohleausstieg 2030 in NRW.

Debatte um Energiesicherheit

Hüther hingegen argumentiert aus der Perspektive der Wirtschaft. Atomkraftwerke sollten weiterlaufen, um die Energieversorgung hierzulande zu sichern, lautet das Argument des Direktors des Instituts der deutschen Wirtschaft. Er sorge sich um die Absicherung der Grundlast, sollten Erneuerbare Energien diese nicht abdecken können. Etwa wenn Windstille herrsche. NRW-Innenminister Herbert Reul pflichtet ihm in dieser Sache bei – und verweist auf Klimaaktivistin Greta Thunberg, die in der Vergangenheit darauf verwies, dass Atomkraft Teil einer kohlenstofffreien Energie-Lösung sein könnte. Sie selbst sei gegen AKW.

Warum Atomkraft für den Klimaforscher keine Option ist

Latif widerspricht Hüther und Reul. Gerade in Bezug auf Energiesicherheit sei Atomkraft keine Option. Der Grund: AKW, wie sie etwa in Frankreich die Energie sichern sollen, mussten wegen des Klimawandels diesen Sommer heruntergedrosselt werden, so Latif. „Sie konnten nicht mehr gekühlt werden, weil es zu warm war.“

„Stellen Sie sich vor, wir haben wieder so einen Super-Sommer“, wirft Latif ein. „Und dann funktionieren die AKW nicht mehr – dann haben wir wirklich auf das falsche Pferd gesetzt.“

Die angebliche Flexibilität in der Energieversorgung, die unter anderem von AKW-Befürworter:innen angeführt wird, bedeute Latif zufolge: „Dass wir uns von gar nichts verabschieden wollen. Das geht nicht. Wir müssen endlich mal hart sein.“

Im Video: Faktencheck Windkraft

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