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Land in Europa wird rauchfrei: Wie es das geschafft hat

Rauchfrei
Foto: CC0 Public Domain / unsplash - GRAS GRÜN

Schweden ist auf dem Weg, das erste rauchfreie Land der Welt zu werden. Wie das Königreich das geschafft hat und welche Auswirkungen das auf die Menschen hat.

Bis 2025 rauchfrei sein lautete das Ziel Schwedens, als das Königreich 2019 neue Rauchverbote an öffentlichen Orten einführte. Das europäische Land könnte das Ziel womöglich bereits im Jahr 2023 erreichen, wie der Spiegel berichtet. Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt ein Land dann rauchfrei, wenn dort weniger als fünf Prozent der Bevölkerung raucht. Bisher hat kein Land weltweit diesen Status erreicht, Schweden wäre das erste Land. Dabei strebt auch Neuseeland an, bis 2025 rauchfrei zu werden, Großbritannien möchte bis 2030 diesen Status erreichen, Frankreich bis 2032 und Kanada bis 2035. Bis zum Jahr 2040 möchte die EU als Ganzes rauchfrei werden.

So ist Schweden rauchfrei geworden

Um das Ziel zu erreichen, rauchfrei zu werden, hat Schweden schon vor einigen Jahren Maßnahmen ergriffen. Bereits im Jahr 2005 setzte das Land in der Gastronomie ein Rauchverbot um. In Deutschland trat ein solches Verbot erst drei Jahre später in Kraft. 2019 folgte das weitere Rauchverbot – im Außenbereich von Bars und Restaurants, an Bushaltestellen und Bahnsteigen außerdem auf Sport- und Spielplätzen. Diese Maßnahmen fanden in Schweden lauf Medienbericht Zuspruch und minderten den Zigarettenabsatz. Auf den Preis für ZIgaretten ist der Erfolg demnach nicht zurückzuführen, der ist in Schweden nicht übermäßig höher als in anderen Ländern.

Statt zu Zigaretten greifen Menschen in Schweden zu Snus. In Form von losem Pulver oder kleinen Beuteln klemmen sich die Nutzer:innen den feuchten Tabak zwischen Zahnfleisch und Oberlippe. Über die Mundschleimhaut und die Blutbahn gelangt das Nikotin in das Gehirn. Laut Spiegel konsumieren mehr als 20 Prozent der Männer und sieben Prozent der Frauen täglich Snus. Somit gilt das Land zwar als rauchfrei, jedoch nicht als tabak- oder nikotinfrei.

Weniger tabakassoziierte Krebserkrankungen in Schweden

Laut einigen Studien zeigt sich der verminderte Zigarettenkonsum in Schweden in der Zahl der Krebspatient:innen. Einer Studie des Forschungsunternehmens Lakeville von 2022 zufolge ist die Sterberate, die auf den Zigarettenkonsum zurückzuführen ist, in den letzten Jahren in Schweden zurückgegangen. Eine weitere Studie, die in der Zeitschrift Scandinavian Journal of Public Health veröffentlicht wurde, untersuchte das Risiko, durch den Konsum von Snus an Mundkrebs zu erkranken. Demnach war das Risiko an Mundkrebs zu erkranken bei jenen, die Snus konsumierten nicht höher als bei jenen, die Zigaretten rauchten.

Warum Snus dennoch nicht unbedenklich, legt das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) in einem Merkblatt dar. Demnach ist der Nikotinspiegel im Blut durch einen Beutel Snus mit 47,5 Milligramm Nikotin vergleichbar mit dem Spiegel, der nach dem Rauchen einer Zigarette entsteht. Deshalb schließt das BfR, dass Snus vergleichbar süchtig macht wie Zigaretten. Außerdem weist das BfR darauf hin, dass der Konsum von Nikotin zu einer „Steigerung von Totgeburten“ führt und sich „stark“ auf das „Herz-Kreislauf-System“ auswirkt.

Suchtforscher sieht EU zu stark auf Abstinenz fokussiert

Der Wechseln in Schweden von Zigaretten auf Snus ist laut dem Frankfurter Suchtforscher Heino Stöver ein entscheidender Punkt in der Strategie, den Zigarettenkonsum zu verringern. Dem Spiegel erklärte Stöver, Deutschland und andere EU-Länder seien zu sehr auf die komplette Abstinenz von Tabak fokussiert. Das sei „zu eindimensional“, so der Forscher. Die Tabakkontrollpolitik der EU sei demnach paradox: Zigaretten bleiben nach wie vor legal, während alternative Produkte wie Snus verboten seien. Mit der einzigen Ausnahme – Schweden.

Utopia meint: Dass in Schweden kaum Menschen rauchen, ist eine positive Entwicklung. Schließlich werden somit auch weniger Nichtraucher:innen den schädlichen Stoffen durch Passivrauchen ausgesetzt. Ob eine Ausweitung des schwedischen Systems auf andere EU-Länder dort gleiche Resultate erzielen würde, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Sicherheit gesagt werden. Auch ist offen, inwieweit schlussendlich eine Abkehr von Snus hin zu Nikotin- und Tabakfreiheit erzielt werden soll. Diese wäre unter dem Gesichtspunkt der gesundheitlichen Risiken, die von Nikotin ausgehen, ein erstrebenswertes Ziel. Auch die Umwelt würde davon profitieren: Dann würden weder Zigarettenkippen noch Snus-Beutel und die dazugehörigen Plastikverpackungen in der Umwelt landen.

Verwendete Quellen: FAZ, Spiegel

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