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„Dann ist das ein langweiliges Leben“: Soziologin über Ohnmachtsgefühle

"Dann ist das ein langweiliges Leben": Soziologin über Ohnmachtsgefühle Handy
Foto: CC0 Public Domain - Pexels/ Andrew Neel

Langeweile kann man sowohl während der Arbeit als auch in der Freizeit empfinden. Wer dann immer zum Handy greift, dem droht ein langweiliges Leben, warnt eine Soziologin. Wie man mit diesem Ohnmachtsgefühl umgeht.

Wer sich langweilt, greift gerne zum Handy, um sich abzulenken. Soziologin Silke Ohlmeier rät im Gespräch mit dem Spiegel davon ab. Langeweile führe zu einem Ohnmachtsgefühl – wer das zu oft mit Handyspielen bekämpfe, der führe auf lange Sicht „ein langweiliges Leben“. Ohlmeier hat ein Buch zum Thema Langeweile geschrieben und ist Mitglied in der International Society of Boredom Studies, die multidisziplinäre Forschung über Langeweile fördert.

Soziologin über die Risiken von Langeweile

Stress entsteht in der Regel, wenn Aufgaben mehr Energie fordern, als man geben kann, erklärt Ohlmeier. Doch auch das Gegenteil, also über lange Zeit unterfordert sein, sei problematisch. „Dann produziert mein Körper irgendwann gar nicht mehr genügend Energie, sodass mir alles zu viel wird und sich jede Aufgabe wie Stress anfühlt“, warnt die Expertin.  Häufig spiele auch nachlassende Konzentration eine Rolle. Langeweile führe zu einem Ohnmachtsgefühl und sei eine Form von Stress.

Gelangweilt fühlt man sich aber nicht nur bei der Arbeit. Auch Beispiele für sogenannte „Freizeitlangeweile“ nennt Ohlmeier im Gespräch. „Es ist Sonntag, ich könnte theoretisch alles tun, habe aber auf nichts Lust.“ Das passiere zum Beispiel, weil man keine Energie mehr für Beschäftigung habe. Der Expertin selbst hilft es dann, Spazieren zu gehen, zu baden oder Musik zu hören. „Aber eben nicht: Handy raus, mehr Input, mehr, mehr, mehr.“

Denn das halte davon ab, Dinge zu tun, die langfristig zufriedenstellen. Mit dem Spielen am Handy schlage man nur Zeit tot. „Wenn ich jeden Abend erschöpft nach Hause komme und nur noch genug Kraft habe, um auf meinem Handy herumzudaddeln, und später auf die Woche zurückschaue und feststelle, dass ich jeden Abend so verbracht habe, dann ist das eben ein langweiliges Leben.“

Gleichzeitig gilt auch: „Man muss Langeweile riskieren“

Wer nicht am Handy spielen will, nimmt sich gerne viel vor. Doch ein voller Terminkalender ist auch nicht die Lösung, wenn man Ohlmeiers Ausführungen folgt. Sich-beschäftigt-halten hindere daran, Stellschrauben für langfristige Veränderungen zu entdecken. Wer alles voll plant, sei fremdbestimmt – Muße dagegen sei eine selbstbestimmte Zeit. „Man muss Langeweile riskieren, um Muße erleben zu können“, findet die Expertin. „Und um eine Pause überhaupt wahrzunehmen.“

Andere versuchen, Langeweile durch Konsum zu bekämpfen. Dies gelingt der Expertin zufolge nur, wenn man eine Beziehung zu den Dingen hat, die man kauft. Sie warnt: „Dinge anzuhäufen und diese nicht zu nutzen, verdeckt manchmal eine chronische Langeweile.“ Sie sieht auch einen Zusammenhang zu Suchtverhalten: Langeweile pushe dazu, die Situation zu verändern. „Insofern ist es naheliegend, zu Alkohol oder zum Essen zu greifen, nach dem Motto: Egal, was ich mache, Hauptsache, ich komme raus aus der Langeweile.“

Eine Möglichkeit, mit Langeweile umzugehen, liege darin, ihr einen Sinn zu geben, bestätigt die Expertin. Ein langweiliger Job könne eine Familie ernähren, auch beim Spielen mit Kindern könne es sich lohnen, Langeweile auszuhalten.

Verwendete Quelle: Spiegel

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