Der Erdbeeranbau lohnt sich für Landwirt:innen in Deutschland aktuell kaum noch. Die Gründe dafür sind vor allem gestiegene Produktionskosten und zu geringe Erlöse. Ob sich die Branche davon erholen wird, ist fraglich.
Erdbeeren waren schon immer besonders sensible und für Landwirt:innen damit risikoreiche Pflanzen. Nun erschweren höhere Kosten für Düngemittel, der Mindestlohn für Erntehelfer:innen sowie ein steigender Konkurrenzdruck aus dem Ausland den Anbau und Verkauf von deutschen Erdbeeren zusätzlich. Darüber berichtet die Tagesschau.
Es sei deshalb bereits zu einer deutlichen Reduzierung der Anbauflächen gekommen. So sind die Anbauflächen für Erdbeeren in Deutschland insgesamt von 19.123 Hektar im Jahr 2014 auf 14.862 Hektar im Jahr 2022 gesunken, wie das Statistische Bundesamt feststellt.
Landwirtschaftliche Verbände am Bodensee fordern angesichts der Entwicklung eine Änderung der politischen Rahmenbedingungen, um den heimischen Anbau zu stärken und die produzierenden Landwirt:innen zu entlasten.
„Es macht mich traurig. Landwirte sind engagiert, die bringen viel Einsatz, viel Engagement“, zitiert die Tagesschau Landwirt Albrecht Schäffer aus Ravensburg. „Wenn man davon dann nicht mehr leben kann, ist das eine fragliche Entwicklung.“
„Ich habe immer gerne Erdbeeren angebaut, aber es geht einfach nicht mehr“
Schäffer hat sich vor etwa 20 Jahren auf den Anbau von Gemüse und Erdbeeren spezialisiert. In den letzten Jahren musste er jedoch aufgrund der niedrigen Umsätze die Erdbeer-Anbaufläche auf nur noch 0,8 Hektar von insgesamt 22 Hektar reduzieren. Im kommenden Jahr wird er die Erdbeerproduktion ganz einstellen. „Ich habe immer gerne Erdbeeren angebaut, aber es geht einfach nicht mehr“, so Schäffer.
Was den Erdbeeranbau von Natur aus schwierig macht, ist die hohe Empfindlichkeit der Pflanzen gegenüber Witterungsbedingungen wie Frost, Hagel oder Regen. In den letzten Jahren führte dies bei Schäffer immer wieder zu hohen Ernteverlusten von bis zu 3000 Euro pro Hektar.
Höhere Preise für Dünger und der gestiegene Mindestlohn belasten die Produktion der Erdbeeren nun zusätzlich. „Die Lohnkosten bei Erdbeeren fallen einfach stärker ins Gewicht“, so Schäffer. Er brauche für die Erdbeerernte mindestens zehn Erntehelfer:innen. Zum Vergleich: Beim Apfelanbau reiche ein:e Erntehelfer:in.
Konkurrenz aus dem Ausland – Konsument:innen seien gefragt
Der Konkurrenzdruck aus dem Ausland macht den heimischen Produzierenden zudem zu schaffen. Da Länder wie Portugal oder Spanien einen niedrigeren Mindestlohn haben und günstiger produzieren können, stehen die teureren regionalen Erdbeeren oft in Konkurrenz zu den billigeren importierten Früchten. Das führt zu Preisdruck und Verlusten für heimische Landwirt:innen.
Landwirt Rolf Haller aus Horgenzell am Bodensee leidet ebenfalls unter der schlechten Erlössituation, wie er der Tagesschau erzählt. Laut ihm seien jedoch auch die Konsument:innen gefragt. 2022 hatte der Landwirt 500 Gramm Erdbeeren für 4,50 Euro angeboten. Das Ergebnis: Zu wenige Menschen kauften die Früchte und Haller ging auf einen Preis von 2,90 Euro herunter. Das bedeutete für ihn jedoch starke finanzielle Verluste. Auch Haller plant aus diesen Gründen ebenfalls die Anbauflächen für Erdbeeren zu reduzieren. Dafür wolle er mehr Spargel anbauen.
Wie schon die landwirtschaftlichen Verbände am Bodensee fordert auch Haller eine Sonderregelung für den Mindestlohn beim Obstanbau. Laut den landwirtschaftlichen Verbänden könne dies bewirken, dass heimisch produzierende Betriebe „nicht derart stark bis existenzbedrohend belastet werden“, heißt es in einer Mitteilung der landwirtschaftlichen Verbände am Bodensee laut Tagesschau. Gleichzeitig ist der Mindestlohn zur Existenzsicherung der Erntehelfer:innen gedacht.
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