Mängel bei Supermarkt-Lachs? Foodwatch kritisiert Siegel, ASC reagiert

Lachs
Foto: CC0 / Unsplash - Juan Manuel Núñez Méndez

Was steckt wirklich hinter dem ASC-Siegel auf Supermarkt-Lachs? Eine Foodwatch-Recherche zeigt ein ernüchterndes Fazit. Der ASC kontert die Vorwürfe.

Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals am 4. Juli veröffentlicht. Neu ist die Stellungnahme vom ASC am Ende des Artikels.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert mangelnde Transparenz bei norwegischem Lachs mit ASC-Siegel in deutschen Supermärkten. In einer aktuellen Untersuchung, die Utopia.de vorliegt, wurden 22 ASC-zertifizierte Lachsprodukte bei großen Handelsketten wie Rewe, Edeka, Kaufland, Lidl, Netto und Penny getestet.

Das Ergebnis: Nur bei zwei Produkten nannten die Hersteller die konkrete Zuchtfarm, bei weiteren sechs verweigerten sie eine Auskunft oder erklärten diese für unmöglich. 13 Hersteller reagierten auf die Anfrage gar nicht. Damit blieb bei mehr als 85 Prozent der Produkte die Herkunft des Fisches für Verbraucher:innen unklar.

ASC-Siegel laut Foodwatch nicht zuverlässig

Das hellblaue ASC-Siegel (Aquaculture Stewardship Council) wirbt mit „Rückverfolgbarkeit über die gesamte Lieferkette“ und Transparenz von der Zucht bis auf den Teller. Foodwatch wirft dem Siegel vor, dieses Versprechen nicht einzuhalten. „Wer die Herkunft des zertifizierten Lachses erfahren will, fischt im Trüben“, so Dr. Rebekka Siegmann von Foodwatch.

Bereits im Dezember 2024 hatte Foodwatch auf Missstände in der norwegischen Lachszucht hingewiesen. Utopia.de berichtete:

Laut der damaligen Foodwatch-Publikation mit dem prägnanten Titel „Faule Fische“ sind rund 100 Millionen Zuchtlachse allein 2023 vorzeitig gestorben, vor allem durch Krankheiten und schlechte Haltungsbedingungen. Trotz hoher Zertifizierungsquoten – 42 Prozent der norwegischen Lachsaquakultur tragen das ASC-Siegel – würden diese Probleme weiter bestehen, bemängelt Foodwatch in ihrer neuen Veröffentlichung.

Ein weiterer Kritikpunkt: Die ASC Foundation hätte nach früherer Kritik ein digitales Rückverfolgbarkeitstool angekündigt, das Verbraucher:innen Zugang zu Farmdaten ermöglichen soll. Sieben Monate später sei dieses Tool jedoch immer noch nicht verfügbar, während das Siegel weiterhin mit Transparenz werbe.

Der ASC kontert die Foodwatch-Kritik

Gegenüber Utopia.de kritisiert der ASC den Foodwatch-Bericht: „Leider kann der Zuchtbetrieb nicht allein mit der ASC-Nummer herausgefunden werden, wie es in dieser Foodwatch-Darstellung suggeriert wird und wir nie so behauptet hatten. Dafür braucht es zur ASC-Nummer immer eine sogenannte Chargen- oder Lotnummer.“ Diese finde man zwar ebenfalls auf der Verpackung des Produkts, allerdings gebe es bisher kein Tool, mit dem Verbraucher:innen selbst die Herkunft bis zur Fischfarm zurückverfolgen können.

Allerdings: Mit der Chargennummer und der ASC-Registrierungsnummer können sich Verbraucher:innen laut ASC direkt an den Produzenten wenden. „Dieser kann mithilfe seiner internen Rückverfolgungssysteme den Weg des Produkts innerhalb der Lieferkette nachvollziehen – bis zum ASC-Zuchtbetrieb.“

Der ASC-Lieferkettenstandard stelle sicher, dass ausschließlich Fisch aus ASC-zertifizierten Betrieben verarbeitet und weitergegeben wird, so die Organisation. Denn jede Station in der Lieferkette werde jährlich durch unabhängige Auditor:innen kontrolliert. „Verbraucherinnen und Verbraucher können sich also sicher sein: Wo das ASC-Siegel drauf ist, stammt der Fisch auch nachweislich aus einer zertifizierten verantwortungsvollen Zucht.“

Das Online-Tool, dessen Nichtverfügbarkeit ebenfalls einen Kritikpunkt von Foodwatch darstellte, sei zudem weiterhin in Arbeit und befinde sich bereits in der Testphase.

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