Können Merkmale der Persönlichkeit darauf hinweisen, wie bestechlich eine Person ist? Dieser Frage sind Wissenschaftler:innen in einer Studie nachgegangen. Die Ergebnisse liefern Hinweise und könnten zur Vorbeugung von Korruption dienen.
Menschen, die eher zu Schuldgefühlen neigen, tendieren seltener dazu, Bestechungsangebote anzunehmen. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Pädagogischen Universität Ostchina.
Professor Xiaolin Zhou führte die Studie gemeinsam mit Kolleg:innen in China und den USA durch. Die Wissenschaftler:innen gingen der Frage nach, wie ein bestimmtes Persönlichkeitsmerkmal die Bereitschaft zur Bestechlichkeit einer Person beeinflussen kann.
Die Studie wurde im Fachjournal „Social Psychological and Personality Science“ veröffentlicht. In einer Pressemitteilung sagte Zhou: Die Ergebnisse beinhalten „wichtige Implikationen für das aktuelle Weltgeschehen, insbesondere im Bereich der Politik und der Staatsführung“.
Zwei Experimente, über 2.000 Proband:innen
Für die Studie führten die Wissenschaftler:innen zwei Online-Experimente durch. Mehr als 2.000 Studierende in China nahmen daran teil.
Im ersten Experiment befanden sich die Proband:innen in einem Szenario, in dem sie eine Prüfung nicht bestanden hatten. Um ihre Note zu verbessern erhielten sie ein Angebot und wurden gefragt, ob sie es annehmen würden. Das Wort Bestechung fiel explizit nicht.
Im zweiten Versuch sollten sich die Proband:innen vorstellen, ihnen stünden 100 Wertmarken zur Verfügung. Diese könnten sie gemeinnützigen Organisationen spenden, wie beispielsweise dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen. Alternativ könnten sie das Angebot eines „Machthabers“ annehmen. Dieses lautete: die Wertmarken nicht zu spenden, sondern zu behalten.
Wie Bestechlichkeit und Schuldgefühle zusammenhängen
Alle Student:innen füllten nach den Versuchen einen Fragebogen zu ihrer Persönlichkeit aus. So kamen die Wissenschaftler:innen zu dem Ergebnis, dass Menschen, die sich eher schuldig fühlten, die Bestechung seltener annahmen.
Dies wurde insbesondere beim zweiten Versuch deutlich. In diesem Szenario hätte die Bestechung anderen Menschen schaden können, wenn Spendengelder einbehalten und nicht weitergeleitet werden.
Auch andere Faktoren können Bestechlichkeit beeinflussen
Die Studie gibt Hinweise darauf, welche Persönlichkeitsmerkmale das Verhalten beeinflussen können. Doch Professor und Co-Autor Zhou betont, dass es sich nur um einen „korrelativen“, nicht um einen „kausalen“ Zusammenhang handle. Außerdem konnten die Wissenschaftler:innen keine Rückschlüsse darüber fällen, ob eine Person weniger bestechlich ist, wenn ihr ein schlechtes Gewissen gemacht wird.
Die Studie fokussierte sich auf ein Persönlichkeitsmerkmal – das Empfinden von Schuldgefühlen. Doch auch andere Faktoren könnten bestimmen, wie bestechlich eine Person sei, so Zhou. „Es wäre interessant, alternative psychologische Mechanismen – wie Verantwortung, Gehorsam oder Konformität – zu untersuchen“, ergänzt er.
Ziel: Vorbeugung von Korruption
Die Wissenschaftler:innen hoffen, dass ihre Ergebnisse zur Vorbeugung von Korruption genutzt werden. „Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse als Grundlage für politische Maßnahmen und Interventionen dienen können, die darauf abzielen, Korruption zu verhindern und ethische Verhaltensweisen in verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft und Regierung zu fördern“, sagte Yang Hu, der Erstautor der Studie. Wichtig anzumerken sei, dass die Studien-Ergebnisse sich nicht zwingend auf andere Länder oder Altersgruppen übertragen lassen, da die Testpersonen ausschließlich Studierende in China waren.
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