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Modenschau auf Müllbergen: Fotos zeigen Folgen des Fast-Fashion-Wahns

Fast Fashion Show zwischen Müllbergen
Foto: CC0 Public Domain / Unsplash - Roberto Sorin; Screenshot / Instagram - @mauricionahas2

Dass es in der chilenischen Atacama-Wüste einen riesigen Kleiderfriedhof gibt, den man selbst aus dem All sieht, ist kein Geheimnis – wird aber vor allem von der entsprechenden Industrie meist ignoriert. Aktivist:innen aus Chile und Brasilien wollen das ändern und inszenierten eine Fashion-Show zwischen den Müllbergen.

In der chilenischen Atacama-Wüste – der trockensten Wüste der Welt – liegen Berge voller Kleidung aus den USA und Europa. Der Großteil davon ist Neuware, die nicht verkauft wurde. Allein im Jahr 2021 wurden laut einer Studie der UN circa 126.000 Tonnen Kleidung nach Chile geliefert. Davon wird einiges in Lateinamerika weiterverkauft. Jedoch landeten der UN zufolge im selben Jahr circa 30.000 Tonnen Kleidung in der Region La Pampa, in der Atacama-Wüste.

Einige dieser Kleidungsstücke haben die chilenische NGO vestido desierto, die aktivistische Modebewegung Fashion Revolution Brazil, und die ebenfalls brasilianische Werbeagentur Artplan eingesammelt und sie bei der „Atacama Fashion Week“ von Models zwischen den Müllbergen präsentieren lassen, wie unter anderem der Guardian berichtete. Der Fotograf Maurício Nahas teilte die entsprechenden Bilder auch auf seiner Instagram-Seite. „Es handelt sich um ein Mode-Editorial in einem Teil der Atacama-Wüste, der leider zu einer Mülldeponie für Kleidung geworden ist, die recycelt werden könnte. Das ist eine große ökologische Katastrophe„, schreibt Nahas.

Die Kleidung sammelten die Veranstalter:innen zuvor auf den Müllbergen ein und nähten sie dann innerhalb von 24 Stunden zu Outfits um, die vier Elemente – Feuer, Wasser, Luft und Erde – darstellen sollen, schreibt der Guardian. Hinter jedem Outfit steckt so eine eigene Botschaft. Acht Models präsentierten die Outfits im April. Zu dem Projekt, das die Initiator:innen „Fashion Week Atacama“ getauft haben, wurden auch zahlreiche Podcasts, Videos und Interviews veröffentlicht. 2025 soll das Event erneut stattfinden.

Mikroplastik bleibt in der Wüste zurück

Die Kleidung in der Wüste ist ein echtes Umweltproblem. Sie vergiftet nach und nach die Natur, in der sie liegt. Denn Textilien von Fast Fashion-Marken enthalten oft Schadstoffe – beispielsweise durch Färben, Bleichen oder Bedrucken. Außerdem braucht Kleidung mit einem Polyesteranteil 20 bis 200 Jahre, bis diese in der Natur zerfällt. Das ist etwa so lang wie eine Plastiktüte dafür benötigt. Rückstände in Form von Mikroplastik bleiben selbst nach genannter Zeitspanne in der Natur zurück. 

Müll in der Natur abzuladen, ist in Chile streng verboten – und wird auch mit Geldstrafen geahndet. Allerdings lassen sich Verstöße in der riesigen Atacama-Wüste nur schwer registrieren. Fernanda Simon, die Direktorin von Fashion Revolution Brazil, sagte gegenüber dem Guardian, sie sehe an Orten wie der Atacama-Wüste Probleme wie Umweltrassismus und Kolonialismus. Produkte würden im globalen Norden konsumiert, um dann im globalen Süden entsorgt werden. Für die Menschen vor Ort habe das oft auch gesundheitliche Folgen: In Alto Hospicio, einer der ärmsten Städte Chiles, atmeten die Menschen bei der Verbrennung der Kleidung Gase ein, so Simon.

Verwendete Quellen: UN, Atacama Fashion Week, The Guardian

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