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Fast-Fashion-Friedhof: Gigantische Mengen Neuware türmen sich in dieser Wüste

In dieser Wüste Atacama in Chile türmen sich gigantische Kleiderberge.
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - Jonny_Joka / StockSnap

Jeans, Tops und Jacken liegen massenhaft in dieser Wüste – vieles davon ist Neuware. Das ist nicht nur ein neuer Tiefpunkt unserer Konsumgesellschaft, sondern vor Ort ein ernstes Umweltproblem.

Wir wissen, dass Kleiderkonsum ein Problem ist, speziell Online-Shopping und Retouren. In der Vergangenheit wurde immer wieder berichtet, dass Amazon und H&M Retouren vernichten. Genauso absurd wie das Zerstören von Neuwaren ist der jüngst aufgeckte Irrsinn: Türme von Kleidung in der chilenischen Wüste.

Tausende Tonnen Neuware in der Wüste

In der chilenischen Atacama-Wüste – der trockensten Wüste der Welt – liegen Berge voller Kleidung aus den USA und Europa. Der Großteil davon ist Neuware, die nicht verkauft wurde. Jedes Jahr werden 59.000 Tonnen Kleidung an den Hafen Iquique in Chile geliefert. Davon wird einiges in Lateinamerika weiterverkauft. Jedoch landen 39.000 Tonnen jährlich in der Wüste.

Die Kleidung in der Wüste ist ein echtes Umweltproblem. Sie vergiftet nach und nach die Natur, in der sie liegt. Denn Textilien von Fast Fashion-Marken enthalten oft Schadstoffe – beispielsweise durch Färben, Bleichen oder Bedrucken. Außerdem braucht Kleidung mit einem Polyesteranteil 20 bis 200 Jahre, bis diese in der Natur zerfällt. Das ist etwa so lang wie eine Plastiktüte dafür benötigt. Doch lösen sich die Partikel nur augenscheinlich auf, bis sie nicht mehr wahrnehmbar sind. Rückstände in Form von Mikroplastik bleiben selbst nach genannter Zeitspanne in der Natur zurück. Die unfassbaren Bilder aus der Wüste im Video.

Doch die Kleidung richtet nicht nur ruhend Schäden in der Umwelt an, teilweise geraten die Kleiderberge in Brand und verursachen dadurch Luftverschmutzung. Einige dieser Fast Fashion-Deponien befinden sich außerdem in der Nähe bewohnter Gebiete.

„Das Problem entsteht viel früher“

Die größte Herausforderung für die Modeindustrie sei die Abfallmenge, die durch Fast Fashion entsteht, heißt es in einer Mitteilung der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die Bewohner:innen nahe der chilenischen Atacama Wüste sehen sich dabei als Ende einer Kette, bei der in China produziert, in Europa oder den USA konsumiert und in Chile entsorgt wird.

Eine betroffene Stadt, Alto Hospicio, ist finanziell und personell kaum in der Lage, das Abladen zu verhindern, geschweige denn die Mülldeponie zu beseitigen, so der lokale Umweltbeauftragte Edgar Ortega. Gerade einmal fünf Inspektoren würden versuchen, jene zu erwischen, die die Altkleider in die Wüste kippen. „Das Problem entsteht viel früher“, sagt Ortega. Dadurch, dass die Kleidung aus anderen Ländern nicht als Textilmüll deklariert ist, sei nicht klar, wie die aussortierte Importware entsorgt werden soll. „Solange das nicht gelöst ist, werden wir die Situation nicht ändern.“

Fast-Fashion: Recycling-Projekt will aufklären

Um die, im Video zu sehenden, Textilabfälle in Chile zu beseitigen, gründete Rosario Hevia 2020 das Unternehmen Ecocitex, das aus der Kleidung recyceltes Garn herstellt. Nachhaltiger als die Kleidung zu recyceln, wäre es Menschen dazu zu bringen weniger zu konsumieren.

Noch wären wir aber nicht an einem Punkt, an dem Menschen über ihren Konsum nachdenken. „Wir wollen eine bessere Welt, aber sobald es ums Einkaufen geht, kaufen die Menschen weiterhin billige Dinge. Nach der Pandemie sieht man weiterhin riesige Schlangen bei Zara, H&M, Forever 21 und anderen Geschäften, die eher auf Fast Fashion ausgerichtet sind“, sagte Hevia gegenüber der Presseagentur AFP.

(Mit Material der dpa)

Wie kannst du nachhaltiger mit Kleidung umgehen?

  1. Achte beim Kauf auf ökologische Produktion der Kleidung. Dabei können dir Kleidungs-Siegel eine Hilfe sein. Denn beim Bio-Anbau (z.B. von Baumwolle) werden keine giftigen Pestizide eingesetzt und in der Verarbeitung weitaus weniger schädliche Chemikalien verwendet. Hier findest du die besten nachhaltigen Mode-Labels.
  2. Um Chemikalien zu vermeiden, kannst du auf ungefärbte Mode umsteigen, auch das schont das Grundwasser sowie das Abwasser.
  3. Wenn du Second-Hand kaufst, muss gar keine neue Kleidung produziert werden, das spart Ressourcen.
  4. Wir haben eine kurze Anleitung gegen Fast Fashion erstellt: auf Qualität achten, weniger Kleidung kaufen und diese länger tragen. Hier findest du einen ausführlichen Artikel dazu: Fast Fashion: Diese 3 Fragen gewöhnen uns Wegwerfmode ab

Hörtipp: Der Utopia-Podcast: Fast Fashion: Wie wir uns die Wegwerfmode abgewöhnen können

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