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Klimaforscher Latif: „Die Leute machen nichts, weil sie gute Menschen sind“

Klimaforscher Mojib Latif
Foto: Sina Schuldt/dpa

Mojib Latif war einer der ersten Wissenschaftler:innen, die in der Öffentlichkeit über die Klimakrise informierten. In einem Interview mit der Zeit verriet er nun, warum er seine Intentionen mittlerweile für naiv hält – und wie er heute über das Thema denkt.

Für seine herausragende Forschungskommunikation wurde Mojib Latif bereits 2015 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet, vergangenen Herbst erhielt er dann den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für seinen Einsatz für den Klimaschutz. Die Krise zu kommunizieren, das war Latif immer schon ein wichtiges Anliegen. „Ich dachte, Wissen führt zum Handeln. Man müsse das in die Öffentlichkeit tragen, und dann passiere etwas. So kam es nicht“, sagte Latif nun im Gespräch mit der Zeit.

Latif hält Appelle für Gerechtigkeit und Verzicht für keine Lösung

Die Lösung sehe er mittlerweile deshalb weniger beim individuellen Verhalten der Menschen, sondern viel mehr bei der Technik. Warum Appelle für Gerechtigkeit, persönliche CO2-Budgets oder Verzicht die Klimakrise nicht voranbringen, dafür gibt es laut Latif einen einfachen Grund: Die Motivation allein, ein guter Mensch zu sein, bewege die wenigsten zum Handeln. „Die Leute machen nichts, weil sie gute Menschen sind. Bittere Wahrheit, aber so ist es!“, betont der Wissenschaftler. Stattdessen müsse es immer Anreize geben, die gutes Handeln belohnen. Deshalb vertraue er heute auf Technologien.

Doch können sie allein die Lösung sein? Der Sozialpsychologe Prof. Dr. Wilhelm Hofmann verneinte das bereits 2021 gegenüber Utopia klar. Er sieht die Pflicht auch bei Konsument:innen. Denn: „In der westlichen Welt leben wir über unsere ökologischen Verhältnisse“, erklärt Hofmann. Die Vorstellung, die Wirtschaft könne weiter wachsen und die technischen Innovationen zeitgleich den Klimawandel stoppen, sei utopisch.

Gesellschaftliche Veränderung und Technik: Wir brauchen beides

„Auch die besten Innovationen verbrauchen erst einmal Ressourcen und insofern lassen sich Wachstum und Ressourcenverbrauch nicht völlig entkoppeln.“ Für Hofmann steht fest: Im Kampf gegen den Klimawandel hilft nicht die Technik allein. Auch die Gesellschaft muss sich verändern.

Verwendete Quellen: ZEIT, Deutsche Bundesstiftung Umwelt

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