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Climate Tech: Trend oder wirksame Technologie gegen den Klimawandel?

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Foto: CC0 / Pixabay / blazejosh

Climate Tech strebt danach, mithilfe technologischer Innovationen die Ursachen und Folgen der Klimakrise zu bekämpfen. Aktuell boomt der Climate-Tech-Markt. Doch es gibt auch kritische Stimmen.

Sind innovative Technologien der Schlüssel im Kampf gegen den voranschreitenden Klimawandel? Climate-Tech-Unternehmen sind davon überzeugt. Diese Start-ups wollen technologiebasierte Lösungen für die Ursachen und Folgen klimatischer Veränderungen entwickeln.

Climate Tech ist ein rasant wachsender Markt, in den Kapitalgeber:innen bereits Milliarden investiert haben. Das könnte beispielsweise schon länger etablierte Lösungen wie Wind- und Solarenergie weiter vorantreiben und neuartige Ideen aus der Innovations- in die Produktionsphase katapultieren. Woran Climate Tech gerade arbeitet und ob es sich dabei mehr um einen Hype als um wirksame Technologie handelt, erfährst du hier. 

Was ist Climate Tech?

Climate Tech fokussiert sich auf Sektoren mit hohen Treibhausgas-Emissionen, wie etwa den Verkehr.
Climate Tech fokussiert sich auf Sektoren mit hohen Treibhausgas-Emissionen, wie etwa den Verkehr.
(Foto: CC0 / Pixabay / Pexels)

Climate Tech bezeichnet alle Technologien, die zum Ziel haben, Treibhausgas-Emissionen beziehungsweise die Auswirkungen der globalen Erwärmung zu verringern. Als Vorläufer von Climate Tech gelten Clean-Tech-Start-ups, die von Anfang bis Mitte der 2000er Jahre einen regelrechten Boom erlebten. Sie waren darum bemüht, mithilfe neuartiger Herstellungsverfahren Effizienz, Leistung und Produktivität zu steigern. Gleichzeitig wollten sie dabei Emissionen verringern und Ressourcen schonen.

Doch auf den Hype folgte schnell das Platzen der Clean-Tech-Blase: Zwischen 2006 und 2014 gingen ganze Sektoren fast vollständig zugrunde. Unter dem neuen Begriff „Climate Tech“ gewinnen seitdem Innovationen in Bereichen an Fahrt, die auch Clean Tech zugeschrieben werden könnten, wie Solarenergie oder Biokraftstoffe. 

Dem Technologie-Magazin t3n zufolge suchen Unternehmen vor allem in den Sektoren mit den meisten schädlichen Treibhausgasen nach Climate-Tech-Lösungen. Dazu zählen:

  • Energiewirtschaft
  • Industrielle Fertigung
  • Verkehr und Transport
  • Bau und Gebäude
  • Nahrungsmittel und Agrarwirtschaft

Diese Climate-Tech-Innovationen sind auf dem Weg

Mithilfe von Climate Tech sollen zum Beispiel künstliche Alternativen zu Kohlenstoffspeichern (wie Wäldern) entstehen.
Mithilfe von Climate Tech sollen zum Beispiel künstliche Alternativen zu Kohlenstoffspeichern (wie Wäldern) entstehen.
(Foto: CC0 / Pixabay / jplenio)

Allen voran spielt Climate Tech natürlich eine wichtige Rolle im Bereich der Energiewirtschaft, denn die Energiewende steht vor einer großen Herausforderung: Viel mehr als der Ausbau von Wind-, Solar- und Wasserkraft an sich ist damit die Frage gemeint, wie sich diese Energien nachhaltig speichern lassen, damit sie immer zuverlässig zur Verfügung stehen – auch wenn die Sonne nicht scheint oder es windstill ist.

Herkömmliche Batterien sind als Energiespeicher zwar eine naheliegende Wahl, gehen aber mit vielen ökologischen und ökonomischen Problemen einher. Beispielsweise werden die zur Produktion notwendigen metallischen Rohstoffe oft unter schlechten Bedingungen im Globalen Süden abgebaut. Laut dem WWF hat diese Rohstoffförderung erhebliche Folgen für Menschen und Umwelt.

Climate-Tech-Unternehmen suchen nach alternativen Speichermöglichkeiten. So etwa das italienische Start-up Energy Dome, welches eine innovative Batterie entwickelt hat, die mithilfe von CO2 eine zuverlässige Zwischenspeicherung von Strom aus Solar- und Windkraftanlagen ermöglichen kann. Diese Batterie soll günstiger und effizienter als herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien sein. Ein Investor sieht in der Fähigkeit, erneuerbare Energie über längere Zeiträume zu speichern, das fehlende Teil im Puzzle der Dekarbonisierung. Mehr dazu erfährst du hier: Endlich Ersatz für Lithium-Batterien? Startup nutzt „CO2-Batterie“ um emissionsfrei Strom zu speichern.

Das mexikanische Unternehmen BiomiTech beschäftigt sich dagegen damit, wie man bereits vorhandenes CO2 reduzieren kann. Dazu hat es sich von Bäumen als wichtigen Kohlenstoffspeichern inspirieren lassen. Doch bis Bäume ihr volles Potential zur CO2-Aufnahme erreicht haben, vergehen etliche Jahre. BiomiTech entwickelte daher einen künstlichen Baum, der dem Unternehmen zufolge so viel Kohlenstoff absorbieren kann wie knapp 370 echte Bäume. Laut einem der Gründer „atmet“ dieser Baum verschmutzte Luft ein und imitiert den natürlichen Prozess der Photosynthese, um Energie zu gewinnen. 

Im Verkehrssektor kann beispielsweise Künstliche Intelligenz dazu beitragen, dass Transport und Fortbewegung klimafreundlicher werden und sich der Verkehr insgesamt verringert. KI-Systeme können Routen oder die Auslastung von Transportmitteln so optimieren, dass weniger Kilometer zurückgelegt und damit weniger Emissionen ausgestoßen werden. 

Climate Tech: Große ökologische und finanzielle Hoffnungen

Climate Tech ist "wahrscheinlich alternativlos".
Climate Tech ist „wahrscheinlich alternativlos“.
(Foto: CC0 / Pixabay / RAEng_Publications)

Climate Tech ist aktuell ein beliebter Markt. Laut t3n erhielten Climate-Tech-Start-ups zwischen 2013 und 2019 über 60 Milliarden Dollar an Beteiligungskapital, wobei der Verkehrs- und Transportsektor der am stärksten geförderte war.

Unter den Investor:innen befinden sich etliche bekannte Namen. So gründeten Microsoft und Amazon jeweils einen eine Milliarde US-Dollar und einen zwei Milliarden US-Dollar schweren Fonds speziell für Climate-Tech-Investitionen. Auch Elon Musk mischt in der Szene als Investor mit. t3n zufolge kann Climate Tech in naher Zukunft zu einem der größten Geschäftsbereiche weltweit werden. 

Der Glaube an die Wirksamkeit von Technologien gegen die Klimakrise ist nicht nur unter Kapitalgeber:innen groß. Wie Deutschlandfunk Kultur berichtet, beschrieb der Weltklimarat IPCC (International Panel of Climate Change) im Jahr 2018 technische Eingriffe in das Klima sogar als „wahrscheinlich alternativlos“, um das Zwei-Grad-Ziel noch einzuhalten. Und auch Daniela Jacob, Meteorologin und Leiterin des Climate Service Center Germany GERICS in Hamburg, bestätigt gegenüber Deutschlandfunk Kultur: „Wir brauchen neue Technologien, um CO2 einzusparen, und wenn wir bis 2050 wirklich CO2-neutral sein wollen, dann brauchen wir auch Technologien, um CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen“. 

Zwischen Hype und Zweifel

Unklar ist bei vielen Climate-Tech-Konzepten, wie wirksam sie genau sein werden. Das wird am Beispiel der Sonnensegel oder Sonnenreflektoren im All deutlich. Diese sollen die Sonneneinstrahlung auf die Erde reduzieren. Theoretisch sei das laut Jacob „natürlich machbar“. Aber welchen Anteil an Erwärmung man damit tatsächlich verhindern könne, sei nicht klar. Zudem wisse man nicht, welche anderen unerwünschten Nebenwirkungen durch Climate Tech verursacht werden könnten.

Auch politisch ist Climate Tech ein hochbrisantes Thema. Denn Klimatechnik-Maßnahmen, die die Erde global betreffen, unterliegen keinen staatenübergreifenden Regeln. Das sogenannte Solar Radiation Management beschreibt zum Beispiel Maßnahmen, welche die Solarstrahlung reduzieren sollen, die den Erdboden erreicht. Es herrscht bislang noch große Unklarheit darüber, welche Länder sich wie daran beteiligen. Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik bezweifelt gegenüber Deutschlandfunk Kultur, dass es die Weltgemeinschaft schaffen werde, diesbezüglich ausreichend miteinander zu kooperieren

Fazit: Wie viel Potenzial steckt in Climate Tech?

Technologische Innovationen, die beispielsweise die Energie- und Verkehrswende vorantreiben, können zur Senkung von Treibhausgasen beitragen. Doch Climate Tech allein kann die sich verschärfende Klimakrise nicht abwenden. Viele Entwicklungen klingen zwar vielversprechend, doch ob sie ihre Versprechen halten können, wird sich erst zeigen, wenn sie tatsächlich im Einsatz sind.

Zudem herrscht nicht nur Ungewissheit darüber, ob Climate Tech eventuell auch unerwünschte klimatische Konsequenzen haben könnte, sondern ebenfalls hinsichtlich der weltweiten Koordinierung und Kooperation von technischen Eingriffen in das Klima. 

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