Laut dem Schlafmediziner Ingo Fietze hat nur etwa ein Drittel der Menschen in Deutschland einen gesunden Schlaf. Mit einer Schlafstörung sollten die Betroffenen zeitnah professionelle Hilfe aufsuchen. „Wir sprechen hier von verlorenen Lebensjahren“, mahnt der Experte.
Millionen Menschen können nicht richtig schlafen. Das ist gefährlich, erklärt Ingo Fietze im Gespräch mit dem Spiegel. Der Schlafmediziner forscht an der Berliner Charité und sagt: „In Deutschland hat nur etwa ein Drittel der Bevölkerung einen gesunden Schlaf“.
Was aber bedeutet gesund schlafen? Laut Fietze sind damit sieben bis acht Stunden Schlaf gemeint. Menschen sollten sich danach erholt fühlen.
Schlaf lässt sich präventiv erhalten
Die restlichen zwei Drittel sind dem Experten zufolge „sensible“ Schläfer:innen – oder haben eine Schlafstörung. Dies sei mit ein Grund, warum unter anderem unzählige Schlafgadgets auf den Markt gespült wurden. Darunter spezielle Kissen, Düfte, Kerzen.
Von diesen Gadgets hält der Schlafmediziner allerdings nicht viel, wie er betont: „Als Schlafmediziner sage ich: Es müsste zumindest einmal nachgewiesen sein, dass ein Mensch, der meint, dass solche Mittel nützen, wenigstens sechs Stunden schafft und mindestens eine Stunde Tiefschlaf hat und dieser Effekt nachhaltig ist.“
Fietze erklärt, dass man seinen Schlaf präventiv erhalten kann – Schlafmediziner:innen könnten dann individuell erklären, was zu tun ist, wenn er einmal etwas schlechter ist. Stress meiden, reduzierter Alkohol, kein Kaffee sowie keine fettige Nahrung vor dem zu Bett gehen sind beispielhafte Maßnahmen.
Experte: Keine Wunderheilung durch die Schlafmedizin
Allerdings gelte das nicht für Schlafstörungen. „Wer erst mal ein schlechter Schläfer ist, kann guten Schlaf nicht mehr lernen. Als Schlafmediziner kann ich keine Wunderheilung versprechen.“
Erst Medikamente könnten den Teufelskreis einer schweren Schlafstörung durchbrechen. Die Qualität des eigenen Schlafs können Betroffene in einem Labor messen lassen. Fitness-Apps eignen sich laut Fietze „noch nicht“.
Betroffene erliegen dem Experten zufolge „dem Mythos des sogenannten natürlichen Schlafs“. Viele seiner Patient:innen sind der Auffassung, der Mensch müsse ohnehin schlafen – weshalb schlechter Schlaf lediglich durch zu viel Stress oder eine falsche Einstellung bedingt sei. „Angst und eine übersteigerte Erwartungshaltung unterhalten eine Schlafstörung zusätzlich. Die eigentliche Ursache einer Insomnie ist jedoch nicht das Verhalten, sondern ein Defekt im Schlaf-Wach-System“, betont Fietze.
„Wir sprechen hier von verlorenen Lebensjahren“
Der Irrglaube, Schlaf sei eine Frage des Verhaltens oder Einstellung, ist laut dem Experten der Hauptgrund, warum Menschen erst sehr spät professionelle Hilfe aufsuchen. „Wir sprechen hier von verlorenen Lebensjahren. Manche quälen sich seit 10, 20 Jahren.“
In der Schlafmedizin, so Fietze, wird Folgendes geraten: Schläft man länger als drei Monate mehrfach die Woche nicht ein oder durch, sollte man zum Arzt gehen. Gleiches gilt für das zu frühe Wachwerden.
Wer nicht ausreichend schläft, erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Auch Erkrankungen wie Herzinfarkte, Bluthochdruck und Diabetes mellitus werden wahrscheinlicher. Zudem leidet das Immunsystem.
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