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Needle Spiking: Sind Nadel-Attacken die neuen K.O.-Tropfen? Das solltest du wissen

Needle Spiking – Sind Nadel-Attacken die neuen KO-Tropfen? Das musst du darüber wissen
Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Chad Kirchoff

K.O.-Tropfen sind seit Jahren ein bekanntes Problem in der deutschen Nachtszene. Jetzt gibt es die ersten Fälle, bei denen Betroffenen ähnliche Substanzen gespritzt wurden. Das ist bisher über Needle Spiking bekannt und mit diesen Tipps kannst du dich und andere schützen.

Seit Ende letzten Jahres wurden in Großbritannien Fälle von Needle Spiking bekannt – jetzt gab es erste Fälle auch in Deutschland. Spiking bedeutet, dass Menschen ohne ihr Wissen eine Substanz verabreicht wird. Die bisher bekanntere Form ist Drink Spiking, bei der Menschen Betroffenen Drogen ins Getränk mischen. Bei Needle Spiking geschieht dies mit einer Nadel, mit der Personen gestochen werden.

Needle Spiking: Ähnliche Symptome wie bei K.O-Tropfen

Die Betroffenen haben ähnliche Symptome wie bei einem Alkoholrausch oder nach der Einnahme von K.O.-Tropfen: Ihnen ist übel, sie sind benommen, verlieren die Orientierung und teils sogar das Bewusstsein. Oft leiden sie später an Gedächtnisverlust. Die Einstichstelle einer Nadel bemerken Betroffene meistens erst am nächsten Morgen.

Bisher sind die häufigsten Vorkommnisse der (neuen) Straftat in Großbritannien. Nach der Rückkehr der Studierenden zu Präsenzveranstaltungen an der Universität, wurden mehr als 1.000 Fälle bekannt. In Frankreich wurden mehr als 300 Fälle gemeldet. In Deutschland sind laut Berichten des Tagesspiegels bisher zwei Fälle aus dem Berliner Techno-Club Berghain bekannt. Weitere Fälle gab es in Belgien und den Niederlanden. Attackiert wurden die Opfer bei Partys, Konzerten, in Clubs und Bars.

In Frankreich beispielsweise nahmen Behörden laut Bericht bisher erst zwei Menschen in Zusammenhang mit derartigen Straftaten fest. Zudem erschwert die Ermittlungen, dass die verabreichten Substanzen meist nur kurz in Blut und Urin nachweisbar sind – aber: Ohne Probe ist keine Strafverfolgung möglich. Daher sind sich Ermittler:innen unsicher, welche Drogen injiziert werden. Jedoch wird vermutet, dass es sich dabei um Rohypnol und Gammahydroxybutyrat (GHB) handelt, die auch bei K.O.-Tropfen eingesetzt werden.

Die Motive sind unklar, da es kaum identifizierte Täter:innen gibt. Möglich seien Körperverletzung, Vergewaltigung, Menschenhandel und Racheakte. Es könne aber auch sein, dass Täter:innen ausschließlich Angst schüren wollen, vermutet Dawn Dines, Gründerin der britischen NGO „Stamp Out Spiking“, gegenüber der Washington Post. Sie fordert eine bessere Ausbildung von Barangestellten, Sicherheitsbeamten und Personen, die in der Nachtwirtschaft tätig sind, um das Verbrechen einzudämmen.

Das solltest du nach einer Nadel-Attacke tun

Die Initiative „Sonar“ aus Berlin beschäftigt sich mit Needle Spiking. Andrea Piest von dem Präventions- und Suchthilfeprojekt gab in einem Interview mit rbb24 Ratschläge für Opfer. Man solle sofort eine andere Person informieren „wenn man merkt, mir ist was passiert, ich fühle mich unwohl“ – das könnte beispielsweise eine:n Türsteher:in sein, eine:n Freund:in oder jemand vom sogenannten Awareness-Team, das speziell für das Wohlbefinden vor Ort ist und an das du dich wenden kannst, wenn du dich unwohl fühlst. Gemeinsam solle man überlegen, ob man in die Rettungsstelle, zur Polizei oder erstmal in einen Ruheraum möchte, sofern vorhanden. „Es ist wichtig, dass man auf gar keinen Fall alleine gelassen wird oder vom Clubpersonal vor die Tür gesetzt wird, weil man berauscht wirkt, oder nicht ganz bei sich ist.“

Betroffenen empfahl Piest, sich bei einer Anlaufstelle zu melden. Und nannte folgende Initiativen:

  • Weiblich gelesene Personen könnten dies bei der Beratungsstelle Lara Berlin. Ein Anlaufpunkt für Betroffene von sexualisierter Gewalt. Dabei gehe es nicht um eine Anzeige, sondern um die psychologische Aufbereitung und Nachbetreuung.
  • Männlich gelesene Personen können sich an MUT wenden. Dort erwartet sie das gleiche Programm wie bei Lara Berlin.
  • Wer die Tat zur Anzeige bringen möchte, braucht meist Beweise. Diese können bei der Gewaltschutzambulanz der Charité gesichert werden. Da gerade Einstichverletzungen und blaue Flecken schnell abheilen, wird dort alles fachgerecht dokumentiert, damit es vor Gericht Bestand hat.

Präventionsmaßnahmen von Needle-Spiking

Selbst wer nicht direkt betroffen ist, sollte laut Piest zur Vorsorge folgende Punkte beachten:

  • Nicht alleine nach Hause gehen, sondern stets mit einer Vertrauensperson.
  • Verdächtige Personen dem Clubpersonal melden.
  • Auch auf andere achten und zum Beispiel wehrlos oder benommen wirkende Personen ansprechen und fragen, ob sie Hilfe brauchen. Wenn nötig das Clubpersonal informieren sowie eine Rettungsstelle oder die Polizei aufsuchen. Zumindest aber sollte man diese Personen nicht alleine lassen und zum Beispiel deren Freund:innen oder Begleitung informieren.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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