Die Bundesregierung legt einen neuen Fahrplan zu Ladesäulen vor. Das Ziel des „Masterplans Ladeinfrastruktur 2030“: E-Mobilität einfach, zuverlässig und bezahlbar machen.
E-Autos zu laden soll so einfach werden wie Tanken – das ist das Ziel der Bundesregierung. Das Kabinett hat dazu einen „Masterplan Ladeinfrastruktur 2030“ mit insgesamt 41 Maßnahmen beschlossen. Ein zentraler Punkt: „Beim Bezahlen und der Abrechnung soll Laden nicht komplizierter sein als Tanken.“
E-Auto laden: Preise oft intransparent
Derzeit sieht es oft noch anders aus. „Der Tarifdschungel ist häufig undurchsichtig“, kritisiert der ADAC. Bezahlmöglichkeiten seien unzureichend und eine Anzeige der Preise je Ladevorgang fehle oft. Auch aus Sicht von Gregor Kolbe von der Verbraucherzentrale Bundesverband ist die ungenügende Transparenz der öffentlichen Ladepreise für E-Auto-Fahrer:innen problematisch.
Die Bundesregierung plant hier nun Verbesserungen. Vorgesehen sind außerdem verschiedene Förderprogramme, zum Beispiel für den Aufbau von Lademöglichkeiten in Mehrparteienhäusern. Allerdings ist die Umsetzung aller „finanzwirksamen Maßnahmen“ des Masterplans abhängig von der Haushaltslage. Die Bundesregierung muss in den kommenden Jahren sparen, im Kernhaushalt klaffen Finanzlücken.
„Preistransparenzstelle“ für öffentliche Ladesäulen
Viele Kund:innen seien noch zu oft mit schwer vergleichbaren Ladeangeboten konfrontiert, heißt es in dem Masterplan mit Blick auf öffentliche Ladesäulen. Das schwächt das Vertrauen in die Elektromobilität und bremst den Umstieg. Die Bundesregierung setze sich daher für klare Rahmenbedingungen ein, um Preistransparenz, digitale Preisinformationen und dynamischen Wettbewerb zu gewährleisten.
Eine „Preistransparenzstelle„ für Ad-hoc-Preise soll die Integration dieser Daten in Apps und Navigationssysteme für Endverbraucher:innen ermöglichen. „Wer elektrisch fährt, soll jederzeit technisch verlässliche Ladeangebote zu transparenten und wettbewerblichen Preisen vorfinden – egal wo, wann und wie schnell geladen wird“, heißt es im Masterplan.
Eine aktuelle Befragung im Auftrag der Verbraucherzentrale zeigt, dass für 84 Prozent der Befragten beim Umstieg auf Elektromobilität entscheidend ist, dass die Preise für das öffentliche Laden transparent und einheitlich gestaltet sind. „Aktuell erfahren Verbraucherinnen und Verbraucher den Preis für das Spontanladen oft erst an der Ladesäule. Auch beim vertragsbasierten Laden ist ein einfacher Preisvergleich nur eingeschränkt möglich. Deshalb braucht es eine zentrale Stelle, die Spontanladepreise und Vertragstarife sammelt und veröffentlicht“, betonen die Verbraucherschützer:innen. E-Auto-Fahrer:innen könnten so leichter Preise vergleichen und das beste Angebot finden.
Dazu kommt: Laden an öffentlichen Ladesäulen ist deutlich teurer als beim privaten Laden zuhause, wie es in einem Papier des Verbands der Automobilindustrie (VDA) heißt. Der ADAC betont, eine Senkung der Stromsteuer auch für private Verbraucher:innen wäre ein wichtiger Schritt. Lies dazu auch: E-Autos im Betrieb günstiger als Verbrenner – unter einer Voraussetzung
Ausbau der Ladeinfrastruktur geht voran
E-Autos sollen nach dem Willen der Bundesregierung eine Schlüsselrolle dabei spielen, die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen. Der Sektor verfehlt regelmäßig Vorgaben. Der Ausbau des Ladenetzes schreitet voran. Laut Bundesnetzagentur gab es zum 1. Oktober rund 80.000 öffentliche Ladepunkte, darunter rund 44.250 Schnellladepunkte.
Im Vergleich zu europäischen Nachbarländern steht Deutschland in diesem Punkt ganz gut da:
„Insbesondere die Anzahl der Schnellladepunkte nimmt erfreulicherweise stark zu“, sagte Verbraucherschützer Kolbe. „Trotzdem gibt es weiterhin weiße Flecken auf der Landkarte. Um das öffentliche Laden überall zu ermöglichen, muss die Bundesregierung entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Gleichzeitig sind die Ladesäulenbetreiber gefordert, durch kontinuierliche Investitionen den Ausbau voranzutreiben.“
Aktuell seien die Lademöglichkeiten im Verhältnis zur Zahl der E-Pkw überwiegend ausreichend, so der ADAC. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland komme insgesamt voran. In Ballungszentren oder direkt an der Autobahn gebe es aber Kapazitätslücken. Der Bund arbeitet zum Beispiel an einem E-Lkw-Schnellladenetz entlang der Autobahnen.
Förderungen für Mehrparteienhäuser geplant
Oft werden E-Autos zu Hause geladen – aber was machen Bewohner:innen von Mehrparteienhäusern? Diese verfügten häufig noch nicht über entsprechende Lademöglichkeiten wie Wallboxen, heißt es im Papier der Bundesregierung. Deswegen ist eine staatliche Förderung geplant, um die Investitionsbereitschaft von Eigentümergemeinschaften zu steigern und den Aufbau von Lademöglichkeiten in Mehrparteienhäusern zu beschleunigen. Eine Förderung soll es auch für den Ausbau der Ladeinfrastruktur in Depots und Betriebshöfen für E-Lastwagen geben – falls der Haushalt das hergibt.
Utopia meint: Schön, wenn die Ladeinfrastruktur in Deutschland wächst und die Bundesregierung dafür sorgt, dass E-Autofahrer:innen ebenso transparent zu Ladepreisen informiert werden wie es Autofahrer:innen beim Tanken gewohnt sind. Dabei sollte die Regierung aber nicht vergessen, dass die Elektromobilität nur ein wichtiger Baustein der Verkehrswende ist. Der Auf- und Ausbau einer sicheren Fahrrad- und Fußgängerinfrastruktur sollte Priorität haben – ebenso wie die Finanzierung eines stabilen, flächendeckenden und bezahlbaren ÖPNV-Netzes. Dass das Deutschlandticket zu Jahresbeginn erneut teurer wird, ist ein Schritt in die falsche Richtung.
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