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Plastik im Mittelmeer: Karte zeigt, wo Badegäste im Müll schwimmen

23 Kilometer lang ist die größte Müllansammlung, welche die Forscher im Meer entdeckten.
Foto: CC0 / Unsplash / Naja Bertolt Jensen

Die Verschmutzung der Ozeane ist ein großes Problem – Satellitenaufnahmen zeigen nun die meterlangen Plastikschwaden im Mittelmeer. Auch in beliebten Urlaubsregionen sind diese zu finden. Wo Badegäste Gefahr laufen, im Müll zu schwimmen.

Plastikflaschen, Netze, Tüten, Masken: Unmengen von Müll befinden sich bereits in unseren Ozeanen, bilden teilweise ganze Abfall-Teppiche. Anhand von Satellitenbildern konnten Forscher:innen nun eine umfängliche Karte der Plastikansammlungen im Mittelmeer erstellen. Die Studie der European Space Agency (ESA) wurde im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht.

Demnach entdeckte das Forschungsteam 14.374 sogenannte „litter windrows“ (deutsch: Müllschwaden) im Mittelmeer. Manche davon seien bis zu 23 Kilometer lang. Insgesamt bedecke der Müll der Studie zufolge 94,5 Quadratkilometer. Das entspricht fast der Fläche von Paris.

Besonders viel Müll vor italienischen Küstenorten

Auf einem Satellitenbild, das die Wissenschaftler:innen im Rahmen der Forschungsarbeiten erstellten, zeigen die roten Markierungen deutlich, vor welchen Küsten sich der meiste Müll ablagert. Große Ansammlungen wurden in Italien, Albanien, Marokko und Tunesien entdeckt, aber auch in Frankreich, Griechenland und Spanien.

Tiefrot sind die Plastikansammlungen im Mittelmeer auf dem Satellitenbild markiert.
Tiefrot sind die Plastikansammlungen im Mittelmeer auf dem Satellitenbild markiert. (Satellitenbild: Andres Cózar / Manuel Arias)

Die Grafik zeigt, das folgende beliebte Urlaubsregionen besonders betroffen sind:

  • In Italien schwimmen vor allem zwischen Venedig und Triest, in der Region um Neapel, vor Kalabrien und auch zwischen Pisa und Genoa meterlange Plastikschwaden.
  • In Frankreich ist vor allem Monaco betroffen.
  • In Spanien schwimmt offenbar viel Müll zwischen Barcelona und Valencia.
  • Auch andere Regionen wie Tetuan in Marokko und Sfax in Tunesien sind auf der Karte tiefrot verzeichnet.

Die Studie erklärt auch, wie es zu den Müllschwaden kommt. „Bei heftigen Regenstürmen gelangt der Müll ins Mittelmeer“, erklärt Andrés Cózar von der Universität Cádiz , Co-Leiter des Projekts in der Mitteilung der ESA. Für die Verteilung des Mülls an den Küsten seien die jeweiligen Strömungen verantwortlich. Die Forschenden dokumentierten allerdings auch, dass ein Großteil des Mülls in der Nähe der Regionen verbleibe, über die er ins Meer gelangt ist.

So gingen die Forschenden zur Erkennung des Mülls vor

Im Rahmen der Studie testeten die Forscher:innen neue Methoden, um Plastikmüll im Meer zu erkennen. Dafür analysierte das Team über einen Zeitraum von sechs Jahren insgesamt 300.000 Satellitenbilder. Diese dokumentierten den Zustand des Mittelmeers alle drei Tage, von Juli 2015 bis September 2021. Zur Auswertung der Daten nutzte das Team hoch modernde Computer und Algorithmen.

Die Studie wurde von der ESA und dem spanischen Ministerium für Wissenschaft und Innovation finanziert. Das Forschungsteam beschäftige Wissenschaftler:innen von Raumfahrtunternehmen und Forschungsinstituten aus sechs Ländern.

Das verwendete Tool könne laut Co-Leiter Manuel Arias vom spanischen Institute of Marine Sciences auch in anderen Regionen der Welt eingesetzt werden: „Ich bin davon überzeugt, dass es uns viel über das Phänomen der Vermüllung beibringen wird, beispielsweise über die Identifizierung der Quellen und der Wege ins Meer.“

Entwicklung eines verbesserten Tools wäre auch für andere Bereiche sinnvoll

Allerdings gibt es noch Probleme mit der Genauigkeit der Daten, erklärt Andrés Cózar. Müllschwaden von weniger als zehn Metern Größe würden aktuell von den Sensoren der Satelliten noch nicht erfasst. Darum müsste ein Sensor entwickelt werden, der gezielt schwimmende Objekte mit einer Größe von einem Meter identifizieren kann. Dieser wäre auch für die Überwachung von Ölverschmutzungen, den Verlust von Ladung oder sogar für Such- und Rettungseinsätze auf See nützlich, heißt es in der Mitteilung der ESA.

Verwendete Quellen: Studie veröffentlicht in Nature Communications, Pressemitteilung ESA

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