Die Verhandlungen zwischen Bahn und GDL sind erneut gescheitert, die Gewerkschaft hat Wellenstreiks angekündigt. Ein Experte sieht darin einen „Schlag ins Gesicht“ für Bahnreisende – denn die Auswirkungen dieser neuen Bahnstreiks wären größer als bisher.
Die GDL hat nach gescheiterten Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn neue Bahnstreiks angekündigt. Ab Donnerstag um 2 Uhr bis Freitag um 13 Uhr findet ein neuer Ausstand im Personenverkehr statt. Auch im Güterverkehr wurde ein Streik angekündigt – Utopia berichtete.
Außerdem stellt die Gewerkschaft weitere, auch unangekündigte Streiks in Aussicht. GDL-Chef Claus Weselsky sprach von Wellenstreiks, also mehreren kurzfristigen Arbeitsniederlegungen, die dem Arbeitgeber nicht angekündigt werden. Zuvor hatte die Gewerkschaft Arbeitskämpfe mindestens zwei Tage im Voraus bekanntgegeben.
Detlef Neuß ist Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn. Der Verein vertritt die Interessen von Fahrgästen im öffentlichen Verkehr und sieht die neue Strategie der GDL kritisch. „Der Fahrgast ist kein Tarifpartner, der Fahrgast sitzt nicht mit am Verhandlungstisch, hat keinen Einfluss, leidet unter solchen Wellenstreiks dann aber noch stärker als bisher“, erklärt der Experte gegenüber der Taz.
Neue Bahnstreiks für Kund:innen „Schlag ins Gesicht“
„Wenn jetzt wirklich wellenartig ohne Vorwarnung morgens auf einmal kein Zug mehr fährt, ist das für die Passagiere ein Schlag ins Gesicht“, argumentiert Neuß. Sein Verband habe in der Vergangenheit der GDL gegenüber klar gemacht, wieso Bahnstreiks angekündigt werden sollen: Fahrgäst:innen müssten die Chance haben, sich vorzubereiten.
Dass die Verhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der GDL seit Monaten scheitern, sei „für Fahrgäste unzumutbar“, findet Neuß. Wegen zusätzlichen Streiks bei Verdi und an Flughäfen, fehlten Alternativen und es würden Leute auf der Strecke bleiben.
Pro Bahn fordert Schlichtung – gemeinsam mit Regierung
Neuß sieht sowohl die GDL als auch die Deutsche Bahn AG in der Verantwortung. Außerdem fordert er die Regierung zum Handeln auf, weil sich die DB AG im Besitz des Bundes befindet. Sein Verband verlangt, dass alle drei Parteien „so kurzfristig wie möglich“ in eine Schlichtung eintreten.
Neuß fürchtet auch, dass sich weitere Bahnstreiks negativ auf die Verkehrswende auswirken: Der neue Streik würde Menschen „raus aus der Bahn, zurück auf die Autobahn“ führen. Er betont, dass Pro Bahn seit langem eine Streikfahrplan fordert, wie er in anderen EU-Ländern etabliert ist. In Frankreich und Italien „fahren auch an Streiktagen einige Busse und Bahnen zuverlässig und die Fahrgäste bleiben nicht im Regen stehen“, so der Experte.
Verwendete Quellen: Taz
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