In einem groß angelegten Ranking wurden Europas Bahnhöfe nach Nutzerfreundlichkeit bewertet. Deutsche Bahnhöfe belegen dabei fast ausschließlich hintere Plätze.
Welche europäischen Bahnhöfe sind logistisch am besten organisiert und bieten Zugreisenden den meisten Komfort? Und wo wartet man besonders lange?
Diese und weitere Aspekte hat das Consumer Choice Center (CCC) analysiert und daraus ein Ranking der besten und schlechtesten europäischen Bahnhöfe abgeleitet: den European Railway Station Index 2023.
Für den groß angelegten Vergleich untersuchte das CCC die größten 50 Bahnhöfe Europas, gemessen am Passagieraufkommen. Die letzten fünf Plätzen des Rankings belegen allesamt Stationen in Deutschland.
Ranking: Die fünf besten Bahnhöfe Europas für Zugreisende – und die fünf schlechtesten
Zu den Kriterien des großen europäischen Bahnhofsvergleichs zählten unter anderem die Wartezeiten auf Züge, die Bedingungen an Ticketschaltern und die Auswahl angebotener Ticket-Pakete. Aber auch logistische Faktoren wie Möglichkeiten für Umstiege oder Sanitäranlagen für Menschen im Rollstuhl zählten zu den ausschlaggebenden Aspekten.
Dem European Railway Station Index 2023 zufolge sind dies die derzeit passagierfreundlichsten fünf Bahnhöfe in Europa:
- Zürich Hbf (102 Punkte)
- Wien Hbf (94 Punkte)
- Berlin Hbf (90 Punkte)
- Bahnhof Bern (90 Punkte)
- Utrecht Centraal (89,5 Punkte)
Am unfreundlichsten für Passagiere zeigten sich dagegen folgende Bahnhöfe, die auf den fünf letzten Plätzen des European Railway Station Index 2023 rangieren:
- Berlin Ostkreuz (54 Punkte)
- Berlin Gesundbrunnen (54 Punkte)
- Berlin Zoologischer Garten (54 Punkte)
- München Pasing (52 Punkte)
- Bremen Hbf (39 Punkte)
Für die Bewertung der fünfzig größten europäischen Bahnhöfe griff das CCC auf Zahlen und Daten von Websites der Stationen sowie auf Online-Statistiken zurück.
Bahnhöfe bemühen sich, behindertengerecht zu werden
Der Hauptbahnhof Leipzig, der das Ranking 2021 noch angeführt hatte, erreichte beim diesjährigen European Railway Station Index lediglich Platz 13.
Andere Bahnhöfe in Deutschland fanden sich auf den folgenden Plätzen des Rankings wieder: Köln Hbf (18.), München Hbf (22.) sowie Hamburg Hbf und Hannover Hbf (beide 27.)
Das CCC betont, dass europäische Bahnhöfe insgesamt mehr dafür unternahmen, zugänglicher für Rollstuhlfahrer:innen zu werden. In allen damit verbundenen Kategorien erzielten die Stationen bessere Ergebnisse als zuvor.
Kritik um Consumer Choice Center
Das CCC ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das sich selbst als „unabhängige, unparteiische Verbraucherschutzorganisation“ bezeichnet, welche sich durch Privatspenden finanziert. Laut Spiegel hat es in der Vergangenheit allerdings auch Spenden aus Branchen wie der Energiewirtschaft, der Tabakindustrie oder von Chemie-Unternehmen oder Fluggesellschaften angenommen und wurde für Lobby-Strukturen kritisiert.
Aus dem EU-Transparenz-Register ist das CCC bereits entfernt worden. Dagegen hatte das Corporate Europe Observatory im Sommer protestiert.
Auch am Studiendesign gab es viel Kritik. Das Online-Magazin Übermedien warf den Autor:innen unter anderem vor, veraltete Zahlen aus der Coronapandemie für das Fahrgastaufkommen zu nutzen – was die Auswahl an Bahnhöfen verzerre. Bei der Bewertung würden Nebensächlichkeiten wie WLAN eine Rolle spielen, aber relevantere Faktoren wie die Wegführung beim Umsteigen würden nicht beachtet. Die Daten zur Wartezeit seien nicht offiziell und es würde nur ein einzelner Tag betrachtet.
Verwendete Quelle: Consumer Choice Center (CCC), Spiegel, Übermedien
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