Im Frühling blühen die Rapsfelder besonders schön. Das lockt sogenannte „Rapsstürmer“ an, sehr zum Ärger von Landwirt:innen. Wer sich auf den gelben Feldern falsch verhält, dem drohen hohe Geldstrafen.
Raps blüht in Deutschland von April bis Mai. Die gelben Blumen wurden laut Statistischem Bundesamt 2022 auf 1,2 Millionen Hektar Ackerland angesät. Doch sie locken zur Blütezeit nicht nur Insekten an. Auch sogenannte „Rapsstürmer“ zieht es auf die Felder – sehr zum Ärger von Landwirt:innen.
„Rapsstürmern“ drohen hohe Geldstrafen
Bei „Rapsstürmern“ handelt es um Menschen, die sich zwischen den gelben Blüten in Pose werfen – für Selfies oder anderen Content für Social-Media-Plattformen wie Instagram. Unter dem Hashtag „#rapsfeld“ finden sich auf Instagram derzeit knapp 202.000 Beiträge (Stand: 11.05.23), die oft Menschen, Hunde und sogar Pferde in den Feldern zeigen. Die Personen zeigen sich in ausgelassenen Posen oder mit verträumtem Blick – gerne auch zum Sonnenuntergang.
Doch was malerisch aussieht, kann zum echten Problem werden. Agrarheute, ein Portal des Deutschen Landwirtschaftsverlags, hat in den letzten Jahren immer wieder davor gewarnt, für Selfies durch Rapsfelder zu ziehen. Zwar gibt es ein allgemeines Betretungsrecht der freien Landschaft – doch „Felder, Wiesen und Weiden sind tabu, wenn sie in einer Nutzung sind“, erklärt das Portal. Wer einen Hundehaufen im Feld hinterlasse, müsse mit einem Bußgeld von 50 Euro rechnen. Der Picknickmüll im Kornfeld oder das Selfie im Rapsfeld könne bis zu 10.000 Euro kosten, warnt agrarheute mit Bezug auf die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (blhv) erklärt, dass bis zu 15.000 Euro Geldbuße drohen, wenn man landwirtschaftliche Flächen entgegen Verboten betritt – ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zu Pferd. Dies sei eine Ordnungswidrigkeit. Landwirt:innen könnten zudem Schadensersatzansprüche erheben.
Wie Instagram-Fotos die Natur zerstören
„Rapsstürmer“ können Erntepflanzen platttreten oder Felder vermüllen – das ist ärgerlich für die Erzeuger:innen. Agrarheute betont, dass Landwirt:innen und Waldbesitzer:innen auch dazu appellieren, die Natur zu respektieren.
Raps dient Insekten als Nahrungsangebot, auch bestimmte Vögel fressen die Rapssamen gerne. Doch die Saat wird oft in Monokulturen angebaut – das sei „alles andere als biodiversitätsfördernd“, warnt die Umweltschutzorganisation WWF. Außerdem wird die Pflanze oft mit Pestiziden behandelt und nicht nur zu Lebensmitteln weiterverarbeitet, sondern auch zu Biokraftstoffen wie Biodiesel. Diese Art der Nutzung ist nicht unumstritten: Unter anderem, weil der Anbau Flächen in Anspruch nimmt, die auch für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt werden könnten.
Utopia meint: Völlig unabhängig davon, wie nachhaltig der Rapsanbau ist: Dass Pflanzen, Felder oder Natur durch Menschen zerstört werden, die auf der Jagd nach dem perfekten Foto sind, ist leider keine Seltenheit mehr. In Holland wurden Zäune um Tulpenfelder aufgestellt, um Fotograf:innen fernzuhalten. Auf Lavendelfeldern in der Provence gab es ähnliche Probleme, auch Naturschutzparks warnen vor den Auswirkungen von „Instagram-Tourismus“. Egal ob auf landwirtschaftlich bewirtschafteten Feldern oder in der freien Natur: Besucher:innen sollten sich an Regeln halten, auf gekennzeichneten Wegen bleiben und die Natur schonen – sonst kann sie durch ihren Übereifer zerstört werden.
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