Ein Kratzen im Hals, eine verstopfte Nase – für leichte Beschwerden gibt es viele rezeptfreie Arzneimittel. Doch nicht alles, was man ohne Ärzt:in in der Apotheke bekommen kann, ist unbedenklich.
Wer rezeptfreie Medikamente bisher für harmlos hielt, der könnte falsch liegen. Derzeit prüft die Europäische Arzneimittelbehörde EMA, welche gesundheitlichen Gefahren von Arzneimitteln mit Pseudoephedrin ausgehen könnten. Hierzu zählen etwa auch Nasensprays, die ein Abschwellen der Schleimhäute bewirken und nach wie vor rezeptfrei in Apotheken zu erhalten sind. Dabei wird vermutet: Arzneimittel mit Pseudoephedrin könnten die Durchblutung im Gehirn verringern. Die neue Prüfung könnte die zukünftige Zulassung der Medikamente in Frage stellen.
Pseudoephedrinhaltige Medikamente sind aber nicht die einzigen, die in Verdacht stehen, sich negativ auf die Gesundheit auszuwirken. Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer erklärt im Interview mit dem Spiegel, dass sich der menschliche Körper mit der Zeit auch an vergleichsweise leichte Schmerzmittel gewöhnen kann. Etwa an Präparate wie Paracetamol, die ebenfalls rezeptfrei in Apotheken zu bekommen sind. „Sie können Kopfschmerzen auslösen oder Nieren schädigen“, wie Benkert sagt.
Was ist ratsam?
Besonders beachten sollte man, so Benkert, wie häufig man bestimmte Präparate verwendet. Im Falle abschwellender Nasensprays empfiehlt er, das Medikament nicht häufiger als zweimal täglich – maximal eine Woche am Stück – anzuwenden. Durch zu häufige Benutzung gewöhne sich die Nasenschleimhaut an das Spray, wodurch Betroffene es immer und immer wieder würden benutzen müssen.
„Ich empfehle Nasenspray immer nur, wenn die Nebenhöhlen zu sind und jemand ein Medikament nimmt, dass das Sekret in den Nebenhöhlen löst“, erklärt Benkert.
Patient:innen, die aufgrund eines länger anhaltenden Gebrauchs abhängig von Nasenspray zu sein scheinen, empfiehlt Benkert eine langsame und schrittweise Reduzierung der Eigenbehandlung mit dem jeweiligen Medikament: Das Nasenspray könne einmal morgens eingenommen werden, „und wenn die Nase dann frei ist, einfach nur ein Kochsalz- oder Meersalz-Spray zur Erleichterung nehmen“. Auf diese Weise solle man versuchen, die Intervalle der Einnahmen zu verringern, bis man das Nasenspray letztendlich überhaupt nicht mehr benötigt.
Was kann seitens der Apotheken getan werden?
Im Fall von Paracetamol sei die Verringerung der Verpackungsgröße ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, hält Benkert fest.
Natürlich ließe es sich, so Benkert, nicht verhindern, dass Patient:innen mehrere Apotheken aufsuchen, um größerer Mengen Schmerzmittel zu beschaffen. „Wenn mir auffällt, dass jemand häufig Schmerzmittel kauft, spreche ich ihn darauf auch an und versuche, gemeinsam mit ihm eine Lösung zu finden“, erklärt Benkert. In solchen Fällen erweise es sich meist als ratsam, dass Patient:innen die Einnahme auf ein anderes Präparat umstellen.
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